Als fünftes Highlight wurde eine Arbeit aus dem Bereich der Kardiotoxizität von Dr. Jannek Brauer (Universitätsklinikum Heidelberg) ausgewählt, die sich mit der Problematik der Immun-Checkpoint-Inhibitor-Myokarditis beschäftigte.5
Die Immun-Checkpoint-Inhibitor (ICI)-Myokarditis ist zwar eine sehr seltene Nebenwirkung (bei ca. 1,5 % aller behandelten Patientinnen und Patienten), aber hat schwerste Verläufe: Bis zu 50 % der Personen müssen beatmet werden, versterben oder haben maligne Arrhythmien. Bisher gibt es keine spezifische Therapie. Um ein Target zu identifizieren, wurde ein In-vitro-Modell etabliert – unter Verwendung von humanen mononuklearen Blutzellen und neonatalen Ratten-Kardiomyozyten mit vorhergehender ICI-Behandlung.
Anschließend erfolgte die Analyse der dysregulierten Gene im Rattengenom, die mit hochregulierten humanen Genen von Menschen mit ICI-Myokarditis (Biopsien von je 9 Personen mit und ohne Myokarditis) abgeglichen wurden. Mit dieser Methode wurde das Guanylat-Binding-Protein 5 (GBP5) als Top-Target identifiziert und entsprechende Tamoxifen-induzierbare KO-Mäuse generiert. Nach ICI-Behandlung entwickelten die KO-Mäuse nur eine milde ICI-Myokarditis. In den WT-Mäusen wurde dagegen eine deutlichere Aktivierung des Inflammasoms im Herzen und eine Abnahme der Pumpfunktion beobachtet. Somit könnte GBP5 ein potentielles Drug-Target für die ICI-Behandlung darstellen.
Fazit Prof. Sabine Steffens: „Auch die Kardio-Onkologie, die sich mit den sich mit den Auswirkungen von Krebstherapien auf das Herz-Kreislauf-System befasst, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Frage ist, wie Nebenwirkungen nicht nur symptomatisch behandelt, sondern idealerweise vermieden werden können.“