Basic-Science-Highlights der Herztage 2023

 

Diese Highlights der Grundlagenforschung sollten Sie nicht verpassen! Als Sprecher des Basic Science Clusters der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) stellt Dr. Malte Tiburcy vorab die spannendsten Themen der Basic Science Meetings vor, die kommende Woche auf den Herztagen in Bonn präsentiert werden, und gibt Einblicke in aktuelle Projekte der Grundlagenforschung.

 

Bildquelle (Bild oben): Pixel-Shot / Shutterstock.com

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

28.09.2023

HERZMEDIZIN: Auf welche Basic-Science-Highlights freuen Sie sich auf den Herztagen in Bonn?

 

Tiburcy: Thematisch gehören neue Aspekte der Heilung nach Herzinfarkt, neue Mechanismen der Kommunikation zwischen Herz und Gefäßen, Nerven sowie anderen Organsystemen und neue Erkenntnisse zum Metabolismus, z. B. zu Effekten von SGLT2-Inhibitoren oder GLP1-Agonisten, zu meinen persönlichen Highlights der Basic Science Meetings. Ein weiteres Highlight der Herztage ist aber auch die Poster-Reception, die dieses Jahr erstmalig in Bonn stattfinden wird. Dabei werden Poster im zwanglosen Rahmen vorgestellt und diskutiert sowie Nachwuchswissenschaftler:innen für die besten Posterpräsentationen geehrt.

Zur Person

Dr. Malte Tiburcy

Dr. med. Malte Tiburcy ist wissenschaftlicher Arbeitsgruppenleiter am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universitätsmedizin Göttingen und Sprecher des Basic Science Clusters der DGK.

Bildquelle: miriammerkelfotografie

Aktuelle Schwerpunkte des Basic Science Clusters

 

HERZMEDIZIN: Das Basic Science Cluster der DGK wurde im Jahr 2021 gegründet und besteht derzeit aus 6 Arbeitsgruppen. Was sind Ihrer Einschätzung nach die wichtigsten Forschungsschwerpunkte?

 

Tiburcy: Die Basic Science Meetings der Herztage bilden die Forschungsschwerpunkte des Clusters sehr gut ab. Ein Fokus der aktuellen Forschung liegt auf der Interaktion: Wie ist das Herz in andere Organe eingebettet? Welche Kommunikation gibt es – einerseits zwischen den Organen und andererseits zwischen den verschiedenen Zelltypen im Herzen, wie z. B. den Gefäßen und Nerven?

Das zweite wichtige Forschungsgebiet des Basic Science Clusters betrifft den Metabolismus: Welche Rolle spielt z. B. Fettgewebe bei Herzerkrankungen, aber auch bei der Kommunikation zwischen Organen? Weiterhin gibt es neue Erkenntnisse zu Herzrhythmusstörungen, also Vorhofflimmern, die auf die Frage abzielen: Kann man die identifizierten Mechanismen therapeutisch nutzen, um neue Ansätze für eine Rhythmisierung zu erreichen?

Aus der Forschung in die Klinik

 

HERZMEDIZIN: Das Basic Science Cluster soll unter anderem die Umsetzung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die klinische Praxis fördern. Welche spannenden Projekte aus diesem Bereich laufen derzeit?

 

Tiburcy: Drei wichtige aktuelle Projekte zur Übertragung neuer Konzepte von der Grundlagenwissenschaft in die Klinik sind:

 

  • Modulation von Mikro-RNA zum therapeutischen Einsatz gegen Herzinsuffizienz in der Gruppe von Thomas Thum (Fraunhofer-Institut Hannover)
  • Studien zum therapeutischen Einsatz kleiner RNA-Moleküle in der Gruppe von Stefanie Dimmeler (Goethe-Universität Frankfurt)
  • Die BioVAT-Studie zur Zelltherapie mit der Fragestellung, ob neues Muskelgewebe aus Stammzellen nach einem Herzinfarkt aufgebaut werden kann (Universitätsmedizin Göttingen).

 

HERZMEDIZIN: Was sind Ihrer Meinung nach, vielversprechende neue therapeutische Ansätze, mit deren Umsetzung in den nächsten Jahren zu rechnen ist?

 

Tiburcy: Wie bereits erwähnt, sind RNA-basierte Therapeutika ein sehr wichtiger Bereich bei der Entwicklung von innovativen Wirkstoffen. Aber auch zellbasierte Therapien und Gentherapien zur Behandlung angeborener Herzerkrankungen, insbesondere für die hypertrophe Kardiomyopathie und die Duchenne Muskeldystrophie (DMD) gehören zu den neuen Therapien, deren Umsetzung in den nächsten Jahren erwartet wird.

Vernetzung und Förderung von Nachwuchswissenschaftler:innen

 

HERZMEDIZIN: Welche weiteren zukünftigen Ziele hat das Basic Science Cluster der DGK?

 

Tiburcy: Die Vernetzung von Nachwuchswissenschaftler:innen gemeinsam mit der Young-DGK ist ein weiteres wichtiges Ziel des Basic Science Clusters. Es gibt zahlreiche neue Initiativen, wie gemeinsame Sitzungen, die Poster-Reception und ein Symposium, das im Dezember an der Leopoldina in Halle erstmalig stattfinden wird. Diese Veranstaltungen sollen zum einen Nachwuchswissenschaftler:innen aus der Grundlagenforschung fördern und zum anderen Netzwerke zwischen Wissenschaftler:innen aus Forschung und Klinik aufbauen und etablieren. Schließlich freuen wir uns darauf, dass im nächsten Jahr das Format der Herztage nach Hamburg als neuen Standort überführt werden wird und wir die Attraktivität der Basic Science Meetings dort durch neue Angebote weiter steigern können.

 

HERZMEDIZIN: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen Ihnen spannende Herztage in Bonn!


Basic Science Meetings der Herztage 2023

Online-Programm der Herztage 2023

 

Auf den Herztagen 2023 in Bonn finden folgende Basic Science Meetings statt:

 

  • Donnerstag, 05.10.2023; 8.30-10.00 (Saal Bangkok): Healing after myocardial infarction – New mechanistic insights and therapeutic implications (Working Group 8 "Genetik und Molekularbiologie kardiovaskulärer Erkrankungen")
  • Donnerstag, 05.10.2023; 17:00-18.30 (Saal Bangkok 2): Cardiac metabolism – From iPS cells to adipocytes and obesity (Working Group 31 "Kardiovaskuläre Regeneration")
  • Freitag, 06.10.2023 8:00-9:30 (Saal Bangkok 2): Vessel-organ crosstalk in heart disease (Working Group 4 „Vaskuläre Medizin“)
  • Freitag, 06.10.2023; 15.30-17.00 (Saal Bangkok): Understanding Cardiometabolic Syndrome and targeting risk of heart failure (Working Group 13 "Myokardiale Funktion und Energetik")

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