Das nächste Highlight wurde von Dr. Frederick Sinha aus der Gruppe von Prof. Stephan Wagner und Prof. Lars S. Maier (Universitätsklinikum Regensburg) vorgestellt.6
Der SGLT2-Inhibitor Empagliflozin hat in mehreren großen klinischen Studien positive Effekte sowohl auf kardiovaskuläre als auch auf renale Endpunkte gezeigt. Allerdings blieb bisher unklar, ob die renale Protektion über die Hemmung des tubulären SGLT2 oder über andere Effekte vermittelt wird. Um diese Fragestellung zu untersuchen, wurde bei Wildtyp- und SGLT2-defizienten Mäusen eine transversale Aortenverengung (TAC: Transaortic constriction) oder eine Schein-OP durchgeführt. Danach wurden die Tiere über 10 Wochen entweder mit Empagliflozin (10 mg/kg Körpergewicht) oder mit Vehikel behandelt. Durch die Empagliflozin-Gabe wurden sowohl die TAC-induzierten Verschlechterungen der linksventrikulären Funktion als auch der Nierenfunktion (GFR-Reduktion) abgemildert. Überraschenderweise zeigten sich die gleichen positiven Effekte von Empagliflozin auch bei SGLT2-defizienten Mäusen nach TAC, was daraufhin wies, dass (zumindest im Mausmodell) der Wirkmechanismus von Empagliflozin unabhängig von der SGLT2-Inhibition vermittelt wird. In weiteren Experimenten konnte zudem gezeigt werden, dass die erhöhte renale Expression proinflammatorischer Zytokine nach TAC direkt durch Empagliflozin vermindert wurde.
Expertenkommentar: „Obwohl Empagliflozin in großen klinischen Studien überzeugt hat, verstehen wir die genauen Mechanismen immer noch nicht. Wirkt Empagliflozin sogar unabhängig von SGLT2 kardio- und nephroprotektiv?“
In mehreren klinischen Studien wurde gezeigt, dass SGLT2-Inhibitoren auch unabhängig vom Vorliegen eines Diabetes direkt kardio- und nephroprotektiv wirken. Obwohl SGLT2-Inhibitoren inzwischen laut ESC-Leitlinie eine Klasse-1a-Empfehlung haben, ist der Wirkmechanismus weitgehend unbekannt. Um die Wirkweise von Empagliflozin zu untersuchen, wurden in dieser Arbeit Mäuse mit TAC als Herzinsuffizienz-Modell verwendet. Erstaunlicherweise wirkte Empagliflozin kardioprotektiv und nephroprotektiv auch in den SGLT2-defizienten Tieren. Die Wirkung ist also weder auf die Glukose, die rückresorbiert wird, noch auf die SGLT2-Hemmung zurückzuführen, sondern es handelt sich hierbei am ehesten um pleiotrope und anti-inflammatorische Effekte. Der Wirkmechanismus von Empagliflozin ist somit insgesamt wesentlich komplexer als gedacht, was neue spannende Wege für die zukünftige Forschung eröffnet.