Die Adipositas betrifft weltweit mittlerweile mehr als eine Milliarde Menschen. Sie ist kein Ausdruck mangelnder Disziplin oder ein Lifestyle-Phänomen, sondern eine schwere chronische Erkrankung mit hoher Mortalität und einem besonders ausgeprägten kardiovaskulären Risiko. Die erfreuliche Entwicklung der vergangenen Jahre ist, dass uns zunehmend wirksame pharmakologische, inkretinbasierte Therapien zur Verfügung stehen, die ergänzend zur Lebensstilmodifikation eingesetzt werden können und zu einer sicheren und effektiven Gewichtsreduktion führen.
Die rasante Weiterentwicklung – darunter duale Inkretinrezeptor-Agonisten, Triple-Agonisten und Kombinationen mit Amylin-Analoga – unterstreicht, dass die pharmakologische Adipositas-Therapie inzwischen im Zentrum medizinischer Forschung und klinischer Versorgung steht. Besonders spannend ist, dass neue Kombinationspräparate wie Cagrilintid/Semaglutid teils zu einer noch stärkeren Gewichtsreduktion führen als GLP-1-Rezeptoragonisten allein.
Für uns in der kardiometabolischen Medizin ist allerdings nicht allein der Umfang der Gewichtsabnahme entscheidend. Mindestens ebenso relevant sind die Auswirkungen auf kardiovaskuläre und kardiorenale Endpunkte. Die SELECT-Studie (Semaglutid vs. Placebo) ist bislang die erste und einzige Studie, die zeigen konnte, dass eine pharmakologische Gewichtsreduktion tatsächlich zu einer signifikanten Reduktion von Mortalität und kardiovaskulären Ereignissen bei Patientinnen und Patienten mit Adipositas führt. Eine aktuelle Subanalyse der SELECT-Studie zeigt zudem, dass der kardiovaskuläre Nutzen von Semaglutid unabhängig vom Ausgangs-BMI und vom Ausmaß der erzielten Gewichtsreduktion besteht.5 Aus mechanistischen Arbeiten wissen wir, dass die kardioprotektiven Effekte der GLP-1-Rezeptoragonisten insbesondere durch direkte antiinflammatorische und vasoprotektive Wirkungen vermittelt werden – und nicht primär durch die Gewichtsreduktion selbst.
Angesichts der Vielzahl neuer Daten zu inkretinbasierten Therapien bei Adipositas ist mit weiteren wichtigen Erkenntnissen zu rechnen. Die Ergebnisse kommender kardiovaskulärer Endpunktstudien werden zeigen müssen, ob der noch ausgeprägtere Gewichtsverlust unter modernen Wirkstoffkombinationen – wie etwa der Kombination aus Cagrilintid und Semaglutid – auch in einen größeren kardiovaskulären Nutzen übersetzt wird. Die bislang beobachtete stärkere Senkung des hsCRP unter CagriSema im Vergleich zu Semaglutid allein ist in diesem Zusammenhang zumindest ein vielversprechender Hinweis, insbesondere mit Blick auf die derzeit laufenden CVOTs.