Die Kopenhagener Arbeitsgruppe um Tor Biering-Sørensen hatte bereits 2023 gezeigt, dass insbesondere Informationen zum kardiovaskulären Nutzen einer Impfung die (in Dänemark im Risikokollektiv der >64-Jährigen im Vergleich zu Deutschland fast zweimal so hohe) Impfrate signifikant steigern kann. Weitere Analysen auch von <65 Jahre alten Patientinnen und Patienten mit chronischer Vorerkrankung (NUDGE-FLU-CHRONIC1 und NUDGE-FLU-CHRONIC-2) in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zeigten auch hier den günstigen Effekt einer (wiederholten) Aufklärung über den kardiovaskulären Nutzen, versendet über den in Dänemark gängigen elektronischen Postverkehr. In beiden Analysen mit je ca. 300.000 Teilnehmenden waren explorative kardiovaskuläre Endpunkte teilweise im Trend reduziert, jedoch nicht statistisch signifikant.
In der jetzigen gepoolten Untersuchung beider Studien fand man nicht nur einen Anstieg der Influenza- und auch der Covid19-Impfraten, sondern eine statistisch signifikante Reduktion der MACE-Rate um absolute 0,35 % sowie von Herzinsuffizienz-Endpunkten um 0,23 %.
Die großen dänischen NUDGE-Studien sind aus zweierlei Gründen bemerkenswert: Sie zeigen die Möglichkeit einer Analyse sehr großer Patienten-(Teilnehmer-)Zahlen in einem praxisnahen Ansatz, der unter anderem durch den ab 2026 dort ausschließlich verfügbaren elektronischen Briefverkehr ermöglicht wird. Zum anderen unterstützen sie die auch in Deutschland bestehende Notwendigkeit einer Aufklärung der Patienten über den kardiovaskulären Nutzen von Schutzimpfungen, der (auch) hierzulande unzureichende perzipiert wird. Die in der aktuellen Analyse errechnete number needed to vaccinate ist nicht niedrig, für die Wirksamkeit in einem 1-Jahreszeitraum aber in der Größenordnung vieler sonstiger sekundärpräventiver Ansätze, die im gleichem Zeitraum 365x zugeführt (eingenommen) werden müssen.