siRNA Zerlasiran senkt Lipoprotein(a) bei Personen mit atherosklerotischer Gefäßerkrankung

 

AHA-Kongress 2024 | ALPACAR: Im Rahmen der Hotline-Session des AHA-Kongresses am 18.11.2024 stellte Prof. Steven E. Nissen die ALPACAR-Studie vor, welche zeitgleich in JAMA veröffentlicht wurde.1,2 Es handelt sich um eine Phase-2-Studie, in welcher die Senkung der Lipoprotein(a)-Serumkonzentration durch die kleine interferierende RNA (small-interfering RNA, siRNA) Zerlasiran bei Patientinnen und Patienten mit atherosklerotischer Gefäßkrankheit und einem Lipoprotein(a) > 125 nmol/l untersucht wurde. Zerlasiran interferiert spezifisch mit der mRNA, welche Apolioprotein(a) kodiert, und führt zu deren Abbau. Die verringerte Synthese von Apolipoprotein(a) senkt den Lipoprotein(a)-Spiegel, wie bereits in Phase-1-Studien demonstriert wurde.

Von:

Dr. Julius L. Katzmann

Universitätsklinikum Leipzig

 

Prof. Ulrich Laufs

Rubrikleiter Prävention

 

20.11.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Rudy Balasko / Shutterstock.com

In die ALPACAR-Studie wurden 178 Patientinnen und Patienten in 26 Zentren in Europa und Südafrika eingeschlossen. Die Studienteilnehmenden erhielten subkutane Injektionen mit Placebo oder zwei verschiedenen Dosierungen Zerlasiran (300 oder 450 mg) im Abstand von 24 Wochen oder 300 mg im Abstand von 16 Wochen. Primärer Endpunkt war die über die Zeit gemittelte Lipoprotein(a)-Senkung nach 36 Wochen (nicht die maximale Lipoprotein(a)-Senkung), das Follow-up erstreckte sich über 60 Wochen.

Wirksamkeit

 

Bei Einschluss betrug das Lipoprotein(a) im Median 213 nmol/l, das LDL-Cholesterin ca. 70 mg/dl. Unter Zerlasiran wurde das Lipoprotein(a) in Woche 36 im Mittel um 85,6 %, 82,8 % bzw. 81,3 % für die Dosierungen 450 mg alle 24 Wochen, 300 mg alle 16 Wochen bzw. 300 mg alle 24 Wochen gesenkt. Vor der jeweils nächsten Gabe das Medikaments war erwartungsgemäß ein allmählicher Wiederanstieg der Lipoprotein(a)-Konzentration zu beobachten. Die wiederholte Gabe des Medikaments war jeweils mit einer zunehmenden Senkung des Lipoprotein(a) verbunden. Begleitend wurde das LDL-Cholesterin um ca. 25–30 % gesenkt, das Apolipoprotein B fiel um ca. 10–15 %. Quantitativ vergleichbare Ergebnisse konnten nach 48 und 60 Wochen beobachtet werden. Die interindividuelle Variabilität fiel verhältnismäßig gering aus, bei den meisten Patientinnen und Patienten konnte eine hochpotente Lipoprotein(a)-Senkung erzielt werden.

Sicherheit

 

Bis zu 7 % der Patientinnen und Patienten hatten leichte Beschwerden im Bereich der Injektionsstelle, sonstige Medikamenten-assoziierte unerwünschte Wirkungen wurden nicht berichtet.

Kommentar

 

Die ALPACAR-Studie zeigt die Wirksamkeit und die Sicherheit von Zerlasiran bei knapp 150 mit dem neuen Wirkstoff behandelten Patientinnen und Patienten über einen Beobachtungszeitraum von 1 Jahr. Die über die Zeit gemittelte Senkung des Lipoprotein(a) ist in derselben Größenordnung wie unter anderen RNA-interferierenden Lipoprotein(a)-Senkern wie Pelacarsen, Olpasiran und Lepodisiran (für diese Substanzen wurde i. d. R. die maximale Lp(a)-Senkung berichtet, welche immer etwas höher als die mittlere Senkung ist). Da mit jeder weiteren Dosis das Lipoprotein(a) weiter gesenkt wurde, und insbesondere bei den nur zweimalig verabreichten Dosierungen der Steady State in der Beobachtungszeit noch nicht erreicht war, kann noch nicht abschließend beurteilt werden, in welchen Dosierungsintervallen im Falle einer längerfristigen Behandlung eine Verabreichung erfolgen sollte.


Wie auch für die anderen spezifischen Lipoprotein(a)-Senker gilt, dass vor breiter Anwendung der Nachweis der Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse und die Sicherheit des Wirkstoffs in einer Endpunktstudie erforderlich ist. Die ALPACAR-Studie zeigt, dass es sinnvoll ist, Zerlasiran in weiteren Studien zu testen.

Zum Autor

Dr. Julius L. Katzmann

Dr. Julius L. Katzmann ist Facharzt an der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Seine Forschungsinteressen beinhalten insbesondere Dyslipidämien und kardiovaskuläre Prävention.

Zum Autor

Prof. Ulrich Laufs

Prof. Ulrich Laufs ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Zu seinen Schwerpunkten gehören u. a. kardiovaskuläre Prävention und Lipoprotein-Stoffwechselstörungen. Im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) vertritt er den Bereich der Universitätskliniken.

Referenzen

 

  1. Nissen SE. ALPACAR Phase 2 Trial of Zerlasiran: Multiple doses of a Small-Interfering RNA Targeting Lipoprotein(a) with 60 weeks Follow Up. Late-Breaking Science Session 8, AHA 2024.
  2. Nissen SE, Wang Q, Nicholls SJ, et al. Zerlasiran-A Small-Interfering RNA Targeting Lipoprotein(a): A Phase 2 Randomized Clinical Trial. JAMA. Published online November 18, 2024. doi:10.1001/jama.2024.21957

Das könnte Sie auch interessieren

Interview: Status quo Früherkennung und Prävention

Herzmedizin-Summit 2024: Prof. R. Hambrecht über Früherkennung und Prävention.

Interview: Status quo Digitalisierung

Herzmedizin-Summit 2024 | Prof. G. Hindricks über die Chancen der Digitalisierung in der Medizin.

Interview: Nationale Herzkreislauf-Strategie

Herzmedizin-Summit 2024: Prof. H. Thiele über eine nationale Herzkreislauf-Strategie.

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen