Man muss es aber wollen. Beispielsweise bin ich seit langem auch interventionell im Katheterlabor tätig. Darüber hinaus implantieren wir Herzschrittmacher und Defibrillatoren. Das ist natürlich mit hohem persönlichen Aufwand verbunden, aber der Trend geht ohnehin zur Großpraxis mit mehreren angestellten Kolleg:innen oder auch Teilhaber:innen, sodass, wenn man die Invasivstrecke verfolgen will, sich dies auch gut umsetzen lässt.
HERZMEDIZIN: Lange Arbeitszeiten werden häufig als Argument genannt, warum junge Kolleg:innen keine eigene Praxis gründen wollen. Wie sieht Ihre Arbeitsbelastung aus?
Rybak: Als wir hier in der Praxis angefangen haben, waren die Arbeitszeiten enorm und 12-Stunden-Arbeitstage die Regel. Wenn sich aber junge Kolleg:innen für eine Anstellung entscheiden – sei es in einer privaten Praxis oder im MVZ, dann sind geregelte Arbeitszeiten möglich – anders als wenn man alleine eine Privatpraxis führt. Es ist wirklich ein wichtiges Motiv, warum sich junge Kolleg:innen eben nicht niederlassen. Sicherlich wollen und können wir diese extremen Arbeitszeiten heute nicht mehr umsetzen, auch wenn es für viele Kolleg:innen auf dem Land immer noch selbstverständlich ist.
HERZMEDIZIN: Was sind die positiven Aspekte, die Sie jeden Tag dazu motivieren, in Ihrer Praxis zu arbeiten?
Rybak: Erstens habe ich ein klasse Team. Es war sehr mühsam, die MFAs so auszubilden, dass sie wirklich einen super Job selbstständig machen können. Wir haben ein telemedizinisches Zentrum und sehr viel Medizintechnik, die hervorragend von den MFAs betreut werden. Das Zweite ist, dass der ambulante Bereich sehr interessant ist, weil man die Patient:innen langfristig über einen mehrjährigen Verlauf mitbegleitet, während sie in der Klinik schon nach kurzer Zeit entlassen werden und damit „verloren“ gehen. In der Klinik haben wir eine Akutsituation und die Patient:innen sind nach wenigen Tagen wieder weg.