Kurz und knapp informiert: Unser neuer Studienüberblick erscheint alle 2 Wochen und enthält eine Auswahl aktueller Publikationen aus der Kardiologie mit den wichtigsten wissenschaftlichen Fakten in übersichtlicher Form.
Kurz und knapp informiert: Unser neuer Studienüberblick erscheint alle 2 Wochen und enthält eine Auswahl aktueller Publikationen aus der Kardiologie mit den wichtigsten wissenschaftlichen Fakten in übersichtlicher Form.
Von:
Dr. Heidi Schörken
HERZMEDIZIN-Redaktion
27.06.2024
Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com
Eine Datenanalyse von 4 Studien zur Primärprävention durch ICD (implantierter Defibrillator) mit insgesamt 4.499 Personen mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) kommt zu dem Ergebnis, dass Digoxin das Risiko für ventrikuläre Tachykardien und Kammerflimmern sowie für Mortalität erheblich erhöht. Die Digoxin-Therapie bei HFrEF-Patientinnen und -Patienten mit ICD ist daher neu zu bewerten.1
In der japanischen Studie RESPECT-EPA wurde der Nutzen von EPA in Kombination mit Statinen bei insgesamt 2.506 Personen mit stabiler koronarer Herzkrankheit und niedrigem EPA/AA-Verhältnis (Eicosapentaensäure/Arachidonsäure < 0,4) über einen mittleren Zeitraum von 5 Jahren untersucht (EPA-Gruppe; n = 1.249 und Kontroll-Gruppe; n = 1.257). EPA reduzierte zwar das kardiovaskuläre Risiko, aber erhöhte auch signifikant das Risiko für Vorhofflimmern.2 In Deutschland wurde das einzige EPA-Präparat im Jahr 2022 trotz bestehender Zulassung, aufgrund der gescheiterten Kostenerstattungsverhandlungen, vom Markt genommen.
Eine Meta-Analyse von 23 Kohortenstudien mit über 600.000 Teilnehmenden aus Europa, USA, China, Japan und Südkorea stellte einen positiven und nahezu linearen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Hypertonie-Risiko fest, der abhängig von Geschlecht und Ethnie varriierte. Entgegen früheren Vermutungen erhöhte bereits eine geringe Menge an Alkohol das Hypertonie-Risiko. Daher ist zu empfehlen, den Konsum von Alkohol generell zu vermeiden bzw. zu begrenzen.3
Eine US-amerikanische Kohortenstudie untersuchte die 5-Jahres-Mortalitätsraten von 375 gematchten Patientenpaaren, die sich nach Aortenklappenersatzversagen entweder einer ViV (Valve-in-Valve)-TAVI oder einer erneuten OP (Re-OP) unterzogen hatten (mittleres Alter 74 Jahre; 37 % Frauen). Überraschenderweise wurde eine erhöhte Langzeitmortalität von ViV-TAVI beobachtet, die Anlass zu weiteren Studien gibt.4
ARTESiA hatte für Apixaban vs. Acetylsalicylsäure bei subklinischem Vorhofflimmern zwar ein um 37 % reduziertes Schlaganfallrisiko, aber auch ein um 74 % erhöhtes Blutungsrisiko gezeigt. In der Subgruppenanalyse ergab die Stratifizierung nach dem CHA2DS2-VASc-Score (> 4; = 4 und < 4), dass der Nutzen der Antikoagulation bei CHA2DS2-VASc-Score > 4 überwiegt, dagegen aber nicht bei CHA2DS2-VASc-Score < 4.5
In der DZHK-Studie PRAISE mit 254 Personen mit akutem Schlaganfall und erhöhten Troponinwerten (47 % Frauen; mittleres Alter 75 Jahre) wurde in 50 % der Fälle ein Myokardinfarkt diagnostiziert (laut EKG, Echokardiographie und Koronarangiographie). Mehr als 5-fach erhöhte Troponinwerte sagten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Myokardinfarkt vorher. Wie die Prognose der Betroffenen verbessert werden kann, sollen weitere Studien untersuchen.6
Forschende der Arbeitsgruppe von Prof. Christian Bär (Hannover) konnten nachweisen, dass Funktionsstörungen und Stress-Empfindlichkeit von Kardiomyozyten direkt mit der Telomerlänge korrelierten. Kardiomyozyten mit sehr kurzen Telomeren veränderten sich hin zu glatten Muskelzellen. Proteine, die an der Aufrechterhaltung der Telomerlänge beteiligt sind, könnten ein neues therapeutisches Target darstellen.7
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