So wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert

Die frühzeitige Diagnose einer Herzmuskelentzündung ist wichtig, um langfristige Herzschäden zu verhindern. Um eine Myokarditis feststellen zu können, stehen Kardiologinnen und Kardiologen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung.

Von Silja Klassen

 

24.08.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock / supersizer

Eine Herzmuskelentzündung, medizinisch auch als Myokarditis bezeichnet, kann sich zu einer ernsthaften Erkrankung entwickeln, die das Herz dauerhaft schädigt. Wenn sich bei einer Patientin oder einem Patienten die Symptome einer Herzmuskelentzündung zeigen, ist eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend für den weiteren Verlauf der Erkrankung. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt befragt die Patientin oder den Patienten zunächst ausführlich zu den Symptomen. Symptome wie beispielsweise Brustschmerzen oder Atemnot können auf eine Herzmuskelentzündung hindeuten, liefern aber noch keine klare Diagnose. Daher sind weitere Untersuchungen nötig und möglich, die den Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung bestätigen können.

 

 

Mit welcher Untersuchung kann eine Herzmuskelentzündung am genauesten festgestellt werden?

Die wichtigste Untersuchung, um eine Herzmuskelentzündung zu diagnostizieren, ist die Herz-Magnetresonanztomographie (MRT). „Mithilfe einer Herz-Magnetresonanztomographie lässt sich quasi in den Herzmuskel und in das Gewebe hineinschauen und erkennen, ob eine Anreicherung entzündungsbezogener Flüssigkeit im Herzmuskel oder im Herzbeutel – oder eine direkte Entzündung des Herzbeutels, des Perikards – nachweisbar ist“, erklärt Prof. Andreas Zeiher vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Hintergrund: Bei einer Entzündung reagiert das betroffene Gewebe zum Beispiel auf Infektionserreger, indem es Immunzellen und Botenstoffe (Zytokine) freisetzt. Dadurch werden jedoch die Blutgefäße in der betroffenen Region durchlässiger, wodurch Flüssigkeit in das umliegende Gewebe austreten kann. Eine solche Ansammlung von Flüssigkeit lässt sich im Herz-MRT sichtbar machen. Die Technik hat die Diagnose der Myokarditis in den vergangenen zehn Jahren revolutioniert, erklärt Prof. Zeiher: „1995 ist die Myokarditis noch durch eine Biopsie aus dem Herzmuskel diagnostiziert worden. Man ging mit dem Katheter ins Herz, entnahm ein bisschen Gewebe und hat es dann untersucht. Seit 2015 legen wir die Diagnose fest durch entsprechende Symptome, den Nachweis der sogenannten Entzündungsmarker im Herzmuskel mit dem MRT und dem Blutnachweis von Troponin.“ Troponine sind Eiweißbausteine, die in den Muskelzellen der Herzmuskulatur vorkommen. Wenn der Herzmuskel geschädigt ist, treten sie ins Blut über und können dort bei einer Blutuntersuchung gemessen werden.

Prof. Andreas Zeiher Prof. Dr. Andreas Zeiher, Distinguished Professor of Cardiology, Universität Frankfurt, ehemaliger Direktor der Medizinischen Klinik III am Universitätsklinikum Frankfurt am Main.

Welche weiteren Verfahren gibt es für die Diagnose einer Myokarditis?

Neben dem Herz-MRT und einer Blutuntersuchung gibt es weitere Untersuchungen, die bei der Diagnose einer Herzmuskelentzündung eingesetzt werden können. So können Kardiologinnen und Kardiologen anhand eines Elektrokardiogramms (EKG) feststellen, ob der Herzschlag zu schnell ist und gegebenenfalls Herzrhythmusstörungen vorliegen. Für die eindeutige Diagnose beziehungsweise den Ausschluss einer Herzmuskelentzündung genügt das aber nicht. „Aufgrund eines unauffälligen EKGs können wir nicht ausschließen, dass sich der Herzmuskel entzündet hat“, sagt Prof. Zeiher. „Veränderungen lassen sich in etwa 80 Prozent der Fälle nachweisen, sie sind aber nicht eindeutig diagnoseweisend für eine Myokarditis.“

 

Eine weitere Untersuchungsmöglichkeit ist die Herz-Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie). Mit ihrer Hilfe kann die Leistungskraft, also die Pumpfunktion des Herzens, gut beurteilt werden. Sie kann bei einer Herzmuskelentzündung eingeschränkt sein kann. Dann pumpt das Herz weniger Blut in den Körper. Dies kann ein wichtiger Hinweis auf eine Herzmuskelentzündung sein. „Doch ist die MRT auf jeden Fall die überlegene Methode in der Myokarditis-Diagnostik“, so Prof. Zeiher.

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