Für die Behandlung einer Herzmuskelentzündung gilt: Je schneller sie beginnt, desto besser. Denn je früher das Herz durch medikamentöse Behandlung oder Vermeidung starker körperlicher Aktivität entlastet wird, desto größer sind die Heilungschancen.
Für die Behandlung einer Herzmuskelentzündung gilt: Je schneller sie beginnt, desto besser. Denn je früher das Herz durch medikamentöse Behandlung oder Vermeidung starker körperlicher Aktivität entlastet wird, desto größer sind die Heilungschancen.
Von Silja Klassen
24.08.2023
Bildquelle (Bild oben): iStock / SDI Productions
Nach der Diagnose einer Herzmuskelentzündung sollte zunächst jede Anstrengung vermieden werden. „Gerade wenn Viren die Myokarditis ausgelöst haben, ist es extrem wichtig, seinen Körper zu schonen, um das Herz nicht zu überfordern“, sagt Prof. Andreas Zeiher vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main. „Bei einer gesicherten Myokarditis ist für drei bis sechs Monate keine große körperliche Anstrengung und kein Wettkampfsport erlaubt.“ Erst wenn nach einer erneuten ärztlichen Kontrolle grünes Licht gegeben wird, können Betroffene wieder beginnen sich zu belasten. Absolute Bettruhe ist bei einer Herzmuskelentzündung aber in der Regel nicht erforderlich, entspanntes Spazierengehen beispielsweise kann durchaus guttun. Wer jedoch die körperliche Schonung zu früh beendet, riskiert einen Rückfall und möglicherweise bleibende Schäden durch einen anhaltenden Zelluntergang im Herzen.
„Die Behandlung richtet sich immer nach dem Schweregrad der Einschränkung der Herzfunktion“, erklärt Prof. Zeiher. „Bei Zeichen einer eingeschränkten Herzfunktion muss das Herz mit Medikamenten wie bei einer Herzschwäche – das heißt mit Betablockern oder ACE-Hemmern etcetera – entlastet werden. Bei Autoimmunerkrankungen erfolgt gezielt eine immunsuppressive Behandlung, und bei einer bakteriell bedingten Myokarditis werden nach Testung auf die auslösenden Erreger Antibiotika verschrieben.“ Eine spezifische Behandlung bei Virusinfektionen gibt es derzeit nicht.
„Ein Notarzt oder eine Notärztin sollte gerufen werden, wenn der Betroffene eine Synkope erleidet, also plötzlich und kurzzeitig das Bewusstsein verliert“, erklärt Prof. Zeiher. Ansonsten sollte bei Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Denn je schneller eine Therapie eingeleitet wird, desto weniger Komplikationen treten auf.
„Normalerweise heilt die Herzmuskelentzündung in 95 Prozent der Fälle aus“, sagt Prof. Zeiher. „Entscheidend ist der Schweregrad der Einschränkung der Herzfunktion. Bei einer schwer eingeschränkten Herzfunktion müssen wir heute mit einer Sterblichkeit von fast 15 Prozent innerhalb der ersten sechs Monate nach der Diagnosestellung rechnen.“ Bei einer ausschließlich virusbedingten Myokarditis mit normaler Funktion des Herzens und ohne Herzrhythmusstörungen seien innerhalb von fünf Jahren keine Todesfälle bekannt geworden. Sobald spezifische Erreger oder Autoimmunerkrankungen die Ursache für eine Herzmuskelentzündung sind, kann die Prognose dagegen schlechter sein.
Grundsätzlich ist eine kardiologische Nachsorge nach Diagnosestellung einer Herzmuskelentzündung essenziell. Dabei reicht in der Regel eine Ultraschalluntersuchung des Herzens aus, um eine normale Herzfunktion ohne Zeichen eines Herzbeutelergusses zu erkennen. Bei schwereren Formen der Myokarditis sollte jedoch auf jeden Fall eine Herz-MRT-Untersuchung wiederholt werden, wie sie auch bei der Diagnose eingesetzt wird. „So kann man sicher gehen, dass die Entzündung abgeheilt ist“, erklärt Prof. Zeiher.