Drei Wochen nach der Implantation des Defis trieb Katharina Bauer wieder Sport
Viele Studien zeigen: Herzkrankheiten sind eine große Belastung für die Psyche. „Auf einmal fing bei mir das Kopfkino an“, erzählt Katharina Bauer. „Ich war topfit, kam gerade aus dem Trainingslager. Aber ich habe mich gefühlt wie eine alte Oma.“ Ständig spürte Katharina Bauer ihr Herz. Sie fühlte sich vollkommen erschöpft. „Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, was die Psyche ausmacht“, sagt sie. „Ich habe immer nur gedacht: Lass mich die Tage bis zum Eingriff überleben!“ Ihre Mutter kam zu Besuch, eine Mentaltrainerin. Sie half Katharina, wieder Mut zu fassen. Zuversichtlich zu sein. „Nach einem wundervollen letzten defifreien Tag mit meiner Mutter war ich dann bereit, die Herausforderung anzunehmen“, sagt Katharina Bauer. „Ich dachte: Ich werde es schon schaffen!“
Katharina Bauers Ziel: die Europameisterschaften in Berlin, nur wenige Monate nach dem Eingriff. Die Ärzte hielten das für utopisch. Sie glaubten: Mit Defi geht kein Stabhochsprung! „Aber das wollte ich selbst herausfinden“, sagt Katharina Bauer. „Hätte es nicht geklappt, wäre es okay gewesen. Aber ich wollte es zumindest probieren! Schließlich konnte der Defi überall losgehen: auf dem Sofa, am Strand. Ich dachte: Ich vertraue jetzt mal mir, meinem Körper und meinem Leben.“ Drei Wochen nach dem Eingriff ging sie wieder joggen. Sechs Wochen später ist ihr erster Wettkampf. Nach einem halben Jahr gelangte sie ganz knapp an ihre Bestleistung und übersprang 4,55 m – mit Defi.
Was hilft, einen implantierten Defibrillator annehmen zu können?
Am Anfang fürchtete Katharina Bauer, der Defi könnte sie einschränken. Sie war verunsichert. „Inzwischen bin ich vor allem dankbar für meinen neuen Beschützer“, sagt sie. „Ich habe die Situation akzeptiert, in der ich mich befinde. Sie lässt sich eh nicht ändern. Deshalb versuche ich, all meine Gedanken und Gefühle dahin zu lenken, meinen neuen Lebensweg mit vollem Optimismus zu bestreiten. Dafür stelle ich mir den Ort, wo der Defi Platz gefunden hat, genau vor und schicke so viel Liebe und Dankbarkeit wie möglich dorthin.“
Einmal hat der Defibrillator ausgelöst. Drei Monate nach der Implantation. Katharina hatte gerade eine Strombehandlung beim Physiotherapeuten. „Das hat richtig wehgetan! Man soll das ja nicht bewusst mitbekommen“, erzählt sie. „Aber bei mir war das in der Ruhe. Ich lag auf der Bank – und auf einmal war es, als ob mir ein Pferd in die Brust treten würde. Ich flog durch die Luft und bin auf den Füßen gelandet.“ Zum ersten Mal bekam Katharina Angst vor dem Gerät in ihrem Körper. „Ich dachte: Was ist das für ein Monster in mir? Das ist doch gefährlich. Was hat der für eine Wucht!“ Sie brauchte eine Weile, um zu verstehen: „Sei dankbar, dass er es erkannt hat. Er wollte mir nur das Leben retten.“
Was macht Katharina Bauer heute?
Bis zum Sommer 2023 blieb Katharina Bauer professionelle Stabhochspringerin – dann beendete sie ihre Karriere. Zwar aus eigenem Antrieb, dennoch war es ein schwieriger Schritt. „Ich bin dankbar für jeden erfolgreichen Sprung, den ich machen durfte. Für das Gefühl, dass man den Sprung richtig erwischt hat, dass man im Flow ist und weiß: Man ist über die Latte … Es gibt nichts Schöneres.“ Gerade trainiert sie noch langsam ab, dann möchte sie sich neuen Aufgaben widmen: Yoga-Retreats anbieten, weil sie merkt, wie gut ihr Yoga tut. Sie möchte als Rednerin davon erzählen, wie man es schafft, trotz Tiefschlägen optimistisch zu bleiben. Und sie möchte Menschen mit Herzproblemen Mut machen, ihr Leben – trotz der Krankheit – möglichst unbeschwert zu genießen. „Im Moment geht es mir gut“, sagt sie. „Ich versuche, jeden Tag das Beste für mich herauszuholen. Voller Liebe und Dankbarkeit für mein Herz – und das Gerät, das es schützt.“