„Es wurde große Awareness in der DGK für den Medical Scientist geschaffen.“

Erreichte Meilensteine und Ziele für das kommende Jahr - Prof. Katrin Streckfuß-Bömeke, Vorsitzende der Kommission im Interview.

Von:

Melissa Wilke

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

28.03.2024

 

Bildquelle (Bild oben): tilialucida / shutterstock.com

Was waren die drei wichtigsten erreichten Meilensteine für die KEK im Jahr 2023?

 

Die Kommission für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin (KEK) hat in einem Positionspapier die Herausforderungen des Research data management in der kardiovaskilären Forschung beschrieben. Es beruhte auf dem von der KEK im Oktober 2022 bei den Herztagen in Bonn durchgeführten gleichnamigen translationalen Workshop der DGK und dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Die Publikation dieses Papiers war ein sehr wichtiger Meilenstein für die Kommission. Außerdem haben wir eine Stellungnahme zur Abschaffung von Tierversuchen erarbeitet. Dazu gibt es in der Rubrik ‚Basic Science‘ auf Herzmedizin.de ein Interview mit Prof. Laura Zelarayan aus dem Nukleus der KEK.

 

Ein weiteres sehr wichtiges Thema für die KEK war die Diskussion um die Herausforderungen und Karriereoptionen von Medical Scientists (MS). Zu diesem Zweck haben wir im vergangenen Oktober 2023 den 4. Translationalen Workshop der DGK und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) ausgerichtet. Ein gemeinsames DGK/DZHK Positionspapier fasst die Ergebnisse des Workshops zusammen, reflektiert die besonderen Anforderungen, denen MS in Bezug auf Ausbildung, Finanzierung und Karriereentwicklung gegenüberstehen sowie die strukturellen Herausforderungen in Bezug auf das deutsche akademische Forschungssystem. Das Positionspapier wurde verfasst und wird demnächst veröffentlicht. Die Ergebnisse sind in einem Artikel der Cardio News bereits zusammengefasst.

Warum ist das Thema „Medical Scientist“ so wichtig?

 

Medical Scientists sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in der medizinischen Forschung, aber nicht in der Patientenversorgung tätig sind und oft aus Fachgebieten im Bereich der Natur- und Technikwissenschaften oder der Mathematik kommen. Aufgrund der derzeit steigenden interdisziplinären Zusammenarbeit sind MS sehr wichtig für die kardiovaskuläre Forschung.

 

Im DZHK wurden 2015 etwa 50 % nicht ärztliche Forschende beschäftigt, während nur 9 % der Mitarbeitenden Ärztinnen und Ärzte waren. Leider müssen sie aber eine Vielzahl an Herausforderungen meistern, wie die mangelnde Arbeitsplatzsicherheit und die schlechten langfristigen Karriereaussichten. Die meisten MS haben nur befristete Verträge von oft kurzer Dauer. Das BMBF plant derzeit eine weitere Verkürzung befristeter Arbeitsverträge in der Postdoc-Phase auf nur vier Jahre, was nach Ansicht der KEK zu einer weiteren Verschlechterung der Situation der MS führen wird. Dazu wird in der Rubrik ‚Basic Science‘ auf Herzmedizin.de ein Interview mit Frau Prof. Sabine Steffens und mir zu sehen sein.

 

Eine weitere Herausforderung ist die begrenzte Anzahl von speziellen Förderprogrammen an deutschen Universitätskliniken und medizinischen Fakultäten sowie von Aus- und Weiterbildungsprogrammen während der Karriere der MS. Es besteht glücklicherweise ein breiter Konsens in der deutschen kardiovaskulären Forschungswelt, dass die Nachwuchsförderung im Berufsfeld des MS weiterentwickelt werden sollte. Das müssen wir also anpacken!

 

Wie bringt die KEK sich ein, um die Situation der MS zu verbessern?

 

Ein Curriculum für den MS ist bereits geplant und wird gerade erarbeitet. Es wurde bereits eine große Awareness in der DGK für den MS geschaffen.

 

Und was wird die KEK in diesem Jahr besonders beschäftigen?

 

Das sind einmal die bereits angesprochenen Themen, also die Publikation des Positionspapieres zum Medical Scientist sowie den Aufbau des dazugehörigen Curriculums. Des Weiteren widmen wir uns bereits jetzt der Planung und Durchführung des 5. Translationalen Workshops der KEK im Oktober in Hamburg mit dem Thema: 'Use of human myocardium for functional medical research: utilities and limitations'. Es soll kritisch beleuchtet werden, welche humanen Materialien in der kardiovaskulären Forschung derzeit verwendet werden – das sind beispielsweise humane induzierte pluripotente Stammzellen, cardiac slices, humanes Gewebe von kranken Spendern – und was nicht verwendet werden darf, wie gesundes Herzgewebe, und ob das ethisch vertretbar ist.

 

Zusätzlich füllen wir gemeinsam mit den Herausgebern Professor Steffens und Professor Backs die Rubrik „Basic Science“ auf Herzmedizin.de mit Themen und Interviews. Dadurch können wir mehr Awareness für diese sehr wichtigen Themen in der Kardiologie schaffen.


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