Erfolgreiche Projekte der Nationalen Herz-Allianz

Ein Blick auf die Fortschritte im Kampf gegen Herz-Kreislauferkrankungen: Im Jahr 2024 hat die Nationale Herz-Allianz (NHA) eine Reihe von Projekten ins Leben gerufen, die sich dem Ziel widmen, die Forschung und Versorgung im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant zu verbessern. 

Von:

Meliha Eslem Yilmaz

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

17.04.2025

Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit arbeiten führende herzmedizinische Gesellschaften Deutschlands gemeinsam mit der Patientenvertretung an Konzepten und Strategien, die sowohl die Versorgung von Patientinnen und Patienten als auch die Heilungschancen deutlich erhöhen sollen.

Das BNP-Programm: Früherkennung von Herzinsuffizienz durch den NT-pro-BNP-Spiegel

 

2023 wurde mit dem BNP-Programm ein vielversprechendes Projekt ins Leben gerufen. Herzinsuffizienz ist der häufigste Grund für unvorhergesehene Krankenhausaufenthalte und hat eine denkbar schlechte Prognose. Die jährliche Sterblichkeit nach der Diagnose einer Herzinsuffizienz liegt zwischen 14 und 19 Prozent. Um dieser Herausforderung entgegenzuwirken, setzt das BNP-Programm auf die Früherkennung durch den NT-pro-BNP-Spiegel, einen Biomarker, der frühzeitig auf eine mögliche Herzinsuffizienz hinweisen kann.

 

Frühzeitige Diagnostik: Ein Schlüssel zur Verbesserung der Prognose

 

Der NT-pro-BNP-Wert bietet eine einfache und effektive Möglichkeit, Herzinsuffizienz zu diagnostizieren – und zwar oft schon bevor Patientinnen und Patienten Symptome verspüren. Besonders wichtig ist diese Früherkennung für Menschen über 60 Jahren oder solche mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus. Durch die regelmäßige Bestimmung dieses Biomarkers im Rahmen von Gesundheitsuntersuchungen und der Diabetes-Versorgung sollen Betroffene frühzeitig erkannt und rechtzeitig in die richtige Behandlung überführt werden. Ein erhöhter BNP-Wert weist auf eine potenzielle Herzinsuffizienz hin und ermöglicht es den behandelnden Ärztinnen und Ärzten, gezielt weiterführende Untersuchungen einzuleiten.

 

Die Pilotstudie: Ein entscheidender Schritt in Richtung flächendeckender Anwendung

 

Um die praktische Umsetzbarkeit und Effektivität dieses Ansatzes zu testen, wurde im Rahmen des BNP-Programms eine Pilotstudie ins Leben gerufen. Diese wird zunächst in den Regionen Köln und Heidelberg mit rund 1.000 Teilnehmenden durchgeführt. Das Ziel dieser Studie ist es, zu ermitteln, wie der NTpro-BNP-Spiegel in der ambulanten Versorgung genutzt werden kann, um die Diagnostik der Herzinsuffizienz zu verbessern. Dabei wird eng mit dem Institut für Allgemeinmedizin in Köln sowie der Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung in Heidelberg zusammengearbeitet. Schon jetzt haben acht Praxen und ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) ihr Interesse bekundet, an der Pilotstudie teilzunehmen. Weitere Praxen sollen bis zum geplanten Rekrutierungsstart Mitte 2025 folgen. In der ersten Phase werden Patientinnen und Patienten ab 60 Jahren oder ab 50 Jahren mit entsprechenden Risikofaktoren, in die Studie aufgenommen. Die freiwillige Gesundheitsuntersuchung und die Teilnahme am DMP Diabetes stellen sicher, dass eine ausgewogene und repräsentative Patientengruppe in die Studie aufgenommen wird.

 

Blick in die Zukunft: Die Übertragung des Programms auf die landesweite Versorgung

 

Die Ergebnisse der Pilotstudie sollen die Grundlage für eine überregionale Studie bilden, die das Programm auf nationale Ebene ausweiten soll. Ziel ist es, den NT-pro-BNP-Test als festen Bestandteil des diagnostischen Repertoires von Hausärztinnen und Hausärzten aufzunehmen und so Millionen von Menschen vor einer späten Herzinsuffizienz-Diagnose und einem folglich zu späten Therapiebeginn zu bewahren.

Die VRONI-Studie: Früherkennung der familiären Hypercholesterinämie

Ein weiteres bedeutendes Projekt der NHA ist die VRONI-Studie, die sich der Früherkennung der familiären Hypercholesterinämie (FH) widmet. FH ist eine genetische Erkrankung, die mit erhöhten LDL-Cholesterinwerten einhergeht und unbehandelt zu vorzeitigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Trotz ihrer Häufigkeit – etwa einer von 250 Menschen ist betroffen – wird FH oft erst zu spät diagnostiziert. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung kann jedoch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senken.

 

Die VRONI-Studie setzt auf ein präventives Screening von Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 14 Jahren. 2024 wurde das Screening auch auf die Region Niedersachsen ausgeweitet. Seit dem Start von „VRONI im Norden“ im Februar 2024 haben sich bereits 143 Kinder- und Jugendarztpraxen in Norddeutschland an der Studie beteiligt. In ganz Deutschland wurden mittlerweile rund 30.000 Proben registriert. Die Studie hat durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und den Austausch über soziale Medien und Presseberichte große Aufmerksamkeit erregt und zeigt eine positive Entwicklung. So konnten 2024 ca. 28.976 Proben aus 679 registrierten Praxen in Bayern und 143 registrierten Praxen in Norddeutschland entnommen werden. Bei 1.994 Proben (6,9%) wurde ein LDL-Wert von ≥ 130 mg/dl identifiziert und in 303 Fällen daraufhin eine monogene Familiäre Hypercholesterinämie. Zu dem Projekt sind bereits einige Paper in Planung.

 

Die VRONI-Studie wird von einer Vielzahl von Organisationen wie der Deutschen Herzstiftung und der Schwiete-Stiftung, unterstützt. Ziel ist es, FH als Standardbestandteil der Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche zu etablieren und so das Risiko für frühe Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern.

 

Konstitution der NHA-Task Forces: Der nächste Schritt für die Zukunft der Herzgesundheit

Um die Weiterentwicklung der Projekte und Forschung innerhalb der NHA weiter voranzutreiben, wurden drei Task Forces ins Leben gerufen: Prävention & Früherkennung, Forschung & Translation sowie Digitalisierung & Telemedizin. Diese Gruppierungen sollen als Katalysatoren für politisch wirksame Initiativen dienen, die die Gesundheitspolitik nachhaltig beeinflussen. Im September 2024 fanden die ersten konstituierenden Sitzungen statt, gefolgt von den Sprecherwahlen im November. Bereits im Dezember wurden erste Projektplanungen angestoßen, die vielversprechende Impulse für zukünftige Projekte liefern. Mit den neuen Strukturen setzt die NHA gezielt auf die Förderung von Innovationen und 19 den interdisziplinären Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik. Das übergeordnete Ziel bleibt es, nachhaltige und wirkungsvolle Verbesserungen im Gesundheitssystem zu erreichen und so die Forschung sowie die Versorgung von Patientinnen und Patienten entscheidend voranzubringen.


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