Quick Dive: Kardio-MRT bei Herzschrittmachern und ICDs

 

In unserer Reihe "Quick Dive" stellen die Autorinnen und Autoren von Publikationen medizinischer Fachgesellschaften prägnant die wichtigsten Hintergründe und Inhalte der jeweiligen Veröffentlichung vor. Dieses Mal wird eingetaucht in:

 

MRT-Untersuchungen bei Patienten mit Herzschrittmachern und implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren

Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung (DGK)

30.04.2025 | Verfasst von:  Yilmaz A, Becher N, Mahnkopf C, Reiter T, Sohns C, Abanador-Kamper N, Schuster A, Deneke T, Frantz, S


Von:

Martin Nölke

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

06.05.2025

 

Bildquelle (Bild oben): vovan / Shutterstock.com

5 Fragen an den Erstautor

Prof. Ali Yilmaz, Universitätsklinikum Münster

 

Was sind Anlass und Ziel der Publikation?

 

Die kardiale bzw. kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie (CMR bzw. Herz-MRT) spielt heutzutage eine ganz zentrale Rolle in puncto Diagnose, Risikostratifikation, Therapieplanung und Therapiemonitoring von sehr unterschiedlichen Herz-Erkrankungen. Daher hat die Herz-MRT-Bildgebung in den letzten Jahren Eingang in praktisch alle Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) gefunden. Zudem sind zahlreiche neue und vielversprechende Studien publiziert worden, die den sinnvollen Einsatz der Herz-MRT-Bildgebung bei Patientinnen und Patienten mit kardialen implantierbaren elektronischen Geräten (CIEDs) sehr eindrücklich demonstrieren.


Unsere aktuelle DGK-Empfehlung berücksichtigt aktuelle Studienergebnisse zu diesem Thema. Zudem wird in dieser Empfehlung ein besonderer Fokus auf übersichtliche und Praxis-relevante Handlungsempfehlungen gelegt, die einerseits das Potenzial der Herz-MRT-Bildgebung für Patientinnen und Patienten mit CIEDs verdeutlichen und andererseits die sichere und diagnostisch weiterführende Anwendung im klinischen Alltag erleichtern sollen.

 

Was sind die wichtigsten Take-Home Messages?

 

  1. Herz-MRT-Untersuchungen können heutzutage sowohl bei Personen mit bedingt MRT-sicheren CIEDs als auch solchen mit nicht MRT-getesteten (älteren) CIEDs sicher durchgeführt werden, wenn u. a. die in dieser DGK-Empfehlung erläuterten Voraussetzungen genau beachtet werden. 
  2. Prinzipiell sollten Herz-MRT-Untersuchungen bei Personen mit CIEDs in erfahrenen MRT-Zentren mit entsprechender personeller und technischer Ausstattung durchgeführt werden. 
  3. Neben der kardiologischen Expertise im Umgang mit CIED-Patientinnen und -Patienten bzw. der Programmierung von CIEDs steht auch die fachliche MRT-Erfahrung in der Durchführung bzw. Anwendung von speziellen Herz-MRT-Bildgebungsprotokollen in Abhängigkeit vom Patientenprofil und des zugrundeliegenden CIEDs im Vordergrund.
  4.  Für die Betrachtung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses bedarf es nicht nur einer genauen Einschätzung des individuellen Patientenrisikos, sondern auch der Wahrscheinlichkeit für die Akquise von qualitativ hochwertigen und damit klinisch hilfreichen CMR-Aufnahmen. 
  5. Es muss berücksichtigt werden, dass gerade diejenigen Personen mit besonders herausfordernden Konstellationen (z.B. pädiatrische Patientinnen und Patienten, Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH), ICD-Patientinnen/-Patienten mit unklarer Grunderkrankung oder rez. VT/VF) in besonderem Ausmaß von einer sicher und erfolgreich durchgeführten Herz-MRT-Untersuchung klinisch profitieren.
Übersicht zu Herz-MRT Abb.: Übersicht von zentralen Punkten, die vor, während und nach einer CMR-Untersuchung bei Personen mit CIEDs zu berücksichtigen sind. (Yilmaz et al. 2025)

Was sind Herausforderungen bei der Umsetzung und mögliche Lösungen?

 

Insbesondere für die Betrachtung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses bedarf es nicht nur einer genauen Einschätzung des individuellen Patientenrisikos, sondern auch der Wahrscheinlichkeit für die Akquise von qualitativ hochwertigen und damit klinisch hilfreichen Herz-MRT-Aufnahmen – ansonsten ist der ganze Aufwand leider umsonst. Daher sind die Kenntnis und die Verfügbarkeit der in dieser DGK-Empfehlung erläuterten speziellen Herz-MRT-Protokolle für die individuelle Nutzen-Risiko-Einschätzung und für die erfolgreiche Durchführung der Herz-MRT-Untersuchung bei CIED-Patientinnen und -Patienten von zentraler Bedeutung.

 

Welche Punkte sind offengeblieben?

 

Es gibt noch viele Bereiche zum Thema Herz-MRT-Untersuchungen bei CIED-Patienten und -Patientinnen mit recht begrenzter Datenlage und daher nur eingeschränkter Beurteilbarkeit des entsprechenden Sicherheitsrisikos. In Konstellationen, die in unserer Publikation als hohes bzw. mittleres Risiko klassifiziert werden, ist eine besondere Vorsicht geboten – und es werden sicherlich weitere Anpassungen unserer Einschätzungen in Zukunft erfolgen müssen.  

 

Ausblick: Welche Entwicklungen zum Thema zeichnen sich ab?

 

Der Anteil der Personen mit CIEDs bzw. sonstigen aktiven Implantaten, die in Zukunft einer Herz-MRT-Untersuchung unterzogen werden sollen, wird ohne Zweifel allein aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland weiter zunehmen. Auch interventionelle kardiologische MRT-Prozeduren mit diversen bedingt MRT-sicheren bzw. nicht MRT-getesteten Materialien werden in Zukunft zunehmen. Insofern sollten auch MRT-Zentren darauf vorbereitet sein und ihre eigenen Sicherheitsvorkehrungen, Untersuchungsstandards und -protokolle für solche Herz-MRT-Untersuchungen etablieren. Die vorliegende DGK-Empfehlung sollte in diesem Zusammenhang eine Hilfestellung leisten.

Weiter zur vorgestellten Publikation:

MRT-Untersuchungen bei Patienten mit Herzschrittmachern und implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren

Literaturnachweis:

Yilmaz, A., Becher, N., Mahnkopf, C. et al. DGK-Empfehlung: Herz-MRT-Untersuchungen bei Patienten mit Herzschrittmachern und implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren. Kardiologie (2025). https://doi.org/10.1007/s12181-025-00746-8

Zur Person

Prof. Ali Yilmaz

Prof. Ali Yilmaz ist Leiter der Sektion für Herzbildgebung und des Herz-MRT-Zentrums am Universitätsklinikum Münster. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen insbesondere innovative Verfahren der kardiovaskulären Bildgebung, vor allem modernste Herz-MRT-Diagnostik.

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Kurzinfo: Die Formate der DGK-Publikationen

Leitlinien sind für Ärztinnen und Ärzte eine wichtige Stütze im klinischen Alltag, um ihre Patientinnen und Patienten nach neuestem Stand der Wissenschaft bestmöglich zu behandeln. Dabei dienen die Leitlinien als verlässliche Handlungsempfehlungen in spezifischen Situationen.

Pocket-Leitlinien sind Leitlinien in kompakter, praxisorientierter Form. Bei Übersetzungen von Pocket-Leitlinien der ESC werden alle Empfehlungsklassen und Evidenzgrade der Langfassung übernommen.

Master Pocket-Leitlinien stellen eine Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte der Leitlinienempfehlungen in Form von grafischen Diagnose- und Therapiealgorithmen dar. Als Quelle der Empfehlungen dienen dabei vorwiegend die nach strengen wissenschaftlichen Kriterien erstellten Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) sowie deren deutsche Übersetzung durch die DGK.

CardioCards behandeln im Wesentlichen Themen der Diagnostik und Akuttherapie für den ambulanten Bereich. Hier werden die essenziellen Informationen von Leitlinien komprimiert und übersichtlich zusammengefasst.

Kommentare beinhalten Hinweise, wie sich die neuen von den alten Leitlinien unterscheiden, Hinweise auf wesentliche Neuerungen, die seit dem Erscheinen der ESC-Leitlinien bekannt geworden sind, Diskussion kontroverser Empfehlungen in den ESC-Leitlinien sowie Möglichkeiten und Grenzen der Leitlinienumsetzung im Bereich des deutschen Gesundheitswesens.

Ein Positionspapier behandelt eine Fragestellung von großem allgemeinen Interesse, für die keine aktuelle Leitlinie vorliegt.

Bei einem Konsensuspapier handelt es sich um ein von mehreren Fachgesellschaften getragenes Statement.

Diese Veröffentlichungen enthalten Empfehlungen einer DGK-Arbeitsgruppe zu einer speziellen Frage von großem Interesse.

Stellungnahmen der DGK beziehen sich auf gesundheitspolitische Fragestellungen und erfolgen durch den Vorstand, gemeinsam mit Kommissionen und Projektgruppen. Sofern möglich und sinnvoll, werden auch Fachgesellschaft-übergreifende Stellungnahmen ausgearbeitet.

Ein Manual ist eine praktisch orientierte Expertenempfehlung für wesentliche kardiovaskuläre Prozeduren.

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