Schofer betonte, dass das oberste Ziel eine qualitativ hochwertige Behandlung der Patient:innen sein müsse. Um diese zu erreichen, wies Schofer auf den Zusammenhang zwischen Prozedurvolumen und Therapieergebnisse hin, der beispielsweise für den kathetergestützten Aortenklappenersatz (TAVI) und die kathetergestützte Mitralklappenreparatur gut belegt sei. Aus seiner Sicht sei daher klar, dass ein hohes Prozedurvolumen mit einer hohen Behandlungsqualität korreliere. Dieser Punkt sorgte in der späteren Diskussion für reichlich Gesprächsstoff: Prof. Dr. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig, brachte in diesem Zusammenhang den Aspekt der Mindestfallzahlen ins Spiel und betonte, der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) habe für die TAVI viele Jahre lang eine Mindestzahl von 150 Eingriffen erwogen, diese sei nun aber vom Tisch.
Dr. Jürgen Malzahn, Leiter der Abteilung Stationäre Versorgung und Rehabilitation im AOK-Bundesverband, ergänzte, dass der Zusammenhang zwischen Volumen und Therapieergebnis bei TAVI-Prozeduren in neueren Daten nach 2019 nicht mehr sichtbar sei. Er führte dies vor allem auf zwei Faktoren zurück: Einerseits hätten sich die Klappenprothesen deutlich weiterentwickelt und andererseits sei eine Richtlinie des G-BA zu minimalinvasiven Herzklappeninterventionen hinzugekommen, in der die Beratung im interdisziplinären Heart-Team mit institutionalisierter Herzchirurgie als Voraussetzung für die Indikationsstellung vorgeschrieben werde und daher zumindest in Deutschland die Volumina groß genug seien. Er bezeichnete daher die Mindestfallzahl als ein „stumpfes Schwert“, das dank der G-BA-Richtlinie nicht mehr erforderlich sei.
Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena, ergänzte in diesem Zusammenhang noch einen weiteren Faktor, nämlich die Lernkurve. Seiner Ansicht nach handele es sich bei den kathetergestützten Klappentherapien um vergleichsweise neue Verfahren, die erst von den Anwender:innen erlernt werden müssen – und je mehr Prozeduren man durchführe, desto steiler sei auch die Lernkurve.
Im Zusammenhang mit der Behandlungsqualität wies Schofer zudem darauf hin, dass die Ergebnisse bei Patient:innen vom individuellen Risiko abhingen. Um die Qualität eines Klappenzentrums zu beurteilen, sei es daher zwingend notwendig, das patientenspezifische Risiko zu berücksichtigen, um zu verhindern, dass möglicherweise ein Konkurrenzkampf um die Personen mit niedrigem Risiko entbrenne und Personen mit hohem Risiko benachteiligt oder womöglich von der Behandlung ausgeschlossen würden.