Benachrichtigungen zur besseren Versorgung bei Aortenklappenstenose

 

ACC-Kongress 2025 | DETECT AS: In einer US-amerikanischen Studie wurde erstmalig untersucht, ob zusätzliche automatisierte Benachrichtigungen zu kritischen Befunden die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit einer Aortenklappenstenose verbessern können. Dr. Sammy Elmariah (University of California, San Francisco) stellte die Daten vor, die zeitgleich publiziert wurden.1,2


Prof. Tanja Rudolph (Bad Oeynhausen) kommentiert.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

Prof. Tanja Rudolph

Leiterin Rubrik Strukturelle Herzerkrankungen

 

07.04.2025

 

Bildquelle (Bild oben): David Harmantas / Shutterstock.com

 

Die symptomatische schwerwiegende Aortenklappenstenose (SSAS) ist insbesondere bei Frauen, älteren Personen und ethnischen Minderheiten unterbehandelt und mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden. Trotz der zunehmenden Verbreitung von Aortenklappen-Implantationen (AVR) seit Einführung der TAVI-Technologie bleiben immer noch rund die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit einer entsprechenden Indikation unbehandelt.


In der vorliegenden multizentrischen Studie wurde untersucht, ob zusätzliche elektronische Benachrichtigungen die Versorgung von Betroffenen mit einer schwerwiegenden AS (SAS) verbessern können.

Studiendesign und Methodik

 

An der Cluster-randomisierten Studie nahmen 285 Zentren von März 2022 bis November 2023 teil, die ein transthorakales Echokardiogramm (TTE) verordnet hatten und nachfolgend Befunde erhielten, die auf eine schwerwiegende AS mit einer Öffnungsfläche ≤1,0 cm2 hinwiesen.

Die Zentren wurden in 2 Gruppen randomisiert: Die EPN-Gruppe erhielt im Gegensatz zur Kontrollgruppe zusätzlich zum TTE-Befund eine elektronische Benachrichtigung bei Verdacht auf eine SAS. Die Benachrichtigungen machten auf die SAS aufmerksam und enthielten Leitlinien-Empfehlungen für die Behandlung.

 

Als primärer Endpunkt wurde der Anteil an Patientinnen und Patienten mit SAS erfasst, die innerhalb eines Jahres eine AVR erhielten.

Ergebnisse

 

144 Zentren wurden randomisiert der EPN-Gruppe und 141 Zentren der Kontrollgruppe zugeordnet, was jeweils 496 bzw. 443 Personen entsprach (Durchschnittsalter 77±11 Jahre, 47 % weiblich und mittlere Öffnungsfläche 0,8±0,1 cm2).


Die AVR-Rate innerhalb eines Jahres betrug 48,2 % in der EPN-Gruppe vs. 37,2 % in der Kontrollgruppe (OR 1,62; 95%KI [1,13;2,32]; p=0,009) sowie jeweils 60,7 % bzw. 46,5 % für Betroffene mit SSAS (OR 1,77; 95%KI [1,17;2,65]; p=0,006). Am stärksten war der Effekt der Benachrichtigungen bei Personen >80 Jahren (OR 2,00; 95%KI [1,17;3,41]; p=0,01), bei Frauen (OR 2,78; 95%KI [1,69;4,57]; p<0,001) und bei stationär durchgeführten TTE (OR 2,49; 95%KI [1,44-4,31]; p<0,001).


In der EPN-Gruppe war sowohl die mittlere Gesamtüberlebenszeit aller SAS-Betroffenen signifikant länger (12 Tage; p=0,04) als auch die Überlebenszeit der symptomatischen Patientinnen und Patienten (23 Tage; p=0,01).

Fazit

 

Zusammengefasst zeigte diese Studie, dass elektronische Benachrichtigungen nützlich sind: Bei schwerwiegenden und symptomatischen schwerwiegenden Aortenklappenstenosen erfolgten mehr Klappenimplantationen und die Überlebenszeit wurde signifikant verbessert. Somit könnten elektronische Benachrichtigungen als einfache Maßnahme dazu dienen, um die Awareness für kritische Befunde zu erhöhen und die Versorgung von Betroffenen mit einer schwerwiegenden Aortenklappenstenose zu verbessern.

Expertenkommentar

 

Aktuelle Leitlinien empfehlen eine zeitnahe Therapie einer hochgradigen Aortenklappenstenose innerhalb von 90 Tagen. Die DETECT-AS-Studie bestätigt die Befunde anderer Studien und Registeranalysen, dass trotz eindeutiger Diagnose einer hochgradigen Aortenklappenstenose Patientinnen und Patienten verzögert einer definitiven Therapie zugeführt werden. Eine automatisierte Benachrichtigung an die überweisenden Ärztinnen und Ärzte zeigte sich als effektives Medium die Zeit bis zur definitiven Therapie zu verkürzen. Dieser Effekt war besonders ausgeprägt bei älteren Patientinnen und Patienten und Frauen. Schließlich war in der Gruppe mit automatisierter Benachrichtigungen sogar die Mortaliät signifikant niedriger.  

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Insgesamt zeigt die Studie, dass das Bewusstsein für die Erkrankung Aortenklappenstenose noch nicht ausreichend hoch ist.

Zur Autorin

Prof. Tanja Rudolph

Prof. Tanja Rudolph ist als Oberärztin und Leiterin der Interventionellen Kardiologie in der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/ Angiologie des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, in Bad Oeynhausen tätig. Ihre fachlichen Zusatzqualifikationen (DGK) erwarb sie in den Bereichen der Interventionellen Kardiologie und Herzinsuffizienz. 

Prof. Tommaso Gori

Referenzen

  1. Elmariah S. Electronic Provider Notification to Facilitate the Recognition and Management of Severe Aortic Stenosis: The Detect AS Trial. Featured Clinical Research I 30.03. (1:30-2:30 am), Chicago, ACC 2025
  2. Tanguturi V et al. Electronic Provider Notification to Facilitate the Recognition and Management of Severe Aortic Stenosis: a Randomized Clinical Trial. Circulation. 2025 Mar 30. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.125.074470. Epub ahead of print. PMID: 40159132.

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