Linksventrikulärer Thrombus nach Myokardinfarkt

 

ACC-Kongress 2025 | RIVAWAR: Diese monozentrische Studie aus Pakistan untersuchte Rivaroxaban als Alternative zu Warfarin bei der Behandlung von linksventrikulären Thromben nach einem Myokardinfarkt. Die Studie wurde in der LBCT3 Session von Prof. Jehangir Ali Shah (Karachi, Pakistan) vorgestellt.

 

Prof. Tommaso Gori (Universitätsmedizin Mainz) fasst die Studie zusammen und kommentiert.

 

Von:

Prof. Tommaso Gori

Rubrikleiter Vaskuläre Herzerkrankungen

 

29.03.2025

 

Bildquelle (Bild oben): David Harmantas / Shutterstock.com

Eine der relativ seltenen Komplikationen eines Myokardinfarkts ist die Bildung eines linksventrikulären Thrombus (LV-Thrombus). Diese Komplikation ist mit einem erhöhten Risiko für Embolien und Schlaganfälle im Verlauf assoziiert.

 

Bis heute ist Warfarin das einzige zugelassene Medikament zur Behandlung von LV-Thromben – nicht aufgrund robuster wissenschaftlicher Evidenz, sondern vielmehr, weil Warfarin seit Jahrzehnten verfügbar ist und bereits vor der Notwendigkeit kontrollierter Studien für diese Indikation verwendet wurde. Neue orale Antikoagulanzien (NOAKs) haben in verschiedenen klinischen Situationen ein günstigeres Sicherheitsprofil gezeigt, jedoch fehlte bisher eine spezifische Evidenz für ihre Wirksamkeit bei postinfarktbedingten LV-Thromben.

Die RIVAWAR-Studie: Rivaroxaban vs. Warfarin

 

Die RIVAWAR-Studie war eine kleine, monozentrische Studie, in der 261 Patientinnen und Patienten mit postinfarktbedingtem LV-Thrombus im Verhältnis 2:1 randomisiert entweder Rivaroxaban oder Warfarin erhielten.

 

Das primäre Studienziel war die vollständige Auflösung des Thrombus im linken Ventrikel, bewertet mittels Echokardiographie nach einem und nach drei Monaten. Sekundäre Endpunkte umfassten die Gesamtmortalität, schwere Blutungen und Schlaganfallraten.

Ergebnisse

 

Nach einem Monat war der LV-Thrombus bei 20,1 % der 261 Personen in der Rivaroxaban-Gruppe vollständig aufgelöst, verglichen mit 8,3 % in der Warfarin-Gruppe. Dies zeigte nicht nur die Nicht-Unterlegenheit, sondern auch die Überlegenheit von Rivaroxaban gegenüber Warfarin. Hinsichtlich der sekundären Endpunkte (Gesamtmortalität, Schlaganfall- und Blutungsraten) gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Kommentar

 

Die Ergebnisse legen nahe, dass Rivaroxaban eine praktikable Alternative zu Warfarin bei der Behandlung von linksventrikulären Thromben nach einem Myokardinfarkt sein könnte.

 

Allerdings weist die Studie mehrere Einschränkungen auf:   

 

  • Die Studie war relativ klein und wurde nur an einem einzigen Zentrum in Karachi, Pakistan, durchgeführt. Es bleibt unklar, wie eine einzelne Einrichtung 261 Patientinnen und Patienten mit dieser eher seltenen Komplikation rekrutieren konnte.
  • Die Nachbeobachtungszeit war relativ kurz, was die Aussagekraft über Langzeiteffekte einschränkt.
  • Das offene Studiendesign (Open-Label) stellt eine weitere Limitation dar.


Trotz dieser Einschränkungen liefert die RIVAWAR-Studie wichtige erste Hinweise darauf, dass Rivaroxaban eine effektive Behandlungsoption für 261 Patientinnen und Patienten mit LV-Thrombus nach Myokardinfarkt sein könnte. Weitere größere, multizentrische Studien sind jedoch erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

Zum Autor

Prof. Tommaso Gori

Prof. Tommaso Gori ist als DZHK-W3-Professor für vaskuläre und myokardiale Interaktionen tätig sowie als Leiter des Herzkatheterlabors in der Universitätsmedizin Mainz. Seine Forschungsgebiete umfassen die koronaren Herzerkrankungen, bildgebende Verfahren sowie die kardiovaskuläre Pharmakologie. 

Prof. Tommaso Gori

Referenz

 

Shah, Jehangir Ali et al. (2025). EOicacy Of Rivaroxaban Versus Warfarin In Patients With Acute Left Ventricular Thrombus Following Myocardial Infarction: An Open-label Randomized Controlled Trial. LBCT3: Late-Breaking Clinical Trials III (Session 105) 29.03. 3:00-4:00), Chicago, ACC 2025.

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