Bildgebung bei EMAH

 

DGK-Jahrestagung 2024 | EMAH: In einer gemeinsamen Sitzung gaben die AG9 (Kongenitale Herzfehler im Erwachsenenalter) und AG21 (Magnetresonanzverfahren in der Kardiologie) Einblicke in verschiedene bildgebende Verfahren, die unerlässlich sind zur Beurteilung von angeborenen Herzfehlern – zur Therapieplanung, im Follow-up und bei Komplikationen.

Von:

Dr. Gerrit Kaleschke

Universitätsklinikum Münster

 

Nukleus-Mitglied der DGK-Arbeitsgruppe: 

Kongenitale Herzfehler im Erwachsenenalter (AG 9)

 

18.04.2024

 

Bildquelle (Bild oben): m:con / Ben van Skyhawk

Bildgebung in der täglichen Praxis

 

Die optimale Bildgebung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) stellt oftmals hohe Anforderungen an den Untersuchenden und die Technologie. Die besonderen anatomischen Verhältnisse, veränderte Physiologie, aber auch eingeschränkte Abbildungsbedingungen durch Voroperationen, veränderte Herzlage und implantierte Kunstmaterialen und Devices erschweren nicht selten eine dezidierte Befundung. In der gemeinsamen Arbeitsgruppensitzung konnten die Referenten und Moderatoren nicht zuletzt in lebhafter Diskussion mit den Teilnehmenden einen guten Überblick über die verschiedenen Bildgebungsverfahren vermitteln.

Stress- und Belastungs-Echokardiographie

 

PD Dr. Sinning aus Hamburg präsentierte verschiedene Erweiterungsoptionen der Standard-Echokardiographie, welche immer noch das unverzichtbare Arbeitspferd zur Beurteilung von Herzfehlern ist. Die bessere Visualisierung des Myokards und der Myokardperfusion durch Kontrastmittelapplikation und Flash-Replenishment kann helfen, auch bei anspruchsvoller Anatomie, die Ventrikelfunktion besser zu quantifizieren und gleichzeitig Hinweise für die Reperfusion des Myokards abzuschätzen. Da auch EMAH mit zunehmendem Alter Komorbiditäten entwickeln, muss eine mögliche KHK in die Diagnostik mit einbezogen werden. Auch Belastungsuntersuchungen können hier helfen, mit praktischen Einschränkungen z. B. fahrradergometrisch, aber auch pharmakologisch mit Dobutamin oder Adenosin. Im Zusammenhang mit Koronaranomalien wird eine physische Belastung oder Katecholamin-Gabe empfohlen. Die Belastungsuntersuchungen können weiterhin dabei unterstützen, Vitien besser quantifizieren, insbesondere bei eingeschränkter Myokardfunktion.

Bildgebung bei Endokarditis

 

Leider sind EMAH oft von einem deutlich erhöhten Endokarditis-Risiko betroffen. PD Dr. Huntgeburth aus München erläuterte die aktualisierten Leitlinien und empfohlenen Möglichkeiten in der Diagnostik mittels der aufgewerteten nuklearmedizinischen Verfahren, aber auch anhand von Patientenbeispielen die Nutzung der intrakardialen Echokardiographie. Diese bietet im Vergleich zur TEE und TTE oft eine bessere Darstellbarkeit von Pulmonalklappen-Vegetationen, insbesondere im Zusammenhang mit implantierten Prothesen/Conduits und perkutanen Klappenimplantationen. Zudem lassen sich im gleichen Zug die hämodynamischen Verhältnisse mitbeurteilen.

Kardiale MRT

 

Über die vielfältigen Möglichkeiten des Einsatzes des MRT bei EMAH berichtete Prof. Voges aus Kiel. Ergänzend zur Echokardiographie liefert diese Untersuchung nicht nur morphologische Daten über die komplexen Anatomien unabhängig von den Limitationen durch Schallfenster, sondern auch physiologische Informationen, die Möglichkeit zur Flussmessungen und Shuntquantifizierung. Darüber hinaus können die anatomischen Verhältnisse direkt mit Flüssen korreliert werden. Ein Beispiel sind Personen mit Fontan-Zirkulation mit lateralem Tunnel, bei denen die Auswirkungen der Tunnel-Dimensionen visualisiert und gleichzeitig gemessen werden können. Ebenfalls bei Fontan-Patienten kommt es oft zu Störungen im Lymphabfluss-System. Auch hier kann das MRT hilfreich sein zur Darstellung der Lymphwege. Im Zusammenhang mit verschiedenen Aortopathien, z.B. bei bikuspiden Aortenklappen, können Flussvisualisierung und Wandstress-Messungen anatomische und physiologische Parameter zusammenführen.

Fazit

 

Zusammenfassend ist es den Vortragenden und den beiden Moderatorinnen, PD Dr. Lebherz (AG9) und PD Dr. Abanador-Kamper (AG 21), gelungen, ein umfassendes, beispielreiches und dadurch plastisches Bild der modernen Bildgebung bei EMAH zu geben. Gerade in diesem anspruchsvollen Gebiet der Kardiologie mit komplexen Krankheitsbildern profitieren die Behandelnden von der Zusammenlegung der Kompetenzen, wie es auch in dieser kombinierten Sitzung der Arbeitsgruppen deutlich geworden ist.


Referenz

 Session: State-of-the-Art - Bildgebung bei angeborenem Herzfehler, DGK-Jahrestagung, Mannheim 2024

Weiterführende Links

Positionspapier der DGK 2023: „Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern“: Aktuelle Herausforderung in der medizinischen Versorgung.

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