Subgruppenanalyse von NOAH-AFNET 6: Weiterhin keine Antikoagulation bei AHRE

 

 

AHA-Kongress 2023 | Die kürzlich veröffentlichte NOAH-AFNET-6-Studie hatte keinen Vorteil einer Antikoagulation bei Patient:innen mit atrialen Hochfrequenzepisoden (AHRE) gezeigt. In dieser Subgruppenanalyse wurde daher untersucht, ob es möglicher Weise doch einen Nutzen der Edoxaban-Therapie in der Subgruppe der Patient:innen mit einer längeren AHRE-Dauer gibt. Die Daten wurden von Dr. Nina Becher (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) in der Late-Breaking Science Session beim AHA-Kongress präsentiert.  

 

 

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

13.11.2023

 

Bildquelle (Bild oben): AevanStock / Shutterstock.com


 

Atriale Hochfrequenzepisoden (Atrial High Rate Episodes, AHRE) sind kurze und seltene Vorhofarrhythmien, ähnlich dem Vorhofflimmern, die bei etwa 20 % der Patient:innen mit einem implantierten Device detektiert werden. AHRE sind mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden, wobei das Risiko allerdings deutlich geringer im Vergleich zu Vorhofflimmern ist. Die Daten der randomisierten doppelblinden Placebo-kontrollierten Studie, NOAH-AFNET 6, die beim ESC 2023 in Amsterdam präsentiert und zeitgleich veröffentlicht wurden, zeigten, dass die orale Antikoagulation mit Edoxaban den Composite-Endpunkt aus Schlaganfall, systemischen Embolien oder kardiovaskulärer Tod kaum senkte und das Risiko für schwerwiegende Blutungen erhöhte.1

Aus Beobachtungsstudien ist bekannt, dass AHRE, die länger als 24 Stunden andauern, mit einem höheren Schlaganfallsrisiko assoziiert sind.2 In einer präspezifizierten Subgruppenanalyse von NOAH-AFNET 6 wurde daher die Antikoagulation mit Edoxaban in dieser Subgruppe im Vergleich zu Patient:innen mit einer kürzeren AHRE-Dauer untersucht. Die Subgruppenanalyse wurde von Nina Becher (UKE Hamburg) in der Late-Breaking Science Session beim AHA-Kongress präsentiert und zeitgleich publiziert.3,4

Kein Unterschied zwischen den Subgruppen

 

Von den 2.389 Patient:innen der Gesamtpopulation aus NOAH-AFNET 6 wurden 259 Patient:innen in die Kategorie AHRE ≥ 24 Stunden (n = 132 Edoxaban und n= 127 Placebo) und 2.130 Patient:innen (n = 1.062 Edoxaban und n = 1.068 Placebo) in die Kategorie AHRE < 24 Stunden eingeteilt. Als primärer Endpunkt wurde ebenfalls wie in der Hauptstudie der zusammengesetzte Endpunkt aus Schlaganfall, systemische Embolie oder kardiovaskulärer Tod bestimmt.3,4

 

Die Ergebnisse der Subgruppenanalyse glichen denen der Hauptstudie: die Antikoagulation mit Edoxaban hatte kaum Einfluss auf das Schlaganfallrisiko - und zwar in beiden Subgruppen. Während der medianen Nachbeobachtungszeit von 1,8 Jahren trat der primäre Endpunkt in der Subgruppe AHRE ≥ 24 Stunden bei 9/132 Patient:innen mit Antikoagulation im Vergleich zu 14/127 Patienten ohne Antikoagulation auf. Der Vergleich der Subgruppen zeigte, dass die AHRE-Dauer weder Einfluss auf die Wirksamkeit (p = 0,65) noch auf die Sicherheit (p = 0,98) der Antikoagulation hatte. Weitere Analysen, die AHRE als kontinuierlichen Parameter einschlossen, bestätigten dieses Ergebnis.

Einen Unterschied zwischen den beiden Subgruppen gab es aber doch: So entwickelten Patient:innen mit einer AHRE ≥ 24 Stunden signifikant häufiger  Vorhofflimmern, das im EKG diagnostizierbar war (17,0 %/Patientenjahr), gegenüber Patient:innen mit einer kürzeren AHRE (8,2 %/Patientenjahr; p < 0,001).

Fazit

 

In dieser Subgruppenanalyse der NOAH AFNET 6 konnte - ebenso wie in der Hauptstudie - kein Vorteil der Antikoagulationstherapie mit Edoxaban bei Patient:innen mit AHRE nachgewiesen werden - und das unabhängig von der AHRE-Dauer. Die Autoren merkten an, dass die Schlaganfallsrate ohne Antikoagulation in dieser Studie unerwartet niedrig lag im Vergleich zu früheren Studien. Möglicherweise könnten Patient:innen mit AHRE und einem sehr hohen Schlaganfallsrisiko von einer Antikoagulation profitieren. Um diese Patient:innen zu identifizieren, ist weitere Forschung notwendig.

Referenzen

 

  1. Kirchhof P et al. Anticoagulation with Edoxaban in Patients with Atrial High-Rate Episodes. N Engl J Med. 2023 Sep 28;389(13):1167-1179. doi: 10.1056/NEJMoa2303062.
  2. Uittenbogaart SB et al. Burden of atrial high-rate episodes and risk of stroke: a systematic review. Europace. 2018;20(9):1420-1427. doi: 10.1093/europace/eux356. PMID: 29309554.
  3. Becher N. Efficacy and Safety of Anticoagulation With Edoxaban in Patients With AHRE Durations ≥24 Hours. The NOAH-AFNET 6 Trial. Featured Science: Coronary Revascularization - Lessons from Impactful Clinical Trials. AHA Scientific Sessions 2023, Philadelphia 11.-13. November
  4. Becher N et al. Anticoagulation with edoxaban in patients with long Atrial High-Rate Episodes ≥24 hours. Eur Heart J. 2023 Nov 12:ehad771

Weiterführende Links

Das könnte Sie auch interessieren

Neue AHA-Leitlinie pAVK

AHA-Kongress 2024 | Guidelines: Die AHA/ACC-Guideline PAD (Peripheral Artery Disease) aus dem Jahr 2016 wurde aktualisiert. Kommentiert von Prof. C. Rammos.

Basic Science im Interview

Modelle des menschlichen Herzmuskels in der funktionellen medizinischen Forschung: Chancen und Herausforderungen. Mit Prof. P. Kohl.

Kommt HU6 als neuer Wirkstoff für HFpEF in Betracht?

HFSA Annual Scientific Meeting 2024 | HuMAIN-HFpEF: HU6 reduzierte zwar das Körperfett, aber es bleiben dennoch erhebliche Zweifel. Kommentiert von Prof. F. Kahles.

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen