Welche Konsequenzen kann diese erste randomisierte Studie zur VA-ECMO im infarktassoziierten kardiogenen Schock für unsere tägliche Praxis im Herzkatheterlabor und auf der kardiologischen Intensivstation haben? Bisher empfiehlt die Extracorporeal Life Support Organization (ELSO) die VA-ECMO im therapierefraktären kardiogenen Schock ausschließlich als Bridging-Verfahren, bis sich das Herz erholt, es chirurgisch wiederhergestellt, transplantiert oder mittels dauerhaftem Device (LVAD-Systeme) ersetzt wird. Man muss erneut klarstellen: VA-ECMO kann weder ein nach Reanimation schwer geschädigtes Gehirn, noch ein ausgedehnt ischämisch geschädigtes Herz restituieren. Eine VA-ECMO kann lediglich vorübergehend die Perfusion lebenswichtiger Organe übernehmen und unterstützen. Die Sinnhaftigkeit einer großzügigen Erweiterung der Indikationsstellung auf konservativ stabilisierbare Patient:innen oder Fälle, deren Hoffnung auf Erholung der kardialen Funktion oder Gesundung angesichts von Vorerkrankungen, Gebrechlichkeit oder Schockverlauf sehr gering ist und welche gleichzeitig weder für LVAD noch Transplantation geeignet sind, wird durch die aktuellen Studienergebnisse deutlich widerlegt. 50% der in der VA-ECMO-Studie kanülierten Patient:innen waren in der doch vielfach auch konservativ suffizient zu stabilisierenden Schockkategorie SCAI C („Classic cardiogenic shock“), nur die Hälfte der Patient:innen im schweren, häufig therapierefraktären Schock (SCAI D „Deteriorating“ und SCAI E „Extremis“). Lediglich jeweils 1 Patient:in jeder Gruppe wurden einem LVAD-Verfahren zugeführt. So wird die VA-ECMO ein Bridging-Verfahren für ausgewählte Fälle bleiben.
Zwei weitere Ergebnisse der Studie geben wichtige Gedankenanstöße: Trotz der hohen Komplikationsrate der VA-ECMO war die Mortalität vergleichbar zur Kontrollgruppe. Da schwere Komplikationen regelhaft das Überleben verschlechtern, muss das derzeitige technische und therapeutische Vorgehen an VA-ECMO, etwa das Gerinnungsmanagement, überdacht und optimiert werden, um so möglicherweise das Überleben zu verbessern. Ferner scheint der therapeutische Effekt der VA-ECMO im kardiogenen Schock in der vorgestellten Arbeit nicht sehr ausgeprägt zu sein. So ist die VA-ECMO nicht per se ein Gamechanger, sondern leistet einen überschaubaren, aber manchmal entscheidenden Beitrag in einem Bündel komplexer intensivmedizinischer Maßnahmen. Überraschend war, dass in beiden Gruppen Laktatclearance, Katecholaminbedürftigkeit und Nierenversagen vergleichbar waren. Fragen nach dem konkreten intensivmedizinischen Vorgehen (Zielmitteldruck, ECMO-Fluss, Katecholamin-Weaning) sollten mittels weitergehender Analysen beantwortet werden. Unabhängig davon gilt nun umso mehr: Angesichts des engen therapeutischen Nutzens und der hohen Komplikationsrate werden wir intensivmedizinisch Tätige nochmals zum generell das ärztliche Handeln bindende „primum nihil nocere“ gemahnt. Eine strenge Indikationsstellung bleibt wichtig.