Kein Nutzen der IABP

 

ACC-Kongress 2025 | Altshock-2: In der Studie wurde der Nutzen der intraaortalen Gegenpulsationspumpe IABP im kardiogenen Schock bei chronischer Herzinsuffizienz untersucht. In Deutschland selten geworden, wird die IABP international verwendet. Die IABP verbesserte den primären Endpunkt kombiniert aus Überleben, LVAD oder Herztransplantation nach 60 Tagen nicht. Angesichts fehlender Hinweise auf einen Benefit wurde Altshock-2 vorzeitig beendet.

 

PD Dr. Alexander Dietl (Universitätsklinikum Regensburg) fasst die Studie zusammen und kommentiert.

Von:

PD Dr. Alexander Dietl

Universitätsklinikum Regensburg

 

Senior Editor

Prof. Lars Meier

Rubrikleiter Intensiv- und Notfallmedizin

 

17.04.2025

 

Bildquelle (Bild oben): David Harmantas / Shutterstock.com

 

Kardiogener Schock bei vorbestehender, chronischer Herzinsuffizienz ist in US-amerikanisch-kanadischen Registern für annähernd die Hälfte aller Fälle kardiogenen Schocks ursächlich und damit prävalenter als Schock bei Myokardinfarkt (30 %).1 Während sich in den letzten Jahren prospektive Studien zur mechanischen Kreislaufunterstützung überwiegend auf kardiogenen Schock bei Myokardinfarkt (ECLS-SHOCK) respektive ST-Hebungsinfarkt (DanGer-Shock)2,3 fokussierten, ist die Frage nach ECLS im kardiogenen Schock bei dekompensierter chronischer Herzinsuffizienz nicht zufriedenstellend beantwortet.4 Dieser wissenschaftlichen Lücke widmete sich nun die beim ACC.25 vorgestellte und im Journal of the American College of Cardiology publizierte Altshock-2 Studie (Study on Early Intra-aortic Balloon Pump Placement in Acute Decompensated Heart Failure Complicated by Cardiogenic shock).5

 

Obschon die Anwendung der intraaortalen Gegenpulsationspumpe (IABP) in Deutschland angesichts der Datenlage aus IABP-SHOCK II im infarkt-bedingten kardiogenen Schock6 selten geworden ist, wird sie weltweilt durchaus noch in relevanter Zahl verwendet.7,8 Die Altshock-2 Autorinnen und Autoren vermuteten, dass sich die negativen Ergebnisse aus IABP-SHOCK II nicht auf kardiogenen Schock bei chronischer Herzinsuffizienz übertragen lassen. Etwa wiesen kleinere Studien auf eine bessere zentralvenöse Sättigung als Marker der Organperfusion bei Anwendung der IABP in der akut dekompensierten chronischen Herzinsuffizienz hin.9

Studiendesign

 

Die multizentrisch in Italien prospektiv durchgeführte, randomisierte Altshock-2-Studie verglich nun die Anwendung einer IABP bei kardiogenem Schock aufgrund dekompensierter chronischer Herzinsuffizienz mit konventioneller Intensivtherapie. Es wurden Patientinnen und Patienten im Alter von 18 bis 75 Jahren in den SCAI-Gruppen10 B, C und D eingeschlossen, welche sich auch für eine Herztransplantation oder ein dauerhaftes Linksherzunterstützungssystem (LVAD) eigneten. Der primäre Endpunkt war kombiniert Überleben oder erfolgreiches Bridging zur Herztransplantation oder zur LVAD-Implantation nach 60 Tagen.

Ergebnisse

 

Es wurden 101 Patientinnen und Patienten rekrutiert. Sie waren im Median 60 Jahre alt, zu 80 % männlich. Fast 60 % litten an einer nicht-ischämen Herzerkrankung. Zwei Drittel waren in SCAI C, knapp 30 % in SCAI B, die übrigen wenigen in SCAI D. Das arterielle Laktat lag im Median bei 1,85 mmol/l, der systolische Blutdruck bei 90 mmHg und die Ejektionsfraktion bei 20 %. Immerhin 70 % litten auch an einer eingeschränkten rechtsventrikulären Funktion (TAPSE ≤17 mm). 

 

53 Patientinnen und Patienten wurden mit einer IABP behandelt, 48 konservativ intensivmedizinisch. In beiden Gruppen war die Notwendigkeit inotroper Unterstützung hoch (IABP 64 %, konservativ 69 %). Hoch war insbesondere der Anteil der mit Suprarenin Behandelten (jeweils um 60 %). Gleichzeitig wurde im Verlauf bei um die 65 % ein Vasodilatator gegeben, überwiegend Nitroprussid. Etwa 40 % wurden in beiden Gruppen invasiv beatmet.


Der primäre Endpunkt kombiniert aus Überleben, Herztransplantation oder LVAD nach 60 Tagen wurde bei 81 % (IABP) und 75 % (konservativ) erreicht. Der Unterschied war nicht signifikant (Hazard Ratio 0,72; 95%KI [0,31;1,68]; p=0,45). Insgesamt wurden 18 % transplantiert und 19 % mit einem LVAD versorgt. Betrachtet man nur den Bridgingerfolg, unterschied sich dieser ebenfalls nicht zwischen den Behandlungsgruppen (p=0,52). Ebenso fanden sich bei den sekundären Endpunkten keine Unterschiede. Da sich nach einer Interimanalyse von 100 Patientinnen und Patienten kein Hinweis auf einen Benefit der IABP ergab, wurde die Studie auf Anraten des Data and Safety Monitoring Boards vorzeitig beendet.

Fazit und Kommentar

 

Die Altshock-2-Studie ist ein substantieller Schritt, Therapieoptionen im kardiogenen Schock bei chronischer Herzinsuffizienz zu überprüfen. Denn kardiogener Schock ist nicht nur Myokardinfarkt oder STEMI. Die IABP bringt allerdings auch hier keinen Nutzen. Der Benefit anderer mechanischer Bridgingdevices (Impella, VA-ECMO) muss noch in weiteren Studien überprüft werden. Bis zum Erreichen valider Evidenz verbleibt die mechanische Kreislaufunterstützung im kardiogenen Schock bei chronischer Herzinsuffizienz eine Einzelfallentscheidung.

Zum Autor

PD Dr. Alexander Dietl

PD Dr. Alexander Dietl ist als Oberarzt mit Schwerpunkt Intensivmedizin in der Klinik und Poliklinik für Kardiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Regensburg tätig. Als Leiter der Arbeitsgruppe Metabolism in Heart Failure liegt sein Hauptforschungsinteresse in der Analyse mitochondrialer Funktionen in der akuten Herzinsuffizienz und deren Rolle für die kardiale Erholung.

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Zur Person

Prof. Lars Maier

Prof. Maier ist seit 2014 als Direktor und W3-Professor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin und als Leiter der Arbeitsgruppen im Bereich Experimentelle Kardiologie am Universitätsklinikum Regensburg tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen die Herzinsuffizienz und koronare Herzerkrankungen. 

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Referenzen

  1. Berg DD et al. Epidemiology of Shock in Contemporary Cardiac Intensive Care Units. Circulation. Cardiovascular quality and outcomes 12, e005618; 10.1161/CIRCOUTCOMES.119.005618 (2019).
  2. Thiele H et al. Extracorporeal Life Support in Infarct-Related Cardiogenic Shock. The New England journal of medicine 389, 1286–1297; 10.1056/NEJMoa2307227 (2023).
  3. Møller JE et al. Microaxial Flow Pump or Standard Care in Infarct-Related Cardiogenic Shock. The New England journal of medicine 390, 1382–1393; 10.1056/NEJMoa2312572 (2024).
  4. Kanwar MK et al. Heart failure related cardiogenic shock: An ISHLT consensus conference content summary. The Journal of heart and lung transplantation : the official publication of the International Society for Heart Transplantation 43, 189–203; 10.1016/j.healun.2023.09.014 (2024).
  5. Morici N et al. Early Intra-Aortic Balloon Support for Heart Failure-Related Cardiogenic Shock: A Randomized Clinical Trial. Journal of the American College of Cardiology; 10.1016/j.jacc.2025.03.003 (2025).
  6. Thiele H et al. Intraaortic balloon support for myocardial infarction with cardiogenic shock. The New England journal of medicine 367, 1287–1296; 10.1056/NEJMoa1208410 (2012).
  7. Nan Tie E et al. Trends in Intra-Aortic Balloon Pump Use in Cardiogenic Shock After the SHOCK-II Trial. The American journal of cardiology 191, 125–132; 10.1016/j.amjcard.2022.12.019 (2023).
  8. Cohen B et al. Intra-Aortic Balloon Pump: Overall and Temporal Trends of Comparative Effectiveness in a National Registry. Catheterization and cardiovascular interventions : official journal of the Society for Cardiac Angiography & Interventions 105, 662–672; 10.1002/ccd.31372 (2025).
  9. Uil CA den et al. Primary intra-aortic balloon support versus inotropes for decompensated heart failure and low output: a randomised trial. EuroIntervention : journal of EuroPCR in collaboration with the Working Group on Interventional Cardiology of the European Society of Cardiology 15, 586–593; 10.4244/EIJ-D-19-00254 (2019).
  10. Kapur NK et al. Criteria for Defining Stages of Cardiogenic Shock Severity. Journal of the American College of Cardiology 80, 185–198; 10.1016/j.jacc.2022.04.049 (2022).

Weiterführende Links zu Studien auf Herzmedizin.de
ECLS-SHOCK
DanGer-Shock
Metaanalyse von Studien zur mechanischen Kreislaufunterstützung im kardiogenen Schock

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