TACT2: Kein Benefit durch Chelatbildner

 

ACC-Kongress 2024 | TACT2: Der früher beobachtete klinische Nutzen von Infusionen mit dem Chelatbildner EDTA konnte in der TACT2-Studie nicht reproduziert werden. Möglicherweise liegt es daran, dass der Bleigehalt im Blut inzwischen zu gering ist. Die TACT2-Studie wurde in der Session Late-Breaking Clinical Trials 3 auf dem ACC 2024 vorgestellt.

von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

18.04.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Joseph Sohm / Shutterstock.com

Der Chelatbildner EDTA besitzt eine sehr gute Bindekapazität für Schwermetalle, wie Blei und Cadmium, und fördert deren Ausscheidung mit dem Urin. Im Jahr 2013 ergab die TACT-Studie, dass wöchentliche EDTA-Infusionen das Risiko von kardiovaskulären Ereignissen gegenüber Placebo nach einem vorherigen Herzinfarkt über einen medianen Zeitraum von 55 Monaten signifikant um 18 % senkten. Der Benefit war bei Personen mit Diabetes am stärksten ausgeprägt (HR 0,59; p = 0,0002).1

Die TACT2-Studie wurde konzipiert, um diese Ergebnisse zu bestätigen.2


TACT2 ist eine doppelblinde, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie, in der die Wirksamkeit von wöchentlichen EDTA-Infusionen und 2 x täglichen oralen Multivitamin-Gaben über 40 Wochen bei Personen mit Diabetes und vorhergehendem Herzinfarkt untersucht wurde. An 88 Zentren wurden 1.000 Personen im Alter von über 50 Jahren mit Diabetes und vorhergehendem Herzinfarkt über eine durchschnittliche Follow-up-Dauer von 48 Monaten beobachtet. Der zusammengesetzte primäre Endpunkt umfasste Gesamtmortalität, Myokardinfarkt, Schlaganfall, koronare Revaskularisierung oder Hospitalisierungen aufgrund instabiler Angina pectoris.

Keine Reproduktion der Ergebnisse von TACT

 

68 % der Patienten und Patientinnen erhielten die gesamten 40 Infusionen und 78 % erhielten mindestens 20 Infusionen. Im primären Endpunkt konnte kein Unterschied der Verum-Gruppe gegenüber der Placebo-Gruppe festgestellt werden (p = 0,53). Zwar führte die EDTA-Behandlung im Gegensatz zu Placebo zu einer signifikanten Senkung der Bleispiegel im Blut um über 60 %, aber nicht zu einem signifikanten klinischen Benefit der primären oder sekundären Endpunkte oder der Gesamtmortalität. Sicherheitsbedenken der Chelatbildner-Behandlung wurden nicht identifiziert.

Fazit

 

Die TACT2-Studie konnte den klinischen Nutzen der Chelatbildner-Therapie von TACT nicht reproduzieren. Was ist die Erklärung dafür? Laut den Autoren sind die Bleispiegel im Blut in den USA seit 2003 deutlich von 17 µg/l auf 9 µg/l (Baseline-Bleispiegel der TACT2-Studie) gesunken. Somit könnte sich die potenzielle therapeutische Wirkung einer weiteren Senkung der Blutbleispiegel verringert haben. Möglicherweise gibt es jedoch in anderen Regionen der Welt eine höhere Bleibelastung in der Bevölkerung, so dass  Betroffene mit einem vorhergehenden Myokardinfarkt in diesen Ländern von einer Chelatbildner-Therapie profitieren könnten.


Referenzen

  1. Escolar E et al. The effect of an EDTA-based chelation regimen on patients with diabetes mellitus and prior myocardial infarction in the Trial to Assess Chelation Therapy (TACT). Circ Cardiovasc Qual Outcomes. 2014;7(1):15-24.
  2. Lamas GA. Effect Of Edetate Disodium Based Chelation Infusions On Cardiovascular Events In Post-MI Patients With Diabetes: The TACT2 Trial. Late-Breaking Clinical Trials 3; ACC 2024

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