Baxdrostat - ein neuer Player bei Hypertonie?

 

ESC Congress 2025 | BaxHTN: Die Phase-3-Studie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit des Aldosteronsynthase-Inhibitors (ASI) Baxdrostat versus Placebo als Add-On zur Standardtherapie bei Patientinnen und Patienten mit unkontrollierter Hypertonie trotz 2 oder mehr Antihypertensiva. Die Ergebnisse wurden präsentiert von Prof. Neha Pagidipati (Duke Clinical Research Institute, Durham, USA) und zeitgleich publiziert.1,2

 

Dr. Lucas Lauder und Prof. Felix Mahfoud (beide Universitätsspital Basel) fassen die Studie zusammen und kommentieren.

Von:

Dr. Lucas Lauder

Prof. Felix Mahfoud

Universitätsspital Basel

 

 

15.09.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Songquan Deng / Shutterstock.com

 

Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System spielt eine zentrale Rolle in der Blutdruckregulation. In vielen Fällen trägt eine inadäquate (Renin-unabhängige) Aldosteron-Sekretion zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer unkontrollierten Hypertonie, einschließlich der resistenten Hypertonie, bei.3,4 Ein Zuviel an Aldosteron führt nicht nur zu einer vermehrten Speicherung von Natrium und Wasser, sondern begünstigt auch Inflammation und die Entstehung von kardialer Fibrose und Gefäßschäden.2 Steroidale Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten (MRA), zum Beispiel Spironolacton und Eplerenon, können die durch Aldosteron vermittelten pathophysiologischen Effekte am Mineralokortikoidrezeptor blockieren und werden daher zur Behandlung der resistenten Hypertonie aber auch der Herzinsuffizienz empfohlen.5,6 Allerdings können MRA dosisabhängig zu Hyperkaliämie und antiandrogene Nebenwirkungen verursachen und werden deshalb häufig gar nicht erst eingesetzt oder abgesetzt. Darüber können MRA zu gegenregulatorischen Anstiegen von Renin und zirkulierendem Aldosteron führen, was wiederum Mineralokortikoidrezeptor-unabhängige Wirkungen von Aldosteron verstärkt.3


Aktuell werden mindestens 4 Aldosteronsynthase-Inhibitoren (ASI) in klinischen Studien für verschiedene Indikationen untersucht: Baxdrostat (CIN-107), Lorundrostat (MLS-101), Dexfadrostat (DP13) und Vicadrostat (BI690517). Über die Advance-HTN-Studie, die Reduktion des systolischen 24h-Blutdrucks durch Lorundrostat nach 12 Wochen zeigen konnte, berichteten wir ausführlich nach dem ACC-Kongresses 2025.

Studiendesign und Methodik

 

Die BaxHTN-Studie ist eine internationale (214 Zentren) randomisierte, Placebo-kontrollierte Phase-3-Studie in die Patientinnen und Patienten mit unkontrollierter Hypertonie (Praxisblutdruck 140-170 mmHg) trotz 2 oder mehr Antihypertensiva, einschließlich eines Diuretikums, und einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) ≥45 ml/min/1,73 m2 eingeschlossen werden konnten.

 

Die Studie bestand aus 4 aufeinanderfolgenden Phasen:

  • Phase 1: 12-wöchige, randomisierte, placebokontrollierte Phase mit 1 mg Baxdrostat, 2 mg Baxdrostat oder Placebo;
  • Phase 2: 12-wöchige offene Phase mit Baxdrostat 2 mg oder Placebo zur Erfassung von Sicherheitsdaten und als Vorbereitung für Phase 3;
  • Phase 3: 8-wöchige randomisierte Absetzphase mit Baxdrostat oder Placebo;
  • Phase 4: noch andauernde 20-wöchige offene Phase zur Erfassung zusätzlicher Sicherheitsdaten zu 2 mg Baxdrostat.

 

Der primäre Endpunkt war die Änderung des systolischen Praxisblutdrucks zwischen der Baseline und Woche 12 (Phase 1). 

Ergebnisse

 

Insgesamt wurden 796 Patientinnen und Patienten (36% Frauen) mit einem Ausgangsblutdruck von 149/87 mmHg randomisiert. Nach 12 Wochen zeigten die mit Baxdrostat behandelten Patientinnen und Patienten eine klinisch relevante, Placebo-korrigierte Senkung des systolischen Praxisblutdrucks um −8,7 mmHg (95%KI [−11,5;−5,8]; p<0,001) in der 1-mg-Gruppe und −9,8 mmHg (95%KI [−12,6: −7,0];; p<0,001) in der 2-mg-Gruppe. Nach 12 Wochen erreichten 39 % der Patientinnen und Patienten mit 1 mg Baxdrostat, 40 % mit 2 mg Baxdrostat und 19 % mit Placebo eine Blutdruckkontrolle (Praxisblutdruck <130 mmHg). Die blutdrucksenkende Wirkung war über die präspezifizierten Subgruppen hinweg vergleich, insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit und ohne resistente Hypertonie (Praxisblutdruck ≥140 mmHg trotz mindestens 3 Antihypertensiva).

 

Bemerkenswert war, dass es während der randomisierten Absetzphase bei den Personen, die auf ein Placebo umgestellt wurden, nur zu einem geringen Wiederanstieg des systolischen Praxisblutdrucks von 1,4 mmHg wohingegen es zu einer weiteren Abnahme des Blutdrucks um 3,7 mmHg in der 2-mg-Baxdrostat-Gruppe nach 8 Wochen kam. Im Vergleich zu den Baseline-Werten blieben die Renin-Konzentrationen auch 8 Wochen nach Absetzen von Baxdrostat hoch und die Aldosteron-Konzentrationen niedrig.

 

Insgesamt war Baxdrostat sicher. Nur 1,9 % der Patientinnen und Patienten in der 1-mg-Baxdrostat und 3,4 % in der 2-mg-Baxdrostat-Gruppe hatten ein schweres unerwünschtes Ereignis. Eine Hyperkaliämie mit einem Kalium-Wert >6 mmol/l wurde bei 2,3 % der Personen in der Baxdrostat-Gruppe, die mit 1 mg behandelt wurden, beziehungsweise 3,0 % der Personen, die mit Baxdrostat 2 mg behandelt wurden.

Fazit und Kommentar

 

Die nun vorgestellte BaxHTN-Studie bestätigt die Ergebnisse der Phase-2-Studie BrigHTN7 in der Baxdrostat nach 12 Wochen eine dosisabhängige Reduktion des systolischen Praxisblutdrucks von 8,1 mmHg (1 mg) bzw. 11,0 mmHg (2 mg) gegenüber Placebo erzielte. Damit liegen inzwischen für 2 ASI – Lorundrostat (Launch-HTN8) und Baxdrostat1,2 – Phase-3-Studien vor, die eine kurzfristige blutdrucksenkende Wirkung belegen.


Allerdings wurden ASI bisher nicht in randomisierten Studien direkt mit dem kostengünstigen Spironolacton verglichen. Unklar bleibt daher, ob die Enzymhemmung neben einer möglicherweise besseren Verträglichkeit tatsächlich Vorteile gegenüber MRA bietet – etwa durch die Reduktion Mineralokortikoidrezeptor-unabhängiger Effekte von Aldosteron9 – oder ob sie im Gegenteil Nachteile birgt, da die Aktivierung des Rezeptors durch Kortisol, ein relevanter Mechanismus der Gewebeschädigung,4 unbeeinflusst bleibt.


Wie auch für andere Zweitlinien-Antihypertensiva, etwa Spironolacton oder Clonidin, fehlen bislang randomisierte Studien mit einer längeren Nachbeobachtung über 2–3 Monate hinaus sowie Endpunktstudien, die belegen, dass die Blutdrucksenkung tatsächlich zu einer Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse führt.


Referenzen

 

  1. Pagidipati N. BaxHTN – Efficacy and safety of the aldosterone synthase inhibitor baxdrostat in patients with uncontrolled or resistant hypertension. Hot Line 4; 30.08.2025, Madrid, ESC 2025
  2. Flack JM et al. Bax HTNI. Efficacy and Safety of Baxdrostat in Uncontrolled and Resistant Hypertension. N Engl J Med 2025. doi: 10.1056/NEJMoa2507109
  3. Williams B et al. Spironolactone versus placebo, bisoprolol, and doxazosin to determine the optimal treatment for drug-resistant hypertension (PATHWAY-2): a randomised, double-blind, crossover trial. The Lancet 2015;386:2059-2068. doi: 10.1016/s0140-6736(15)00257-3
  4. Brown JM. Adverse Effects of Aldosterone: Beyond Blood Pressure. J Am Heart Assoc 2024;13:e030142. doi: 10.1161/JAHA.123.030142
  5. McEvoy JW et al. 2024 ESC Guidelines for the management of elevated blood pressure and hypertension. Eur Heart J 2024;45:3912-4018. doi: 10.1093/eurheartj/ehae178
  6. McDonagh TA et al. 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J 2021;42:3599-3726. doi: 10.1093/eurheartj/ehab368
  7. Freeman MW et al. Brig HTNI. Phase 2 Trial of Baxdrostat for Treatment-Resistant Hypertension. N Engl J Med 2023;388:395-405. doi: 10.1056/NEJMoa2213169
  8. Saxena M et al Launch HTNI. Lorundrostat in Participants With Uncontrolled Hypertension and Treatment-Resistant Hypertension: The Launch-HTN Randomized Clinical Trial. JAMA 2025;334:409-418. doi: 10.1001/jama.2025.9413
  9. Funder JW. Aldosterone and Mineralocorticoid Receptors-Physiology and Pathophysiology. Int J Mol Sci 2017;18. doi: 10.3390/ijms18051032

Mehr zum Thema

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Zum Autor

Dr. Lucas Lauder

Dr. Lucas Lauder ist Oberarzt an der Klinik für Kardiologie des Universitätsspitals Basel. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind die Präventionsmedizin und die Behandlung der Herzinsuffizienz. Seine Forschungsinteressen umfassen u.a. kardiorenale Interaktionen und Adhärenz zur medikamentösen Therapie. Er ist Ko-Autor der ESC-Leitlinien zur arteriellen Hypertonie (2024) und Nukleus-Mitglied der Arbeitsgruppe AG 43 (Arterielle Hypertonie) der DGK.

Prof. Tommaso Gori

Zum Autor

Prof. Felix Mahfoud

Prof. Felix Mahfoud ist Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsspital Basel. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen u.a. die Präventionsmedizin und die interventionelle Kardiologie. Innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ist er Nukleus-Mitglied der Arbeitsgruppe AG 43 Arterielle Hypertonie, Mitglied der Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin und Gremium-Mitglied zur Zertifizierung von Renalen-Denervations-Zentren.

Prof. Tommaso Gori

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