Das Risiko eines belastungsbedingten plötzlichen Herztods SrSCD ist bei Frauen deutlich geringer als bei Männern. Frauen, die sich lebenslang sportlich betätigt haben, weisen auch keine höhere Prävalenz von Vorhofflimmern, Koronarsklerose oder Myokardfibrose auf. Da jedoch ein hoher Anteil der weiblichen SrSCDs nicht strukturell bedingt ist, sollten Frauen insbesondere nach belastungsabhängigen Symptomen und in der Familienanamnese befragt werden, um mögliche Kanalopathien aufzudecken. Primär elektrische Erkrankungen, „EKG-Erkrankungen“, wie Long-QT-Syndrom, Brugada-Syndrom, CPVT (katecholaminerge polymorphe VT) und angeborenen Arrhythmien manifestieren sich oftmals erst bei höherer körperlicher Belastung oder intensivem Training, was die Diagnose in der Regel verzögert. QT-Verlängerungen, sei es medikamentenassoziiert (Psychopharmaka) oder durch Elektrolytverschiebungen, sollen vermieden werden. Um die Bedeutung kardialer Kanalopathien zu bestimmen, sind Studien mit molekularen Autopsien nach SrSCD-Fällen bei Frauen erforderlich.
Geschlechtsspezifische Anpassungen des Herzens an körperliche Belastung könnten möglicherweise die Unterschiede in der SrSCD-Inzidenz erklären. Auch hormonelle Einflüsse und postmenopausale Veränderungen sind Gründe für die unterschiedliche kardiale Anpassung. Zusätzlich sind geschlechtsspezifische soziokulturelle Faktoren zu beachten, so könnten, z. B. die Neigung von Männern, leistungssteigernde Medikamente zu nehmen oder sich zu überanstrengen, ebenfalls zu der unterschiedlichen Häufigkeit von SrSCD beitragen.