Studie findet Ursache für Schlafstörungen bei Herzschwäche

Rund ein Drittel der Menschen, die mit einer Herzschwäche leben, leidet auch unter Schlafproblemen. Ein Wissenschaftsteam der Technischen Universität München hat nun erstmals eine Erklärung für den Zusammenhang zwischen einer Schlafstörung und der Herzinsuffizienz gefunden.

Von Silja Klassen

 

02.11.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock/amenic181

Einem Wissenschaftsteam ist es erstmals gelungen, einen direkten Zusammenhang zwischen Herzerkrankungen und Schlafstörungen nachzuweisen. Dabei spielt das Schlafhormon Melatonin, das in der Zirbeldrüse des Gehirns produziert wird und den Schlaf-Wach-Zyklus steuert, eine entscheidende Rolle. In einer Studie konnte ein Team um Stefan Engelhardt, Professor für Pharmakologie und Toxikologie an der Technischen Universität München, und Erstautorin Dr. Karin Ziegler zeigen, dass die Produktion des Hormons durch Herzerkrankungen beeinträchtigt werden kann. Die Arbeit wurde im Fachmagazin „Science“ veröffentlicht.

 

Herzerkrankungen stören Nervenleitungen

„Wir zeigen in unserer Arbeit, dass sich die Probleme des Herzmuskels auf ein Organ auswirken, zu dem es auf den ersten Blick keine direkte Verbindung gibt“, sagt Prof. Engelhardt. Melatonin wird in der Zirbeldrüse produziert, die im Inneren des Gehirns liegt. Wie das Herz wird auch die Zirbeldrüse über das vegetative Nervensystem gesteuert, das die automatischen Abläufe im Körper regelt. Die beteiligten Nerven haben ihren Ursprung unter anderem in bestimmten Nervenknoten, den sogenannten Ganglien. Für Herz und Zirbeldrüse ist besonders das obere Halsganglion wichtig. Das Ganglion könne man sich als eine Art elektrischen Schaltkasten vorstellen, so die Wissenschaftler. „Bei einer Herzerkrankung kann es bildlich gesprochen vorkommen, dass ein Problem mit einer Leitung zu einem Feuer im Schaltkasten führt, das schließlich auf eine andere Leitung überspringt“, erklärt Prof. Engelhart.

 

Das obere Halsganglion steuert sowohl das Herz als auch die Zirbeldrüse. Bei Herzerkrankungen können unter Umständen Entzündungen und Vernarbungen im Ganglion auftreten, die dann die Nervenzellen und ihre Ausläufer, die Axone, zerstören. Dies wiederum beeinträchtigt die Verbindung zur Zirbeldrüse, stört die Melatonin-Produktion und unterbricht so den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Das konnte das Wissenschaftsteam bei Mäusen mit Herzschwäche nachweisen und beobachtete vergleichbare organische Auswirkungen bei Menschen.

 

Was ist die Zirbeldrüse?

Die Zirbeldrüse ist ein kleines Organ im Zentrum des Gehirns (Mittelhirn), das aussieht wie ein kleiner Zapfen. Bei Erwachsenen ist die Drüse ungefähr 0,5 Zentimeter groß. Sie bildet das Schlafhormon Melatonin aus dem Glückshormon Serotonin und gibt dieses ins Blut sowie Gehirnwasser ab. Dieser Vorgang steuert unsere innere Uhr und beeinflusst den Schlaf. Melatonin wirkt schlaffördernd und stärkt gleichzeitig das Immunsystem.

 

Hoffnung auf neue Medikamente gegen Schlafstörungen

Die Hoffnung ist, dass dank dieser Entdeckung neue Medikamente entwickelt werden können, die irreparable Schlafstörungen verhindern. In einem frühen Krankheitsstadium konnte die Melatonin-Produktion bei Mäusen wieder normalisiert werden, indem die Forscherinnen und Forscher Fresszellen (Makrophagen) im Ganglion medikamentös zerstörten. Das sei nicht nur ein klarer Beleg für die Rolle des Ganglions bei der Problematik, sondern auch ein Ansatz für künftige Medikamente gegen Schlafstörungen nach einer Herzerkrankung.

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