Weltweit leiden mehr als 40 Millionen Menschen an Vorhofflimmern. Laut einer aktuellen Studie könnte körperliche Fitness vor der häufigsten Art der Herzrhythmusstörung und deren Folgeerkrankungen wie Schlaganfall schützen.
Weltweit leiden mehr als 40 Millionen Menschen an Vorhofflimmern. Laut einer aktuellen Studie könnte körperliche Fitness vor der häufigsten Art der Herzrhythmusstörung und deren Folgeerkrankungen wie Schlaganfall schützen.
Von Jana Kolbe
Bildquelle (Bild oben): iStock/adamkaz
Vorhofflimmern ist die häufigste Art der Herzrhythmusstörungen. Allein in Deutschland sind rund 1,6 Millionen Menschen von der Herzerkrankung betroffen. Teilweise mit fatalen Folgen: 20 bis 30 Prozent der ischämischen Schlaganfälle gehen auf Vorhofflimmern zurück.
Forscher und Forscherinnen der Nationalen Yang Ming Chiao Tung Universität in Taipei (Taiwan) haben in einer Studie untersucht, welchen Einfluss Bewegung auf das Risiko für die Erkrankung hat. In der Studie betonten sie, dass Vorhofflimmern ein globales Gesundheitsproblem ist, das mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht. Das Ergebnis der Untersuchung: Körperlich fitte Erwachsene erkranken seltener an Vorhofflimmern. Außerdem haben sie ein deutlich geringeres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Studie stellte der Erstautor Prof. Shih-Hsien Sung auf der Jahrestagung der European Society of Cardiology (ESC) in Amsterdam vor.
An der Kohortenstudie, die über 137 Monate (11,4 Jahre) ging, nahmen 15.450 Personen teil. Zu Beginn waren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Durchschnitt 55 Jahre alt und litten nicht unter Vorhofflimmern. Zwischen 2003 und 2012 unterzogen sich die Probanden und Probandinnen einem Laufbandtest. Wie fit die Personen waren, wurde in sogenannten metabolischen Äquivalenten (MET) angegeben. Dabei entsprach 1 MET dem Energieverbrauch beim ruhigen Sitzen, weniger als 3 MET entsprachen leichten Aktivitäten (zum Beispiel Stehen, langsames Gehen), drei bis sechs MET entsprachen Aktivitäten mittlerer Intensität (zum Beispiel zügiges Gehen) und mehr als 6 MET entsprachen Aktivitäten mit hoher Intensität (zum Beispiel Joggen).
Um zu ermitteln ob und inwieweit die Leistungen auf dem Laufband mit späteren Erkrankungen wie Vorhofflimmern, Schlaganfall und schweren kardiovaskulären Ereignissen (unter anderem Herzinfarkte und kardiovaskuläre Todesfälle) zusammenhängen, setzte das Forschungsteam die Ergebnisse mehr als zehn Jahre später in Beziehung. Bei 3,3 Prozent der Teilnehmenden wurde nach durchschnittlich 137 Monaten die Diagnose Vorhofflimmern gestellt. Körperlich fitte Teilnehmer und Teilnehmerinnen erkrankten deutlich seltener. In der Studie konnte gezeigt werden, dass jeder Anstieg um 1 MET beim Laufbandtest das Risiko für Vorhofflimmern um 8 Prozent verringerte, für einen Schlaganfall um 12 Prozent und für ein schweres kardiovaskuläres Ereignis um 14 Prozent.
Laut dem Forschungsteam kann die Studie zwar nicht zweifelsfrei belegen, dass Sport vor Vorhofflimmern und Schlaganfall schützt, sie liefert aber deutliche Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität dazu beitragen kann, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Schließlich zählt Bewegungsmangel bei vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu einem der Hauptrisikofaktoren. Um Vorhofflimmern vorzubeugen, empfehlen Herz-Experten und Herz-Expertinnen neben ausreichend Bewegung einen vollständigen Rauchstopp, Vermeidung von Übergewicht, sowie einen richtig eingestellten Blutdruck.
Prof. Shih-Hsien Sung und sein Team betonen in ihrer Studie: „Regelmäßige körperliche Aktivität kann dazu beitragen, Entzündungen zu reduzieren und die Funktion des Herzens zu verbessern, was die Entwicklung von Vorhofflimmern verhindern kann.“ Jedoch sei weitere Forschung notwendig, um die zugrunde liegenden Mechanismen vollständig zu verstehen.