Zeigefinger zeigt auf EKG-Bildschirm, Bildquelle: Adobe Stock/Koragot kaewmahakhun
Zeigefinger zeigt auf EKG-Bildschirm, Bildquelle: Adobe Stock/Koragot kaewmahakhun

Koronare Herzkrankheit (KHK) ohne Symptome: die stille Gefahr erkennen

Die koronare Herzkrankheit (KHK) verläuft bei vielen Betroffenen symptomfrei – eine gefährliche Entwicklung, die oft erst spät erkannt wird. Doch warum bleibt die KHK manchmal so lange unbemerkt, und welche Risiken birgt das? Worauf man achten sollte und wer besonders gefährdet ist, erklärt Professor Arash Haghikia, Direktor der Kardiologie im Universitätsklinikum St. Josef-Hospital in Bochum. 

 

Von Katrin Denecke
 

01.07.2025


Bildquelle (Bild oben): ©Adobe Stock/Koragot kaewmahakhun

Warum zeigt eine KHK in einigen Fällen keine Symptome?

Die häufigsten Symptome der sogenannten stenosierenden koronaren Herzerkrankung (KHK) sind anfallsartige Engegefühle, Schmerzen oder Brennen in der Brust, häufig mit Ausstrahlung in die Schultern, Arme, in den Unterkiefer oder Rücken –  besonders bei Anstrengung. Sie werden als Angina Pectoris bezeichnet. Weitere häufige Symptome sind Atemnot, Schweißausbrüche und Übelkeit. Doch nicht bei jeder Patientin oder jedem Patienten mit KHK treten diese Beschwerden auf. „Je nach Ausmaß der Gefäßverengung kann bei einer stenosierenden KHK trotz der Gefäßverengung die Durchblutung des Herzmuskels erhalten sein und symptomlos verlaufen“, so Prof. Arash Haghikia. „Außerdem kann sich eine stenosierende KHK auch durch unspezifische Symptome wie Kurzatmigkeit, Belastungsminderung und Abgeschlagenheit äußern – ohne typische Angina-Pectoris-Symptomatik, sodass die Beschwerden fehlinterpretiert werden. Dies ist häufiger bei Patienten mit Diabetes sowie bei Frauen der Fall.“ Denn: Wer an Diabetes erkrankt ist, kann Schmerzen oder andere Symptome häufig aufgrund von Nervenschädigungen (Neuropathie) weniger oder gar nicht wahrnehmen. Und bei weiblichen Patienten ist die Besonderheit, dass die Symptome für eine KHK bei ihnen oft nicht „klassisch“ verlaufen, sondern eher atypisch. So können etwa Übelkeit, Bauchschmerzen oder Schwitzen bei Frauen auf eine versteckte KHK hindeuten. Da diese Beschwerden so unspezifisch sind, werden sie in der Regel nicht mit einer Herzerkrankung in Verbindung gebracht.

 

KHK: Stenosierende und nicht-stenosierende KHK – was ist der Unterschied?

Stenosierend bedeutet verengend – im Fall der KHK heißt es, dass ein Blutgefäß durch Ablagerungen, sogenannte Plaques, verengt ist, was auch als Stenose bezeichnet wird. „Bei der stenosierenden KHK führen Ablagerungen in den großen Herzkranzgefäßen zu einer relevanten Verengung, sodass die Durchblutungsstörung des Herzmuskels, insbesondere unter Belastung, in der Regel eingeschränkt ist“, so Professor Haghikia. Dies kann – muss aber nicht – typische Symptome wie Angina Pectoris verursachen. Bei der nicht-stenosierenden KHK sind zwar auch Plaques vorhanden, diese verursachen jedoch noch keine relevante Gefäßverengung. „Die nicht-stenosierenden Plaques können jedoch eine instabile Struktur aufweisen und plötzlich aufbrechen und somit einen Herzinfakt auslösen. Insofern stellt auch eine nicht-stenosierende KHK ein erhöhtes Infarktrisiko dar“, erklärt Professor Haghikia.

 

 

 

Was sind die Risiken einer unerkannten KHK?

„Bleibt eine koronare Herzkrankheit (KHK) unerkannt, kann dies schwerwiegende Folgen wie etwa einen Infarkt, gefährliche Rhythmusstörungen oder sogar den plötzlichen Herztod haben“, so Professor Haghikia. Bei anhaltender Durchblutungsstörung kann sich zudem eine Herzschwäche entwickeln. „Deshalb ist es entscheidend, eine KHK möglichst frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.“ Denn mit der richtigen Therapie und einer Anpassung der Lebensweise können Folgeschäden wie Herzinfarkt oder Herzschwäche in den meisten Fällen verhindert werden.

 

Zum Experten

Professor Arash Haghikia

Professor Arash Haghikia, Direktor der Kardiologie im Universitätsklinikum St. Josef-Hospital in Bochum

Porträt von Prof. Dr. Haghikia, Bildquelle: RUB, Marquard
Bildquelle: RUB, Marquard

 

 

Auf welche unspezifischen Symptome einer KHK sollte man achten?

Neben dem klassischen Druck- oder Engegefühl in der Brust können bei einer koronaren Herzkrankheit auch ganz andere Symptome wie etwa Atemnot bei geringer Anstrengung oder Schmerzen im Kiefer, Rücken oder Oberbauch auftreten. „Ebenso kann plötzlich nachlassende Leistungsfähigkeit ein Warnsignal sein“, so Professor Haghikia. „Wenn die Beschwerden wiederholt bei Belastung auftreten und sich in Ruhe bessern, ist dies alarmierend. In solchen Fällen ist eine zeitnahe kardiologische Abklärung wichtig, um die KHK rechtzeitig zu erkennen.“

 

Koronare Herzkrankheit: Wer ist besonders gefährdet?

Zu den größten Risikofaktoren für die Entstehung einer KHK zählen das Rauchen sowie Erkrankungen wie Hypercholesterinämie (Fettstoffwechselstörung), Diabetes mellitus oder Bluthochdruck. „Eine besondere Rolle spielt zudem die familiäre Veranlagung. Das heißt, wer nahe Angehörige mit frühzeitig aufgetretener koronarer Herzerkrankung hat, trägt ein genetisch bedingtes Risiko – unabhängig vom eigenen Lebensstil“, so Professor Haghikia. Greifen Betroffene mit einer genetischen Disposition noch regelmäßig zur Zigarette oder haben einen unbehandelten Bluthochdruck, erhöht sich ihr Risiko, bereits in jüngeren Jahren eine KHK zu entwickeln, deutlich.

 

Aber auch andere, oft weniger beachtete Faktoren wie eine chronische Lärmexposition, dauerhafter Schlafmangel und bestimmte Infektionen wie etwa Influenza können das Risiko einer KHK oder eines Herzinfarktes erhöhen.

 

Welche Therapien stehen bei einer KHK zur Verfügung?

Die Art der Behandlung richtet sich bei der KHK nach dem Schweregrad und dem jeweiligen Beschwerdebild der Erkrankung. Wird die koronare Herzkrankheit früh erkannt und ist dementsprechend noch nicht weit fortgeschritten, kommt meist eine Kombination aus Medikamenten und einer Lebensstilanpassung zum Einsatz. „Zu der medikamentösen Therapie gehört dann in der Regel auch eine Thrombozytenhemmung, wie Aspirin“, so Professor Haghikia. In fortgeschrittenen Stadien ist meist ein interventioneller Eingriff nötig. Dabei wird ein dünner Katheter in die Unterarmarterie oder seltener in die Leistenarterie eingeführt und bis zu den Herzkranzgefäßen vorgeschoben. An der Stelle einer Verengung wird ein Stent implantiert, um die Gefäße zu weiten und den Blutfluss wiederherzustellen. „In manchen Fällen ist dazu auch eine Bypass-Operation nötig. Dabei werden gesunde Gefäße aus anderen Körperbereichen entnommen und an den verengten Stellen der Herzkranzgefäße angebracht, um den Blutfluss umzuleiten. „In allen Fällen sollten begleitend die modifizierbaren Risikofaktoren optimal eingestellt werden und Lebensstilmaßnahmen ergriffen werden“, so Professor Haghikia.

 

Welche Rolle spielt der Lebensstil bei der KHK?

Ein gesundheitsbewusster Lebensstil trägt entscheidend zur Prävention und Behandlung der koronaren Herzkrankheit bei. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität oder 75 Minuten intensive Aktivität pro Woche, idealerweise verteilt auf mehrere Tage. Somit tragen 20 bis 30 Minuten zügiges Gehen schon einen großen Teil zum Schutz vor KHK bei. Mindestens genauso wichtig ist eine ausgewogene Ernährung. „Wir empfehlen hier die sogenannte mediterrane Kost, die aus viel Gemüse, Olivenöl, Fisch, Kräutern und Hülsenfrüchten besteht“, so Professor Haghikia. Der hohe Gehalt an gesunden Fetten und Ballaststoffen schützt nicht nur das Herz, sondern senkt auch das Risiko für Diabetes und bestimmte Krebsarten.

 

Der endgültige Rauchstopp, Gewichtsreduktion bei Übergewicht und Blutdruckregulierung bei erhöhten Werten sind drei weitere Faktoren, die die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit verhindern können. „Darüber hinaus fördern stressreduzierende Maßnahmen sowie mindestens sieben Stunden Schlaf pro Nacht die kardiovaskuläre Gesundheit“, so Professor Haghikia.

 

Welche diagnostischen Verfahren sind sinnvoll, um eine KHK frühzeitig zu erkennen?

Es ist wichtig, den allgemeinen Gesundheits-Check-up (ab 35 alle drei Jahre) regelmäßig wahrzunehmen. Neben der sorgfältigen Erhebung von Risikofaktoren im Rahmen der Anamnese und der Blutuntersuchung wird hier auch der Blutdruck kontrolliert. „Bei auffälligen Werten, erblicher Vorbelastung oder dem Bestehen anderer Risikofaktoren erfolgt eine apparative Diagnostik“, erklärt Professor Haghikia. „Dazu gehören das EKG, die ambulante Langzeit-Blutdruckmessung, die Echokardiographie und je nach Risikokonstellation und Beschwerdebild eine weitere Koronardiagnostik etwa mittels CT-Koronarangiographie, Stress-Echokardiographie oder Stress-Kardio-MRT.“ Sollte sich nach diesen Maßnahmen der Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung erhärten, erfolgt zur weiteren Abklärung eine Herzkatheteruntersuchung. „Lässt sich eine genetische Komponente nachweisen, zum Beispiel bei erhöhtem Wert des Lipoproteins (a), ist ebenfalls die Untersuchung der Verwandten ersten Graden zu empfehlen“, so Professor Haghikia.

 

Je nach Ausmaß der Gefäßverengung kann bei einer KHK trotz der Verengung die Durchblutung des Herzmuskels erhalten sein – und dann kann sie durchaus symptomlos verlaufen. Oder sie zeigt unspezifische Symptome wie Kurzatmigkeit, Belastungsminderung und Abgeschlagenheit – ohne die typische Angina-Pectoris-Symptomatik. Diese Beschwerden werden häufig fehlinterpretiert. Vor allem bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes und bei Frauen.

Zu den größten Risikofaktoren für die Entstehung einer KHK zählen das Rauchen sowie Erkrankungen wie Hypercholesterinämie (Fettstoffwechselstörung), Diabetes mellitus oder Bluthochdruck. Eine besondere Rolle spielt zudem die familiäre Veranlagung. Das heißt, wer nahe Angehörige mit frühzeitig aufgetretener koronarer Herzerkrankung hat, trägt ein genetisch bedingtes Risiko – unabhängig vom eigenen Lebensstil.

Bleibt eine koronare Herzkrankheit (KHK) unerkannt, kann dies schwerwiegende Folgen wie etwa einen Infarkt, gefährliche Rhythmusstörungen oder sogar den plötzlichen Herztod haben. Bei anhaltender Durchblutungsstörung kann sich zudem eine Herzschwäche entwickeln. Deshalb ist es entscheidend, eine KHK möglichst frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.

Es ist wichtig, den allgemeinen Gesundheits-Check-up (ab 35 alle drei Jahre) regelmäßig wahrzunehmen. Neben der sorgfältigen Erhebung von Risikofaktoren im Rahmen der Anamnese und der Blutuntersuchung wird auch der Blutdruck kontrolliert. Bei auffälligen Werten, erblicher Vorbelastung oder dem Bestehen anderer Risikofaktoren erfolgt eine apparative Diagnostik zum Beispiel mit EKG, ambulanter Langzeit-Blutdruckmessung oder Echokardiographie.

Es ist wichtig, den allgemeinen Gesundheits-Check-up (ab 35 alle drei Jahre) regelmäßig wahrzunehmen. Neben der sorgfältigen Erhebung von Risikofaktoren im Rahmen der Anamnese und der Blutuntersuchung wird hier auch der Blutdruck kontrolliert. „Bei auffälligen Werten, erblicher Vorbelastung oder dem Bestehen anderer Risikofaktoren erfolgt eine apparative Diagnostik“, erklärt Professor Haghikia. „Dazu gehören das EKG, die ambulante Langzeit-Blutdruckmessung, die Echokardiographie und je nach Risikokonstellation und Beschwerdebild eine weitere Koronardiagnostik etwa mittels CT-Koronarangiographie, Stress-Echokardiographie oder Stress-Kardio-MRT.“ Sollte sich nach diesen Maßnahmen der Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung erhärten, erfolgt zur weiteren Abklärung eine Herzkatheteruntersuchung. „Lässt sich eine genetische Komponente nachweisen, zum Beispiel bei erhöhtem Wert des Lipoproteins (a), ist ebenfalls die Untersuchung der Verwandten ersten Graden zu empfehlen“, so Professor Haghikia.

 

Wird eine KHK erst spät erkannt, kann sie gefährliche Folgeschäden verursachen. Regelmäßige Gesundheits-Check-ups helfen, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Sie ist dann zwar nicht heilbar, kann aber wirkungsvoll behandelt werden. 

 

Weitere informative Artikel dazu finden Sie auf unserer Übersichtsseite koronare Herzkrankheit.

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