Aktiv bleiben mit koronarer Herzkrankheit: Ernährung und Bewegung bei KHK

Die richtige Ernährung und regelmäßige Bewegung spielen bei der koronaren Herzkrankheit (KHK) eine zentrale Rolle. Nicht nur zur Unterstützung der Therapie bei bestehender KHK, sondern auch zur Prävention von Herzkrankheiten. Welche Lebensmittel gut fürs Herz sind, warum Sport das Herz stärkt und worauf es dabei ankommt.

Von Nicole Benke

 

04.04.2025


Bildquelle (Bild oben): Adobe Stock/shangarey

Welche Rolle spielen die richtige Ernährung und Bewegung bei einer KHK?

Die koronare Herzerkrankung (KHK) ist eine der häufigsten Herzerkrankungen, die es gibt. Sie entsteht oft als Folge anderer Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder Diabetes. Auch erhöhte Cholesterinwerte können zu einer KHK führen. Bei der Behandlung einer KHK ist das Ziel immer, ein Fortschreiten der Krankheit und fatale Ereignisse wie einen Herzinfarkt oder einen Herztod zu verhindern. Dafür ist neben einer leitliniengerechten medikamentösen Therapie auch eine optimale Einstellung der kardiovaskulären Risikofaktoren, wie einer Cholesterinerhöhung, Bewegungsmangel, Bluthochdruck, Rauchen und Diabetes mellitus Typ 2, wichtig. „Das geht am besten über eine Anpassung des Lebensstils“, sagt Kardiologin Dr. Susanne Berrisch-Rahmel. „Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung stärken das Herz, verbessern die Lebenserwartung und können sogar eine Reduktion der Medikamente bei einer KHK bewirken.“

 

Dr. med. Susanne Berrisch-Rahmel

Dr. med. Susanne Berrisch-Rahmel ist Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, Sportmedizin mit eigener Praxis für Kardiologie und Sportkardiologie in Düsseldorf. 

 

 

Bewegung bei KHK: Darauf kommt es an

Regelmäßige Bewegung verbessert unsere Fitness – und eine gute Fitness entlastet das Herz. „Wenn wir fitter sind und mehr Muskeln haben, dann muss das Herz sich nicht mehr so anstrengen“, erklärt Berrisch-Rahmel. „Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert zudem den Blutfluss sowohl an den Herzkranzgefäßen als auch an den großen Gefäßen.“ Aber wieviel Bewegung ist bei einer KHK richtig? „Die Weltgesundheitsorganisation WHO und kardiologische Fachverbände empfehlen 150 bis 300 Minuten Bewegung pro Woche“, so Berrisch-Rahmel. Entscheidend sei für KHK-Patientinnen und -Patienten, langsam zu starten. Das gelte gerade für die, die noch gar keine Bewegungserfahrung haben. „Es ist wichtig, sich nicht zu überfordern und sich nach und nach zu steigern. Auch, um die Motivation langfristig hochzuhalten“, sagt die Herzexpertin. „Wenn man sich nie bewegt hat und dann drei Mal pro Woche fünf Minuten auf dem Fahrradergometer fährt, dann ist das schon ein toller Erfolg und wird sich bereits positiv auf die Lebenserwartung auswirken.“ 

 

Im ersten Schritt empfiehlt die Expertin, die Bewegung im Alltag zu erhöhen. „Also häufiger mal zu Fuß gehen und die Treppe statt des Fahrstuhls nehmen. Praktisch sind Schrittzähler im Handy – mit ihnen kann man versuchen, nach und nach auf die empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag zu kommen“, rät Berrisch-Rahmel. 

 

KHK: Lebenserwartung durch Bewegung steigern

Regelmäßige Bewegung hat einen direkten Effekt auf die Lebenserwartung von Patientinnen und Patienten mit stabiler KHK. Laut einer Studie, die in der Fachzeitschrift des American College of Cardiology erschien, reichen schon zehn Minuten schnelles Gehen (ca. 5 km/h) oder 15- bis 20-minütiges langsames Gehen (3–4 km/h) am Tag, um das Sterberisiko um 33 Prozent zu senken.

 

 

 

Welches Training wird bei KHK empfohlen?

Welcher Sport bei einer KHK gemacht werden sollte, ist individuell verschieden. „Wichtiger als die Sportart ist, dass die Bewegung Spaß macht und leicht in den Alltag integriert werden kann“, sagt Berrisch-Rahmel. „Radfahren und Nordic Walking sind ohne große Kosten und ohne Trainer für die meisten leicht umzusetzen. Aber manchen macht Schwimmen oder Tanzen vielleicht mehr Spaß – dann sollten sie das auch lieber tun.“ Viele Betroffene fragen sich auch, ob Krafttraining bei einer KHK gut ist. „Absolut!“ sagt Berrisch-Rahmel. „Krafttraining in Kombination mit Ausdauertraining ist laut Studien sogar noch besser fürs Herz als reines Ausdauertraining. Ich empfehle einen Mix aus beidem. Beim dynamischen Krafttraining sind zwei bis drei Durchgänge mit jeweils 10–15 Wiederholungen ideal. Und es müssen gar keine schweren Gewichte sein – es reicht zunächst auch das eigene Körpergewicht. Eine tolle Übung ist auch der Wandsitz: Ein- bis zweimal pro Tag durchgeführt verbessert dieses isometrische Training nachweislich die Elastizität der Herzgefäße und kann blutdrucksenkend wirken“, so die Herzexpertin. 

 

Übungsanleitung: Wandsitz

Den Wandsitz kann man fast überall machen, z.B. beim Zähneputzen oder während einer kurzen Pause im Büro. So geht’s: Etwa einen Schritt entfernt mit dem Rücken zur Wand hinstellen. Füße hüftbreit aufstellen und leicht nach außen drehen. Mit geradem Rücken an die Wand lehnen, die Arme hängen locker nach unten. An der Wand runterrutschen, bis die Beine im 90 Grad-Winkel stehen. Rücken an die Wand pressen und die Position so lange wie möglich halten. Die Übung dreimal täglich wiederholen. Optimal sind langfristig drei Mal zwei Minuten Wandsitz pro Tag.

 

 

Welche Belastung ist bei KHK erlaubt?

Vor dem Sportstart empfiehlt die Herzexpertin Herzerkrankten, mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin Rücksprache zu halten. „Um mit Sport beginnen zu können, muss die koronare Herzkrankheit stabil und zum Beispiel der Blutdruck optimal eingestellt sein. Das würde ich einmal abklären. Und ganz wichtig: Übertreiben Sie es nicht beim Sport. Es gilt, eine Überbelastung zu vermeiden, gerade bei Herzschwäche. Eine gute Orientierung bietet dabei die BORG-Skala, mit der das subjektive Belastungsempfinden beziffert werden kann. „Wer im mittleren Anstrengungsbereich von 12 bis 13 trainiert, liegt erstmal richtig. Wer trainierter ist, kann dann auch bis BORG 14 hochgehen“, sagt Berrisch-Rahmel. Hochintensive Belastungen wie ein HIIT-Training empfiehlt sie am Anfang nicht. „Wichtig ist, erstmal die Grundlagen schaffen – steigern kann man sich dann immer noch. Wer unbedingt mehr tun möchte, sollte vorher eine Belastungsmessung beim Sportmediziner oder Sportkardiologen machen und sich das Go holen.“

 

Die BORG-SKALA

Borg-Skala

Ernährung bei KHK: das ist wichtig

Neben der Bewegung kann auch eine gesunde, ausgewogene Ernährung die Risikofaktoren für Herzkrankheiten minimieren. „Ein Diabetes kann besser eingestellt werden, die Lipidwerte verbessern sich und der Blutdruck wird reguliert, wenn wir vernünftig essen“, weiß Berrisch-Rahmel. Viele Menschen mit KHK haben Übergewicht. „Abnehmen ist gar nicht das vorrangige Ziel. Der Gewichtsverlust kommt mit einer Ernährungsumstellung oft erst, wenn wir mindestens 300 Minuten pro Woche ins Schwitzen kommen und aktiv Sport betreiben.“ Dabei sei wichtig, individuell zu schauen, was man sich an Ernährungsumstellung zutraut. „Die Diät darf nicht zu streng sein, wenn man mit Sport beginnt – denn für den braucht man Energie!“ mahnt Berrisch-Rahmel. 

 

Ernährung bei KHK: Was sollte auf dem Speiseplan stehen?

Aber was macht eine herzgesunde Ernährung aus? Welche Lebensmittel sind gut für die Herzkranzgefäße? „Grundsätzlich ist eine mediterrane Kost mit viel Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchten, Nüssen und guten Fetten aus zum Beispiel Olivenöl empfehlenswert“, sagt Berrisch-Rahmel. Bei bestehender KHK und zur Prävention von Herzkrankheiten empfiehlt die Expertin folgende Dinge: 

 

  • Gute Kohlenhydrate bevorzugen und ballaststoffreich essen. Also viel buntes Gemüse und Vollkornprodukte wie Haferflocken oder Naturreis.

  • Viel Gemüse essen. Es versorgt den Körper mit Vitaminen und anderen wichtigen Nährstoffen. 400 Gramm Gemüse sollten es pro Tag sein. 

  • Obst nur in Maßen genießen. Obst enthält viel Fruchtzucker, eine Handvoll am Tag reicht daher aus – am besten sind Beeren und dunkles Obst. Im Winter sind Tiefkühlbeeren eine gute Alternative zu frischer Ware. 

  • Regionale Zutaten der Saison bevorzugen. Im Winter Kohl, im Sommer Salat: Was gerade Saison hat, versorgt den Körper mit genau den Nährstoffen, die er braucht.  

  • Proteinreich ernähren. Proteine, also Eiweiße, sind an vielen wichtigen Prozessen im Körper beteiligt. Gute Lieferanten sind Eier, Milchprodukte, Sojaprodukte und Hülsenfrüchte. 

  • Ausreichend trinken. Und zwar am besten Wasser oder ungesüßten Tee. Kaffee ist in Maßen erlaubt. 

  • Essenspausen machen. Zwischen den einzelnen Mahlzeiten sollten vier bis fünf Stunden Pause liegen, das verbessert den Stoffwechsel. Wenn es gar nicht ohne einen Snack geht, lieber zu ein paar Nüssen als zum Schokoriegel greifen. Intervallfasten und andere Fastenkuren hingegen bitte nur in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin machen. 

 

Nahrungsergänzungsmittel sind in der Regel nicht nötig. „Wichtig ist, erstmal an der Basis zu arbeiten – das verändert oft schon viel. Einzig alle, die sich vegan ernähren, müssen Vitamin B substituieren, da führt kein Weg dran vorbei“, so Berrisch-Rahmel. 

 

Was sollte man nicht essen bei KHK?

Bestimmte Lebensmittel sind nicht gut für die Herzgesundheit. Vor allem zu viel Fett, Zucker und Salz wirken sich auf die Gesundheit der Gefäße aus. „Man kann sich das ganz bildlich vorstellen: Wenn viel Zucker und Fett durch die Gefäße fließen, dann bleibt auf jeden Fall was hängen. Und das wollen wir nicht!“ sagt Berrisch-Rahmel. Die Kardiologin rät, vor allem Salz zu reduzieren und einfache, raffinierte Zucker zu vermeiden. „Die WHO empfiehlt maximal 25 Gramm Zucker pro Tag. Die meisten Deutschen liegen deutlich darüber.“ Ebenfalls kritisch sieht die Expertin diese Lebensmittel: 

 

  • Softdrinks. Sie sind echte Zuckerbomben und damit ein absolutes No go. 

  • Frucht-Smoothies. Vor allem in Fertig-Smoothies steckt oft sehr viel Zucker. 

  • Fruchtsäfte. Auch sie enthalten jede Menge (Frucht-)Zucker.

  • Fertiggerichte. Man weiß nie, was drinsteckt. Oft sind es zu viel Salz, Zucker und Zusatzstoffe.  

 

Und wie sieht es mit Alkohol aus? „Die offizielle Empfehlung ist, gar keinen Alkohol zu trinken. Ich sehe es einen Tick gelassener und erlaube meinen Patientinnen und Patienten durchaus, zu einer besonderen Gelegenheit auch mal ein Glas Wein oder ein Bier zu trinken. Solange es die Ausnahme bleibt. Ich sage immer: Einem fröhlichen Herz, dem geht es gut. Die Menge und Regelmäßigkeit machts“, so Berrisch-Rahmel. 

 

Ernährung und Bewegung als Präventionsmaßnahmen

Sich gut zu ernähren und Sport zu treiben ist aber nicht nur bei einer bestehenden Herzerkrankung wichtig. „Es wirkt auch präventiv und hält das Herz gesund“, sagt Berrisch-Rahmel. Ihr Appell: „Kümmern Sie sich nicht erst um Ihr Herz, wenn der Stent schon drin ist. Frühzeitig aufs Herz zu achten, lohnt sich! Gerade bei familiären Vorerkrankungen. Durch Prävention können viele schwere Ereignisse verhindert werden. Das ist doch eine positive Nachricht: Man kann selbst viel tun – packen Sie es an!“

Weitere informative Artikel dazu finden Sie auf unserer Übersichtsseite koronare Herzkrankheit.

Das könnte Sie auch interessieren

Diese Seite teilen