Wie wird die familiäre Hypercholesterinämie diagnostiziert?
Einen ersten Hinweis auf eine mögliche familiäre Hypercholesterinämie liefern die Cholesterinwerte, insbesondere der LDL-Cholesterinwert. Dieser Wert wird prinzipiell mit einem Bluttest bestimmt. „Für die Vroni-Studie in Bayern kann im Grunde jeder Kinderarzt und jede Kinderärztin aus der Fingerbeere einige Tropfen Blut entnehmen. Im Deutschen Herzzentrum wird dann das LDL-Cholesterin im Blut gemessen", erklärt Prof. Schunkert. „Wenn es erhöht sein sollte, also bestimmte Schwellenwerte überschritten werden, wird es gleich weiterverarbeitet und eine genetische Analyse angeschlossen. Das Kind muss also nicht noch einmal untersucht werden. Sollte dann tatsächlich eine genetische Auffälligkeit bestehen, werden die Eltern durch die Kinderärztin oder den Kinderarzt informiert. Es gibt auch Informationsmaterial und Angebote an die Eltern und die Kinder, sodass sie sich über die Erkrankung informieren und entsprechend behandeln lassen können.“
Da die familiäre Hypercholesterinämie eine Erbkrankheit ist, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrere Familienmitglieder davon betroffen. Daher sollten auch die direkten Angehörigen eines betroffenen Kindes informiert und untersucht werden.
Wie wird eine familiäre Hypercholesterinämie behandelt?
„Da es sich bei der familiären Hypercholesterinämie um eine genetische Störung handelt, lässt sich durch eine Umstellung der Ernährung nichts erreichen“, erklärt Prof. Schunkert. „Aber in aller Regel ist die familiäre Hypercholesterinämie sehr gut durch Statine behandelbar. Statine gehören zu den meistverordneten Medikamenten und sind inzwischen auch für Kinder ab dem achten oder zehnten Lebensjahr zugelassen. Durch die Statine lassen sich in den meisten Fällen die LDL-Cholesterinwerte auf den Bevölkerungsdurchschnitt senken. Wenn bei einem Kind die ganz hohen Werte auf den Bevölkerungsdurchschnitt zurückgebracht werden, ist das Risiko, dass sich vorzeitig eine Atherosklerose ausbildet, drastisch reduziert. Liegt schon eine Gefäßerkrankung vor, muss das Cholesterin noch weiter runter. Dann kommen meist noch andere Medikamente hinzu.“
Aber auch wenn bei älteren Angehörigen eine familiäre Hypercholesterinämie festgestellt und frühzeitig behandelt wird, profitieren diese davon. Das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung sinkt dadurch erheblich.
Ist eine familiäre Hypercholesterinämie heilbar?
„Die Mutation des Gens als Auslöser der familiären Hypercholesterinämie besteht ein Leben lang. Deshalb werden auch ein Leben lang zu wenig LDL-Rezeptoren an den Leberzellen gebildet und zu wenig LDL-Cholesterin aus dem Blut herausgefiltert“, erklärt Prof. Schunkert. „Die Statine bewirken, dass mehr LDL-Rezeptoren auf der Leberzelle aktiv sind und das LDL-Cholesterin aus dem Blut heraustransportieren. Das setzt leider voraus, dass die Medikamente durchgehend genommen werden. So lässt sich der kumulative Prozess bremsen, der über Jahre oder Jahrzehnte die Blutgefäße schädigt. Wenn das gelingt, verschiebt sich der Krankheitsprozess um zwei oder drei Jahrzehnte, sodass die Betroffenen ein normales Leben führen können.“