ESC Hot Line 3: FIRE-Trial, ECLS-SHOCK und STOPDAPT-3

Auf dem ESC-Kongress 2023 gab es Antworten auf offene Fragen zu Behandlungsstrategien bei älteren Patientinnen und Patienten mit Myokardinfarkt und Mehrgefäß-KHK, zur ECLS-Therapie bei Myokardinfarkt und kardiogenem Schock sowie zur DAPT nach PCI. In der Hot Line Session 3 wurden die drei Studien FIRE-Trial, ECLS-SHOCK und STOPDAPT-3 vorgestellt.

 

Bildquelle (Bild oben): Kiryl Lis / Shutterstock.com

Von:

Dr. Franziska Fochler

Universitätsklinikum Regensburg

 

08.09.2023

"Physiology-guided" komplette Revaskularisation bei älteren Patient:innen sicher und wirksam (FIRE)

 

„Eine physiology-guided komplette Revaskularisation bei Patient:innen über 75 Jahre mit Myokardinfarkt (MI) und koronarer Mehrgefäß-Erkrankung (Mehrgefäß-KHK) ist sicher und wirksam“, fasste Dr. Simone Biscaglia vom Universitätsklinikum Santa Anna in Ferrara, Italien, die Ergebnisse des FIRE-Trials auf dem ESC-Kongress in Amsterdam zusammen.1 Parallel wurden die Ergebnisse im New England Journal of Medicine veröffentlicht.2

Bisheriger Stand der Forschung

Der Benefit einer kompletten Revaskularisation bei älteren Menschen verbleibt noch unklar, da diese in den konventionellen randomisierten, kontrollierten Studien oft nur eingeschränkt abgebildet sind. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung erleiden immer mehr ältere Menschen Herzinfarkte. Das Risiko periprozeduraler Komplikationen, sowohl von Ischämien als auch von Blutungen, ist in diesem Kollektiv höher als bei jungen Menschen und oft prognostisch entscheidend.3 In den Leitlinien sind bisher noch keine spezifischen Empfehlungen für die Behandlung älterer Menschen vorhanden. 

Das Studiendesign

Im FIRE-Trial wurde die Frage untersucht, ob Patientinnen und Patienten über 75 Jahre mit MI und Mehrgefäß-KHK von einer Druckdraht-basierten kompletten Revaskularisation (physiology-guided PCI) im Vergleich zu einer infarktbezogenen (culprit-only) Revaskularisation profitieren. Es handelt sich hierbei um eine prospektive, multizentrische, randomisierte Open-Label-Studie.

 

Eingeschlossen wurden 1.445 Patient:innen über 75 Jahre mit MI (STEMI und NSTEMI), Mehrgefäß-KHK, erfolgreicher perkutaner Koronarintervention (PCI) der Culprit-Läsion und letztendlich mindestens einer nicht-infarktbezogenen (non-culprit) Läsion (Gefäßdiameter > 2,5 mm, angiographische Stenose 50–99 %) und 1:1 randomisiert in die "Physiology-guided"-Gruppe (n = 720) oder die "Culprit-only"-Gruppe (n = 725). Bei den Patient:innen, die in den Physiology-guided-Arm eingeschlossen wurden, wurde mittels Druckdraht die hämodynamische Relevanz der Non-Culprit-Läsion getestet und nach der Behandlung der Culprit-Läsion eine PCI aller funktionell relevanten Läsionen durchgeführt. Dies konnte entweder im Rahmen der Index-Prozedur oder des Index-Aufenthalts durchgeführt werden. In der Culprit-only-Gruppe wurde weder eine funktionelle Testung noch eine Revaskularisation der Non-Culprit-Läsion durchgeführt.  

Ergebnisse der FIRE-Studie

Der primäre kombinierte Endpunkt bestand aus Gesamtmortalität, Myokardinfarkt, Schlaganfall oder erneuter ungeplanter Revaskularisation innerhalb eines Jahres. Der primäre Endpunkt trat bei 21,0 % in der Culprit-only-Gruppe und bei 15,7 % in der Physiology-guided-Gruppe (Hazard Ratio 0,73; 95-%-Konfidenzintervall 0,57–0,93; p = 0,01) ein. Die "Number needed to treat" (NNT), um einen primären Endpunkt zu verhindern, lag bei 19. Der sekundäre Endpunkt (kardiovaskuläre Mortalität, Myokardinfarkt) lag bei 13,5 % vs. 8,9 % (HR 0,64; 95-%-KI 0,47–0,88; p = 0,005) mit einer NNT von 22. Gesamtmortalität (9,2 % vs. 12,8 %; HR 0,70, 95-%-KI 0,51–0,96, p = 0,027), kardiovaskuläre Mortalität (5 % vs. 7,7 %, HR 0,64, 95-%-KI 0,42–0,97, p = 0,034), Myokardinfarkt (4,4 % vs. 7,0 %; HR 0,62; 95-%-KI 0,40–0,97, p = 0,035) und erneute Revaskularisation (4,3% vs. 6,8%; HR 0,63; 95-%-KI 0,40–0,98, p = 0,041) waren in der Physiology-guided-Gruppe signifikant niedriger als in der Culprit-only-Gruppe. Lediglich bei Schlaganfällen bestand kein Unterschied zwischen den Gruppen (1,7 % vs. 1,0 %; HR 1,73; 95-%-KI 0,68–4,40; p = 0,25). Der Sicherheitsendpunkt der Studie setzte sich zusammen aus Kontrastmittel-induziertem akuten Nierenversagen, Schlaganfall oder Blutung innerhalb eines Jahres. Hier zeigte sich kein relevanter Unterschied zwischen den Gruppen (22,5 % vs. 20,4 %; HR 1,11; 95-%-KI 0,89–1,37; p = 0,37).  

Limitationen

  • Open-Label-Studie
  • Aufgrund von Komorbiditäten, Frailty, kognitiven Einschränkungen und Z.n. Bypassoperation bei älteren Patient:innen wahrscheinlich nicht vollständig auf ein allgemeines Patientengut übertragbar
  • Ergebnisse wahrscheinlich nicht übertragbar, wenn die komplette Revaskularisation nicht im Rahmen des Index-Krankenhausaufenthalts durchgeführt wird
  • Unklar, ob konventionelle Angiographie-basierte komplette Revaskularisation zu ähnlichen Ergebnissen geführt hätte

Fazit und Ausblick

Eine "physiology-guided" komplette Revaskularisation bei Patient:innen über 75 Jahre mit MI und Mehrgefäß KHK reduzierte:

 

  • Den kombinierten primären Endpunkt bestehend aus Gesamtmortalität, MI, Schlaganfall sowie erneuter ungeplanter Revaskularisationen
  • Die kardiovaskuläre Mortalität oder MI

 

Interessant werden hier sicher die Ergebnisse des Langzeit-Follow-up, ob diese Effekte bestehen bleiben.

Referenzen

  1. Biscaglia S: FIRE Trial: Physiology-Guided Complete PCI in Older MI Patients. Hot Line Session 3. ESC-Kongress 2023, 26.–28. August 2023, Amsterdam. 
  2. Biscaglia S, Guiducci V, Escaned J, Moreno R, Lanzilotti V, Santarelli A, Cerrato E, Sacchetta G, Jurado-Roman A, Menozzi A, Amat Santos I, Díez Gil JL, Ruozzi M, Barbierato M, Fileti L, Picchi A, Lodolini V, Biondi-Zoccai G, Maietti E, Pavasini R, Cimaglia P, Tumscitz C, Erriquez A, Penzo C, Colaiori I, Pignatelli G, Casella G, Iannopollo G, Menozzi M, Varbella F, Caretta G, Dudek D, Barbato E, Tebaldi M, Campo G; FIRE Trial Investigators. Complete or Culprit-Only PCI in Older Patients with Myocardial Infarction. N Engl J Med. 2023 Aug 26. doi: 10.1056/NEJMoa2300468. Epub ahead of print. PMID: 37634150. 
  3. Biscaglia S, Guiducci V, Santarelli A, Amat Santos I, Fernandez-Aviles F, Lanzilotti V, Varbella F, Fileti L, Moreno R, Giannini F, Colaiori I, Menozzi M, Redondo A, Ruozzi M, Gutiérrez Ibañes E, Díez Gil JL, Maietti E, Biondi Zoccai G, Escaned J, Tebaldi M, Barbato E, Dudek D, Colombo A, Campo G. Physiology-guided revascularization versus optimal medical therapy of nonculprit lesions in elderly patients with myocardial infarction: Rationale and design of the FIRE trial. Am Heart J. 2020 Nov;229:100-109. doi: 10.1016/j.ahj.2020.08.007. Epub 2020 Aug 18. PMID: 32822656; PMCID: PMC7434365.

 

Frühe VA-ECMO-Therapie bei Myokardinfarkt und kardiogenem Schock: keine Reduktion der Mortalität (ECLS-SHOCK)

„Die Ergebnisse zeigen, dass eine frühe ECLS-Therapie zu keiner Reduktion der 30-Tages-Mortalität führt, es aber zu mehr Komplikationen kommt“, fasste Prof. Holger Thiele vom Herzzentrum Leipzig in der Hot Line Session 3 die Ergebnisse des ECLS-SHOCK Trial zusammen.Eine Veröffentlichung der Daten fand gleichzeitig im New England Journal of Medicine statt.2

Bisheriger Stand der Forschung

Hintergrund der Studie ist, dass die Mortalität bei Myokardinfarkt (MI) und kardiogenem Schock mit 40–50 % innerhalb der ersten 30 Tage sehr hoch ist (im Vergleich zu ca. 10 % bei MI ohne Schock), so dass in den letzten Jahren die ECLS-Therapie, und dabei insbesondere die VA-ECMO-Therapie, deutlich zugenommen hat3. Die Studienlage zur Wirksamkeit dieser Therapie ist bis dato auf Beobachtungsstudien und kleine randomisierte Studien beschränkt. 

Das Studiendesign 

In der ECLS-SHOCK-Studie wurde die Frage untersucht, ob Patient:innen mit akutem MI und komplikativ kardiogenem Schock, die eine zeitnahe Revaskularisation erhalten sollen, von einer frühen ECLS-Therapie inklusive üblicher medikamentöser Therapie (ECLS-Gruppe) gegenüber einer alleinigen medikamentösen Therapie (Kontrollgruppe) profitieren.

 

In diese multizentrische Studie wurden 420 Patient:innen mit MI (NSTEMI, STEMI) und kardiogenem Schock sowie geplanter Revaskularisation und persistierender Hypotonie (systolischer Blutdruck < 90 mmHg über mindestens 30 Minuten oder Katecholamintherapie um einen systolischen Blutdruck > 90 mmHg zu erreichen) eingeschlossen. Des weiteren musste mindestens ein Zeichen einer Organminderperfusion (Bewusstseinstrübung, kalte, feuchte Haut/Extremitäten, Oligurie mit einer Diurese < 30 ml/h) sowie ein arterielles Laktat > 3 mmol/l vorliegen. Der primäre Endpunkt war die 30-Tage-Mortalität. Sekundäre Endpunkte waren beispielsweise die Zeit bis zur hämodynamischen Stabilisierung, die Dauer von Katecholamintherapie, invasiver Beatmung, Intensivaufenthalt, sowie dem gesamten Krankenhausaufenthalt, die Nierenretentionsparameter bis zur hämodynamischen Stabilisierung oder Nierenversagen mit Indikation zur Dialysetherapie. Als Sicherheitsendpunkte wurden Blutungen, Schlaganfälle und periphere Gefäßkomplikationen, welche einer chirurgischen Therapie bedurften, definiert.

Ergebnisse der ECLS-SHOCK-Studie

In die finale Analyse wurden 417 Patient:innen (medianes Alter 63 Jahre, 19 % Frauen) in Deutschland und Slowenien eingeschlossen. Der primäre Endpunkt, die 30-Tage-Mortalität, ereignete sich bei 47,8 % in der ECLS-Gruppe und bei 49 % in der Kontrollgruppe (relatives Risiko 0,98; 95-%-KI 0,80–1,19; p = 0,81). Bezüglich der sekundären Endpunkte war die Beatmungsdauer in der ECLS-Gruppe länger als in der Kontrollgruppe (7 Tage [IQR 4–12 Tage] vs. 5 Tage [IQR 3–9], medianer Unterschied 1 Tag, 95-%-KI 0–2), wohingegen kein Unterschied bezüglich der weiteren sekundären Endpunkte verzeichnet werden konnte. Bei den Sicherheitsendpunkten kam es in der ECLS-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe zu signifikant mehr moderaten/schweren Blutungen (23,4 % vs. 9,6 %; RR 2,4; 95-%-KI 1,50–3,95) und peripheren Gefäßkomplikationen mit nachfolgender chirurgischer Revision (11,0 % vs. 3,8 %; RR 2,86; 95-%-KI 1,31–6,25). Dies bestätigte sich ebenfalls in einer individuellen patientenbasierten Metaanalyse von allen 4 randomisierten Studien zum Thema ECLS vs. konventioneller medikamentöser Therapie.

Limitationen

  • Keine Verblindung hinsichtlich der Therapie
  • Cross-over von insgesamt 39 Patient:innen; 7 Patient:innen aus der Kontrollgruppe erhielten eine ECLS-Therapie aufgrund eines refraktären Herzstillstandes 
  • Generalisierbarkeit eventuell eingeschränkt, da Patient:innen mit MI und kardiogenem Schock sehr heterogen hinsichtlich ihrer klinischen Präsentation sind
  • Erfahrung mit der ECLS-Therapie unterschiedlich in den Zentren, was das Outcome beeinflussen könnte

Fazit und Ausblick

  • Die ECLS-Studie zeigt keine Reduktion der 30-Tage-Mortalität durch eine frühe VA-EMCO-Therapie bei MI, kardiogenem Schock und geplanter Revaskularisation.
  • Die Ergebnisse bestätigen sich in einer gleichzeitig durchgeführten individuellen patientenbasierten Metaanalyse.
  • Es wurden keine Unterschiede der sekundären Endpunkte beobachtet.
  • In der ECLS-Gruppe traten mehr moderate/schwere Blutungen sowie periphere ischämische Gefäßkomplikationen auf.

 

Thiele fasst zusammen, dass die Ergebnisse den Einsatz einer ECLS-Therapie in der klinischen Routine beeinflussen könnten und eventuell die aktuell gültigen Empfehlungen in den Leitlinien in Zukunft überdacht werden sollten.

Referenzen

  1. Thiele H: ECLS-SHOCK – venoarterial membrane oxygenation in cardiogenic shock. Hot Line 3. ESC-Kongress 2023, 26.–28.08.2023, Amsterdam.
  2. Thiele H, Zeymer U, Akin I, Behnes M, Rassaf T, Mahabadi AA, Lehmann R, Eitel I, Graf T, Seidler T, Schuster A, Skurk C, Duerschmied D, Clemmensen P, Hennersdorf M, Fichtlscherer S, Voigt I, Seyfarth M, John S, Ewen S, Linke A, Tigges E, Nordbeck P, Bruch L, Jung C, Franz J, Lauten P, Goslar T, Feistritzer HJ, Pöss J, Kirchhof E, Ouarrak T, Schneider S, Desch S, Freund A; ECLS-SHOCK Investigators. Extracorporeal Life Support in Infarct-Related Cardiogenic Shock. N Engl J Med. 2023 Aug 26. doi: 10.1056/NEJMoa2307227. Epub ahead of print. PMID: 37634145.
  3. Becher PM, Schrage B, Sinning CR, Schmack B, Fluschnik N, Schwarzl M, Waldeyer C, Lindner D, Seiffert M, Neumann JT, Bernhardt AM, Zeymer U, Thiele H, Reichenspurner H, Blankenberg S, Twerenbold R, Westermann D. Venoarterial Extracorporeal Membrane Oxygenation for Cardiopulmonary Support. Circulation. 2018 Nov 13;138(20):2298-2300. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.118.036691. PMID: 30571518.

Aspirin-freie Strategie nach PCI: keine Reduktion von Blutungen (STOPDAPT-3)

„Aspirin sollte weiterhin fester Bestandteil der DAPT-Standardtherapie nach DES-Implantation bleiben“, fasste Dr. Masahiro Natsuaki von der Saga-Universität, Saga, Japan, die Ergebnisse der STOPDAPT-3-Studie zusammen.1

Bisheriger Stand der Forschung

Im Rahmen der einmonatigen dualen antithrombozytären Therapie (DAPT) nach Drug-eluting-Stent-(DES)-Implantation kommt es v. a. bei Patient:innen mit akutem Koronarsyndrom (ACS) und hohem Blutungsrisiko (HBR) häufig zu starken Blutungen.2 DAPT mit einem P2Y12-Inhibitor zusätzlich zu Aspirin gilt als etablierte Therapie, um ischämische kardiovaskuläre Ereignisse und hier insbesondere Stentthrombosen zu verhindern.3 Auf der anderen Seite konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass eine kurze DAPT (1–3 Monate, gefolgt von einer P2Y12-Monotherapie) nach DES-Implantation mit einer 40%igen relativen Risikoreduktion hinsichtlich Blutungen verbunden war, ohne dass vermehrt kardiovaskuläre Ereignisse auftraten.4

Design und Ergebnisse von STOPDAPT-3

Mit STOPDAPT-3 sollte die Frage untersucht werden, ob eine frühe Beendigung der DAPT nach DES-Implantation im Rahmen von ACS mit HBR schwere Blutungen reduzieren kann, ohne das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen zu erhöhen. In diese multizentrische, randomisierte, Open-Label-Studie wurden 5.966 Patient:innen (durchschnittliches Alter 71,6 Jahre, 23,4 % Frauen) mit ACS, HBR und PCI eingeschlossen. Es erfolgte eine Randomisierung in eine No-Aspirin-Gruppe (Prasugrel 3,75 mg/Tag; n = 2.984) oder eine DAPT-Gruppe (Prasugrel 3,75 mg/Tag + Aspirin 81–100 mg/Tag; n = 2.982). Beide Gruppen erhielten eine Loading-Dosis Prasugrel (20 mg). Als co-primäre Endpunkte wurden zum einen schwere Blutungen (BARC 3 oder 5) und zum anderen kardiovaskuläre Komplikationen (kardiovaskuläre Mortalität, MI, Stentthrombose, ischämischer Schlaganfall) definiert. Nach einem Monat zeigte sich keine Überlegenheit hinsichtlich schwerer Blutungen zwischen der No-Aspirin-Gruppe und der DAPT-Gruppe (4,47 % vs. 4,71 %; HR 0,95; 95-%-KI 0,75–1,20; p superiority = 0,66). Hinsichtlich des co-primären kardiovaskulären Endpunktes zeigte sich keine Unterlegenheit der No-Aspirin-Gruppe im Vergleich zur DAPT-Gruppe (4,12% vs. 3,69%; HR 1,12; 95-%-KI 0,87–1,45; p non-inferiority = 0,01). Es zeigte sich kein Unterschied bei der Gesamtmortalität (2,28 % vs. 2,11 %), allerdings imponierte eine Zunahme an jeglichen Koronarrevaskularisationen in der No-Aspirin-Gruppe im Vergleich zur DAPT-Gruppe (1,05 % vs. 0,57 %; HR 1,83; 95-%-KI 1,01–3,30; p < 0,05) sowie hinsichtlich subakuter Stentthrombosen (0,58 % vs. 0,17 %; HR 3,40; 95-%-KI 1,26–9,23; p < 0,05).

Limitationen

  • Open-Label-Studie
  • Lediglich koreanische Patient:innen
  • Dosierung von Prasugrel mit 3,75 mg/Tag deutlich niedriger als die konventionelle Dosis in Europa (10 mg/Tag)

Fazit und Ausblick

  • Die Prasugrel-Monotherapie mit 3,75 mg/Tag ist gegenüber einer DAPT mit ASS 100 mg/Tag und Prasugrel 3,75 mg/Tag nicht überlegen hinsichtlich Blutungskomplikationen bei koreanischen Patient:innen mit ACS und PCI mit DES-Implantation.
  • Auch wenn sich hinsichtlich der kardiovaskulären Komplikationen eine Nichtunterlegenheit der Monotherapie zeigte, so war dennoch ein 3,4-fach erhöhtes Risiko von subakuten Stentthrombosen zu verzeichnen.

 

Aspirin bleibt der Eckpfeiler der DAPT in der periprozeduralen und akuten Phase (1 Monat) nach PCI mit DES-Implantation bei Patient:innen mit ACS und ohne Indikation zur oralen Antikoagulation.

 

Die Leitlinien empfehlen eine DAPT von 6 Monaten bei Patient:innen mit ACS und HBR, sowie von 12 Monaten ohne HBR. Bei Non-ACS-Patient:innen wird gemäß der Leitlinie eine DAPT von 1–3 Monaten empfohlen.5

Referenzen

  1. Natsuaki M: STOPDAPT-3: An Aspirin-Free antithrombotic strategy for percutaneous coronary intervention. Hot Line 3. ESC-Kongress 2023, 26.–28.08.2023, Amsterdam. 
  2. Natsuaki M, Morimoto T, Shiomi H, Kadota K, Tada T, Takeji Y, Matsumura-Nakano Y, Yoshikawa Y, Watanabe H, Yamamoto K, Imada K, Domei T, Yamaji K, Kaneda K, Taniguchi R, Ehara N, Nawada R, Toyofuku M, Shinoda E, Suwa S, Tamura T, Inada T, Matsuda M, Aoyama T, Sato Y, Furukawa Y, Ando K, Nakagawa Y, Kimura T; CREDO-Kyoto PCI/CABG Registry Cohort-3 Investigators. Effects of Acute Coronary Syndrome and Stable Coronary Artery Disease on Bleeding and Ischemic Risk After Percutaneous Coronary Intervention. Circ J. 2021 Oct 25;85(11):1928-1941. doi: 10.1253/circj.CJ-21-0016. Epub 2021 Apr 27. PMID: 33907052. 
  3. Leon MB, Baim DS, Popma JJ, Gordon PC, Cutlip DE, Ho KK, Giambartolomei A, Diver DJ, Lasorda DM, Williams DO, Pocock SJ, Kuntz RE. A clinical trial comparing three antithrombotic-drug regimens after coronary-artery stenting. Stent Anticoagulation Restenosis Study Investigators. N Engl J Med. 1998 Dec 3;339(23):1665-71. doi: 10.1056/NEJM199812033392303. PMID: 9834303. 
  4. O'Donoghue ML, Murphy SA, Sabatine MS. The Safety and Efficacy of Aspirin Discontinuation on a Background of a P2Y12Inhibitor in Patients After Percutaneous Coronary Intervention: A Systematic Review and Meta-Analysis. Circulation. 2020 Aug 11;142(6):538-545. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.120.046251. Epub 2020 Jun 19. PMID: 32551860.
  5. Robert A Byrne and others, 2023 ESC Guidelines for the management of acute coronary syndromes: Developed by the task force on the management of acute coronary syndromes of the European Society of Cardiology (ESC), European Heart Journal, 2023

Das könnte Sie auch interessieren

Ab 25. April: Echokardiographie-Kongress in Leipzig

Im Vorfeld des DEK 2024 erklärt Veranstaltungsleiter Prof. Andreas Hagendorff, warum sich eine Teilnahme auch in diesem Jahr wieder lohnt.

Aktuelle Situation der EMAH-Versorgung in Deutschland

Prof. Kaemmerer im Interview über Herausforderungen und Strategien zur Verbesserung der EMAH-Versorgung in Deutschland.

DGTHG-Jahrestagung 2024: Mission Zukunft

Kongresspräsident Prof. Stephan Ensminger berichtet vom DGTHG- und DGPK- Kongress 2024 in Hamburg.

Diese Seite teilen