Langwirksame siRNA Lepodisiran senkt Lipoprotein(a) um 90 %

 

ACC-Kongress 2025 | ALPACA: Im Rahmen des ACC-Kongresses 2025 stellte Prof. Steven Nissen (Cleveland, USA) am 30.03.2025 die ALPACA-Studie vor1, die die prozentuale Senkung des Lipoprotein(a) mit siRNA Lepodisiran verglichen mit Placebo untersuchte. Die Studie ist nicht zu verwechseln mit der ALPACAR-Studie, welche ebenfalls von Prof. Nissen im Rahmen des AHA-Kongresses am 18.11.2024 präsentiert wurde – hier wurde die siRNA Zerlasiran untersucht.

Die ALPACA-Studie wurde zeitgleich im New England Journal of Medicine2 veröffentlicht.

Von:

Dr. Julius L. Katzmann

Universitätsklinikum Leipzig

 

Prof. Ulrich Laufs

Rubrikleiter Prävention

 

 

31.03.2025

 

Bildquelle (Bild oben): David Harmantas / Shutterstock.com

Studiendesign

 

In der Phase-2-Studie wurden 320 Teilnehmende in 66 Zentren mit einer Lipoprotein(a)-Konzentration von mindestens 175 nmol/l eingeschlossen. Behandelt wurde mit der kleinen interferierenden RNA (small-interfering RNA, siRNA) Lepodisiran, welche im Vergleich zu anderen Vertretern ein Substrat des sog. „Dicer“-Enzyms ist, was für die besonders langanhaltende Wirksamkeit von Lepodisiran mitverantwortlich gemacht wird. In einer Phase-1-Studie konnte mit einer einzelnen Injektion in der höchsten Dosierung das Lipoprotein(a) über 90 % bis Tag 337 gesenkt werden. In der aktuellen Studie ALPACA wurden 3 verschiedene Dosierungen von Lepodisiran (16 mg, 96 mg und 400 mg) jeweils zu Baseline und an Tag 180 gegenüber Placebo untersucht in folgenden 5 Behandlungsgruppen: 16 mg/16 mg, 96 mg/96 mg, 400 mg/Placebo, 400 mg/400 mg  und Placebo/Placebo. Primärer Endpunkt war die prozentuale Lp(a)-Senkung vs. Placebo.  

Ergebnisse

 

Bei Einschluss wurden folgende Charakteristika erfasst: Lp(a) 253,9 nmol/l (Median), LDL-C 79 mg/dl (Median) und 74 % der Personen wurden mit Statinen behandelt. Die mittlere Lp(a)-Senkung betrug jeweils 40,8 % bzw. 75,2 % für die Dosierungen 16 mg bzw. 96 mg (von Tag 60 bis 180). Die einmalige bzw. zweimalige Gabe von 400 mg führte jeweils zur Lp(a)-Senkung um 88,5 % bzw. 94,8 % zwischen Tag 30 und 360. Als sekundärer Endpunkt wurde das Apolipoprotein B betrachtet, welches bis zu ca. 15 % abgesenkt wurde. Das Ansprechen war insgesamt sehr homogen, die meisten Teilnehmenden reagierten mit einer deutlichen Absenkung des Lipoprotein(a).

Dosisabhängig traten Schmerzen an der Injektionsstelle auf, dies betraf 12 % der Teilnehmenden in der Gruppe mit der höchsten Dosierung.

Kommentar

 

Die Absenkung des Lipoprotein(a) lag in ähnlich potenten Größenordnungen wie bei anderen RNA-Interferenz-basierten Wirkstoffen wie Pelacarsen, Zerlasiran und Olpasiran. Eine Besonderheit ist die lange Wirksamkeit der Substanz. Diese ermöglicht lange Dosierungsintervalle, welche perspektivisch vorteilhaft für die Adhärenz sein könnten. Aufgrund der langen Halbwertszeit ist es zeitaufwendig, die optimale Dosierung und Applikationsfrequenz zu ermitteln. Daher wurde die kardiovaskuläre Endpunkt-Studie ACCLAIM-Lp(a) mit Lepodisiran bereits vor Abschluß von ALCAPA begonnen, ein Großteil der geplanten 12500 Teilnehmenden von ACCLAIM-Lp(a) ist bereits randomisiert (ClinicalTrials.gov - NCT06292013, Sponsor Eli Lilly). In der Verum-Gruppe von ACCLAIM-Lp(a) wird Lepodisiran in den ersten 3 Dosen alle 6 Monate appliziert, im Anschluss alle 12 Monate. Es war voraus geplant auf dem Boden der 540-Tage Daten von ALPACA möglicherweise die Frequenz der Applikation nach dem ersten Jahr der Behandlung in ACCLAIM-Lp(a) anzupassen.

 

Die laufenden Endpunktstudien mit den potenten Lp(a)-Senkern werden wichtige Fragen zur klinischen Bedeutung der Lp(a)-Senkung liefern. Mit dem Abschluss der ersten großen Studie, HORIZON mit Pelacarsen (ClinicalTrials.gov ID NCT04023552, Sponsor Novartis) wird schon im nächsten Jahr, 2026, gerechnet.

Zum Autor

Dr. Julius L. Katzmann

Dr. Julius L. Katzmann ist Facharzt an der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Seine Forschungsinteressen beinhalten insbesondere Dyslipidämien und kardiovaskuläre Prävention.

Zum Autor

Prof. Ulrich Laufs

Prof. Ulrich Laufs ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Zu seinen Schwerpunkten gehören u. a. kardiovaskuläre Prävention und Lipoprotein-Stoffwechselstörungen. Im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) vertritt er den Bereich der Universitätskliniken.

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Referenzen

  1. Nissen S et al. An Extended Duration Small-interfering RNA Targeting Lipoprotein(a): The Alpaca Phase 2 Trial Of Lepodisiran With 540 Day Follow Up. R1: 109 - Featured Clinical Research I 30.03. 1:30-2:30, Chicago, ACC 2025.
  2. Nissen S et al. Lepodisiran — A Long-Duration Small Interfering RNA Targeting Lipoprotein(a). NEJM 2025. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2415818

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