Blankenberg: Es tut sich auch einiges unabhängig vom GHG: So ist dieses Jahr „VRONI im Norden“ in Niedersachsen gestartet, ein Folgeprojekt der Nationalen Herz-Allianz (NHA) zur erfolgreichen VRONI-Studie in Bayern. Dabei wird die Umsetzung eines flächendeckenden pädiatrischen Lipidscreenings erprobt. Die Akzeptanz ist sehr hoch: 96 % der Erziehungsberechtigten stimmen der Teilnahme zu. Weiterhin sind wir im Begriff, ein nationales Herzregister aufzubauen, welches systematisch kardiovaskuläre Therapieformen erfasst.
Zudem wird der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sicherlich Themen aufgreifen, um eine Stärkung der Herzgesundheit auf den Weg zu bringen: Hierzu gehört vermutlich die Anpassung der kardiovaskulären Risikokalkulation, welche präventive Maßnahmen erleichtert. Insofern hat die Diskussion um die Inhalte des GHG einige Anregungen gegeben.
Das große Ziel aus Sicht von DGK und NHA bleibt aber der Aufbau einer nationalen Herz-Kreislauf-Strategie.
HERZMEDIZIN: Wie sollte eine solche Strategie aussehen?
Blankenberg: Neben den erwähnten Maßnahmen zur Früherkennung geht es uns um eine Stärkung der Verhältnis- und Verhaltensprävention. Gesundheitsfördernde Lebensstilmodifikationen sollten bereits im Kindesalter unterstützt werden. Zudem sollte Nikotinsucht als Krankheit anerkannt und gezielte, systematische Präventionsprogramme entwickelt werden.
Thiele: Ansätze zur Steigerung der Laienreanimationsquote sollten die Maßnahmen ergänzen. Außerdem braucht es eine konsequentere Umsetzung der Digitalisierung und eine bessere intersektorale Vernetzung.
"Wir fordern die kommende Regierung dazu auf, das entstandene Momentum zu nutzen und die zielführenden Ansätze aus dem GHG sowie eine nationale Herz-Kreislauf-Strategie in einen abzuschließenden Koalitionsvertrag mitaufzunehmen."
Prof. Holger Thiele, DGK-Präsident