Förderung in der Weiterbildung – Auslandsfellowship Teil 1

 

Wie findet man das passende Auslandsfellowship und welche Voraussetzungen muss man erfüllen? Im ersten Teil des Interviews zum Thema Förderung in der Weiterbildung – Auslandsfellowship, spricht Elena Repges (Bonn) mit Dr. Alexander Schulz (Göttingen) über die Suche nach verfügbaren Positionen, den Bewerbungsprozess für ein Auslandsfellowship und seine aktuellen Erfahrungen in den USA. 

Von:

Elena Repges und Dr. Alexander Schulz

 

30.09.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Dr. Alexander Schulz

Alexander Schulz ist Assistenzarzt im 5. Weiterbildungsjahr an der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen und absolviert derzeit einen Forschungsaufenthalt am Beth Israel Deaconess Medical Center der Harvard Medical School in Boston (USA) zum Thema der kardialen Magnetresonanztomographie (MRT). Hierfür hat er ein US-Funding eingeworben.

 

Elena Repges hat erst kürzlich ihre Weiterbildungszeit zur Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie an der Universitätsklinik in Bonn begonnen. Neben ihrer klinischen Arbeit ist sie wissenschaftlich in der Grundlagenforschung tätig und plant ebenfalls einen Auslandsaufenthalt im Rahmen ihrer Forschung.

 

Repges: Kannst du uns ein wenig über deinen beruflichen Hintergrund und deine Motivation erzählen und warum du dich für die Herz-MRT-Forschung entschieden hast?

 

Schulz: Ich bin der Kardio-MRT und der Forschung in diesem Bereich das erste Mal im Studium begegnet, obwohl ich während des Studiums noch absolut kein Interesse an Forschung hatte. In meinem Studienort Greifswald gab es jedoch zu meiner Studienzeit einen Reformstudiengang, welcher vorsah, dass man am Ende des 1. klinischen Jahres 7 Monate frei hatte, um Famulaturen oder Wahlfächer zu absolvieren oder auch eine Promotion zu beginnen. Auch wenn ich mir sicher war, dass mir eine Promotion persönlich noch zu früh ist, wollte ich mir wissenschaftliches Arbeiten zumindest ansehen und, falls möglich, das Ganze mit einem Auslandsaufenthalt verbinden. In diesem Rahmen wurden mir die Summer-Internships am National Institute of Health empfohlen, welche als Zugangsvoraussetzung insbesondere gute schulische und Studienleistungen fordern. Dort bin ich in eine Kardio-MRT-Gruppe gerutscht, welche sowohl auf Gewebedifferenzierung in der MRT als auch auf angeborene Herzfehler spezialisiert war. Ich glaube, so etwas „live“ und in 3D zu so einem frühen Zeitpunkt in der Ausbildung zu sehen, hat dann die Begeisterung für die MRT bei mir entfacht.
 

Repges: Was hat dich dazu inspiriert, deine Forschung an der Harvard University fortzusetzen?

Boston Harvard Medical School, Bilquelle: Dr. Alexander Schulz Boston Harvard Medical School - Bildquelle: Dr. Alexander Schulz

Schulz: Trotz meiner Begeisterung für die MRT dachte ich nach dem ersten Auslandsaufenthalt, dass ich nicht erneut ins Ausland gehen möchte, da es mir damals schwerfiel, längere Zeit von meinen Freunden und meiner Familie getrennt zu sein. Glücklicherweise gab ich mir eine zweite Chance und verbrachte ein Jahr in London am King’s College im Rahmen einer späteren Promotion. Dort faszinierte mich die Arbeitsatmosphäre mit flachen Hierarchien, die Möglichkeiten mit viel Spielraum für eigene Ideen und die interdisziplinäre Arbeitsweise, sodass ich seit meiner Rückkehr von Zeit zu Zeit geschaut habe, ob sich nochmal eine ähnliche Gelegenheit ergeben würde. Als ich dann die Ausschreibung dieser konkreten Stelle gefunden habe, war es insbesondere die Fragestellung, die mich begeistert hat. Hinzu kommt selbstverständlich, dass die Forschungsumgebung an Harvard wahnsinnige ergänzende Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnet.

Dr. Alexander Schulz

Dr. Alexander Schulz ist Assistenzarzt am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen und aktuell als PostDoc an der Harvard Medical School im Beth Israel Deaconess Medical Center tätig. Sein Forschungsgebiet ist die nicht-invasive kardiovaskuläre Bildgebung mit einem Schwerpunkt im Bereich der kardialen MRT.

Bildquelle: Herzzentrum Göttingen

Elena Repges

Elena Repges ist Assistenzärztin an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik Bonn. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der vaskulären Inflammation und Atherosklerose.

Bildquelle: Privat

Repges: Wo hast du nach solchen Ausschreibungen geschaut und was waren die Voraussetzungen für deine Stelle? Was war dir bei deiner Suche wichtig?

 

Schulz: Es gibt ganz viele Möglichkeiten – man kann abgesehen von den Websites der Universitäten selbst natürlich bei LinkedIn schauen, dort werden sehr viele, auch wissenschaftliche Post-Doc-Stellen ausgeschrieben. Wenn man bereits in einem Labor arbeitet, kann man sich auch über Kolleginnen und Kollegen sowie Laborleiterinnen und Laborleiter informieren, ob denen etwas bekannt ist. Außerdem kann ich sehr empfehlen, sich auf den verschiedenen internationalen Fachkongressen, im Falle der kardialen MRT z. B. die Society of Cardiovascular Magnetic Resonance, umzuschauen und umzuhören, da dort z. B. über die Kongress-Apps auch viele Positionen angeboten werden. Die Voraussetzungen waren in Bezug auf meine Post-Doc-Stelle sehr fachspezifisch. Man brauchte 3 Jahre klinisch-kardiologische Erfahrung, zertifizierte Kenntnisse in zwei kardiovaskulären Bildgebungsmodalitäten und mindestens drei publizierte Arbeiten mit Erst- oder Letztautorenschaft.
 

Während meiner Suche habe ich insbesondere auf zwei Dinge geachtet, welche sich während der vorangehenden Aufenthalte als besonders wichtig herausgestellt haben: Erstens, man muss die Fragestellung lieben, die man bearbeiten wird. Und zweitens, man muss sich in der Stadt wohlfühlen können, in die man geht. Ich glaube, nur in ein spezifisches Labor zu gehen des Labors wegen, die beiden anderen Punkte außer acht zu lassen, kann (aber muss nicht!) einem die Zeit schwerer machen, als es sein müsste. In meinem Fall hat durch großes Glück beides gestimmt!
 

Repges: Ist es denn schwer, an solch eine Position zu kommen oder die Finanzierung dafür zu erhalten? Und welche Tipps hast du für junge Kolleginnen und Kollegen, die auch eine Forschungskarriere im Ausland anstreben?


Schulz:
Selbstverständlich erfordert es, je nach angestrebter Position, Vorarbeit und Vorleistung, um zum Beispiel die eben genannten Voraussetzungen zu erfüllen. Auch gab es für meine konkrete Stelle einen dreistufigen Bewerbungsprozess. Ich weiß jedoch auch von Freunden, Kolleginnen und Kollegen, dass dies von Institut zu Institut stark variiert. Finanzierungsmöglichkeiten wiederum gibt es sehr viele, sowohl von deutscher Seite als auch von Seite der Gastgeberinstitutionen. In Deutschland gibt es Programme wie das Walter-Benjamin-Stipendium der DFG oder auch das Jahresstipendium der Herzstiftung. Man kann sich z. T. aber auch bei der Gastgeberinstitution bewerben, welche manchmal gleichzeitig mit der Stellenausschreibung auch den entsprechenden Anteil des Grants ausschreibt, der einem die eigene Stelle vor Ort finanziert. Und was vielen von uns, einschließlich mir, lange nicht bewusst war: Wir sind aus der deutschen Forschungs- und Arbeitsumgebung beliebter, als wir glauben. Für Residents (i.e. Assistenzärztinnen und -ärzte) ist es in den USA nahezu unmöglich, Forschung und Klinik oder ergänzende Weiterbildungen parallel zu gestalten. Dafür gibt es hier weder Zeit noch Strukturen. Da wir in Deutschland jedoch häufig parallel klinische Erfahrung und erste Forschungsergebnisse sammeln, haben wir im internationalen Vergleich oft gute Chancen – vor allem in den frühen Karrierephasen. Auch wenn solche Bewerbungen und ein solcher Aufenthalt einen gewissen Organisationsaufwand mit sich bringen, sind die neuen Perspektiven und auch die enorme Wertschätzung der eigenen Person in diesen dedizierten Forschungsumgebungen definitiv den Aufwand wert. Mir hat es zudem sehr geholfen, mich mit anderen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, welche zuvor solche Aufenthalte gemacht haben, um die richtigen Schritte in der konkreten Planung zur richtigen Zeit angehen zu können.


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