Repges: Wo hast du nach solchen Ausschreibungen geschaut und was waren die Voraussetzungen für deine Stelle? Was war dir bei deiner Suche wichtig?
Schulz: Es gibt ganz viele Möglichkeiten – man kann abgesehen von den Websites der Universitäten selbst natürlich bei LinkedIn schauen, dort werden sehr viele, auch wissenschaftliche Post-Doc-Stellen ausgeschrieben. Wenn man bereits in einem Labor arbeitet, kann man sich auch über Kolleginnen und Kollegen sowie Laborleiterinnen und Laborleiter informieren, ob denen etwas bekannt ist. Außerdem kann ich sehr empfehlen, sich auf den verschiedenen internationalen Fachkongressen, im Falle der kardialen MRT z. B. die Society of Cardiovascular Magnetic Resonance, umzuschauen und umzuhören, da dort z. B. über die Kongress-Apps auch viele Positionen angeboten werden. Die Voraussetzungen waren in Bezug auf meine Post-Doc-Stelle sehr fachspezifisch. Man brauchte 3 Jahre klinisch-kardiologische Erfahrung, zertifizierte Kenntnisse in zwei kardiovaskulären Bildgebungsmodalitäten und mindestens drei publizierte Arbeiten mit Erst- oder Letztautorenschaft.
Während meiner Suche habe ich insbesondere auf zwei Dinge geachtet, welche sich während der vorangehenden Aufenthalte als besonders wichtig herausgestellt haben: Erstens, man muss die Fragestellung lieben, die man bearbeiten wird. Und zweitens, man muss sich in der Stadt wohlfühlen können, in die man geht. Ich glaube, nur in ein spezifisches Labor zu gehen des Labors wegen, die beiden anderen Punkte außer acht zu lassen, kann (aber muss nicht!) einem die Zeit schwerer machen, als es sein müsste. In meinem Fall hat durch großes Glück beides gestimmt!
Repges: Ist es denn schwer, an solch eine Position zu kommen oder die Finanzierung dafür zu erhalten? Und welche Tipps hast du für junge Kolleginnen und Kollegen, die auch eine Forschungskarriere im Ausland anstreben?
Schulz: Selbstverständlich erfordert es, je nach angestrebter Position, Vorarbeit und Vorleistung, um zum Beispiel die eben genannten Voraussetzungen zu erfüllen. Auch gab es für meine konkrete Stelle einen dreistufigen Bewerbungsprozess. Ich weiß jedoch auch von Freunden, Kolleginnen und Kollegen, dass dies von Institut zu Institut stark variiert. Finanzierungsmöglichkeiten wiederum gibt es sehr viele, sowohl von deutscher Seite als auch von Seite der Gastgeberinstitutionen. In Deutschland gibt es Programme wie das Walter-Benjamin-Stipendium der DFG oder auch das Jahresstipendium der Herzstiftung. Man kann sich z. T. aber auch bei der Gastgeberinstitution bewerben, welche manchmal gleichzeitig mit der Stellenausschreibung auch den entsprechenden Anteil des Grants ausschreibt, der einem die eigene Stelle vor Ort finanziert. Und was vielen von uns, einschließlich mir, lange nicht bewusst war: Wir sind aus der deutschen Forschungs- und Arbeitsumgebung beliebter, als wir glauben. Für Residents (i.e. Assistenzärztinnen und -ärzte) ist es in den USA nahezu unmöglich, Forschung und Klinik oder ergänzende Weiterbildungen parallel zu gestalten. Dafür gibt es hier weder Zeit noch Strukturen. Da wir in Deutschland jedoch häufig parallel klinische Erfahrung und erste Forschungsergebnisse sammeln, haben wir im internationalen Vergleich oft gute Chancen – vor allem in den frühen Karrierephasen. Auch wenn solche Bewerbungen und ein solcher Aufenthalt einen gewissen Organisationsaufwand mit sich bringen, sind die neuen Perspektiven und auch die enorme Wertschätzung der eigenen Person in diesen dedizierten Forschungsumgebungen definitiv den Aufwand wert. Mir hat es zudem sehr geholfen, mich mit anderen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, welche zuvor solche Aufenthalte gemacht haben, um die richtigen Schritte in der konkreten Planung zur richtigen Zeit angehen zu können.