Arzt, der ein Papierband hält und die grafische Aufnahme liest, die er gerade mit seinem Patienten gemacht hat, Bildquelle: ©Adobe Stock/zinkevych
Arzt, der ein Papierband hält und die grafische Aufnahme liest, die er gerade mit seinem Patienten gemacht hat, Bildquelle: ©Adobe Stock/zinkevych

Herzstolpern (Palpitationen) – wenn das Herz aus dem Takt gerät

 

Herzstolpern kennen fast alle – meist steckt eine harmlose Ursache dahinter. Doch manchmal weist es auf ernste Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern hin. Eine Kardiologin erklärt, wann man beruhigt bleiben kann und wann ärztliche Hilfe wichtig ist.

Von Daniela Goldscheck
 

19.09.2025

 

Bildquelle (Bild oben): zinkevych – stock.adobe.com

Ein plötzliches Stolpern im Brustkorb, ein kurzer Aussetzer – und sofort schleicht sich die Sorge ein: „War das gerade gefährlich?“ Herzrhythmusstörungen wie Herzstolpern sind weit verbreitet, meist harmlos, können aber auch ernste Ursachen haben. Um die Unsicherheit vieler Betroffener zu nehmen, erklärt Kardiologin Dr. Melanie Gunawardene, wann man beruhigt bleiben darf, welche Warnzeichen man ernst nehmen sollte – und was man selbst für ein gesundes Herz tun kann.

Herzrhythmusstörungen: Was hinter Herzstolpern steckt

 

Das Herz schlägt rund 100.000 Mal am Tag – präzise koordiniert und zuverlässig. Doch manchmal gerät dieser Rhythmus ins Stolpern. „Was Betroffene als ‚Herzstolpern‘ oder ‚Herzaussetzer‘ wahrnehmen, sind medizinisch betrachtet Herzrhythmusstörungen“, weiß Kardiologin Dr. Melanie Gunawardene, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, MVZ CCB Frankfurt und Main-Taunus.  

 

„Unter Herzstolpern – medizinisch: Palpitationen –  versteht man Unregelmäßigkeiten im Herzschlag. Betroffene haben das Gefühl, dass das Herz sehr stark in der Brust klopft. Der Puls ist dann nicht mehr gleichmäßig“, erklärt die Medizinerin. Während Extrasystolen nur kurzzeitig für Unruhe sorgen, kann Vorhofflimmern das Risiko für Schlaganfälle deutlich erhöhen.

Zur Expertin

Dr. Melanie Gunawardene

Dr. Melanie Gunawardene ist Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie am MVZ CCB Frankfurt und Main-Taunus.

Porträt von Melanie Gunawardene, Bildquelle: privat
Bildquelle: ©privat

Wie fühlt sich Herzstolpern an?

 

Die Wahrnehmung ist höchst individuell: Manche Menschen spüren gar nichts, bei anderen macht sich ein unregelmäßiges Herzklopfen, Herzrasen oder Schwindel bemerkbar. „Manche bemerken Herzrhythmusstörungen überhaupt nicht – sie werden zufällig im EKG oder durch eine Smartwatch entdeckt“, sagt Dr. Gunawardene. 

 

Andere erleben dagegen „ein unregelmäßiges Herzklopfen, Herzrasen, Schwindel, Brustschmerzen oder sogar eine kurze Bewusstlosigkeit“.

Gerade Letztere seien ernstzunehmende Warnzeichen: „Wenn Brustschmerzen oder Ohnmacht auftreten, sollte unbedingt ärztliche Hilfe gesucht werden.“ 

Das Wichtigste im Überblick

  • Herzstolpern ist oft harmlos
    → Einzelne Extrasystolen kommen auch bei Gesunden vor.

  • Warnzeichen ernst nehmen
    → begleitende Brustschmerzen, Atemnot oder Ohnmacht sind Alarmsignale – sofort ärztliche Hilfe suchen!

  • Vorhofflimmern im Blick behalten
    → Häufigste anhaltende Rhythmusstörung, erhöht Schlaganfallrisiko. Ab 55 Jahren hat jede dritte Frau und jeder dritte Mann ein Lebenszeitrisiko von über 30 Prozent.

  • Diagnose durch EKG
    → Vom 12-Kanal-EKG bis zur Smartwatch – wichtig ist die ärztliche Beurteilung.

  • Lebensstil zählt
    → Regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, Stressabbau, Verzicht auf Alkohol schützen das Herz.

Ursachen und Risikofaktoren

 

Die häufigste Ursache für Herzstolpern sind harmlose Extrasystolen. „Diese zusätzlichen Herzschläge sind meist unbedenklich – vor allem, wenn sie nur gelegentlich vorkommen. Treten sie jedoch sehr häufig auf, halten länger an oder bestehen Vorerkrankungen, sollte dies abgeklärt werden“, betont die Kardiologin.

 

Besonders bedeutsam ist das Vorhofflimmern – die weltweit häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. „In Europa liegt das lebenslange Risiko, ab dem 55. Lebensjahr Vorhofflimmern zu entwickeln, bei über 30 Prozent. Das heißt: Jede dritte Person ist im Laufe ihres Lebens betroffen.“

 

Auch Stress, Schlafmangel, übermäßiger Alkoholkonsum und Bewegungsmangel können Herzrhythmusstörungen begünstigen. „Beim Thema Koffein ist der Zusammenhang hingegen nicht eindeutig wissenschaftlich belegt“, erklärt die Expertin.

Moderne Diagnostik – vom EKG bis zur Smartwatch

 

Herzrhythmusstörungen lassen sich am zuverlässigsten mit einem Elektrokardiogramm – kurz EKG – feststellen. „Ideal ist ein 12-Kanal-EKG, aber je nach Rhythmusstörung kann auch ein 1-Kanal-EKG – etwa über eine Smartwatch – ausreichen“, erklärt die Kardiologin.

 

Allerdings seien tragbare Geräte kein Ersatz für die ärztliche Untersuchung: „Die Algorithmen sind zwar oft richtig, aber nicht immer. Deshalb sollte jede Smartwatch-Aufzeichnung durch eine Ärztin oder einen Arzt überprüft werden.“

Puls messen – Herz schützen

  • So einfach geht‘s: Zwei Finger an Handgelenk oder Halsarterie legen, 30 Sekunden fühlen.

  • Wichtig: Ein unregelmäßiger Puls kann auf Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern hinweisen.

  • Arztbesuch nötig: Bei unregelmäßigem Puls und Beschwerden wie Schwindel, Atemnot oder Brustschmerzen.

  • #Pulseday: Am 1. März macht die Deutsche Herzstiftung auf die Bedeutung des Pulsmessens aufmerksam.

Therapie: Von Beobachtung bis Katheterablation

 

Ob behandelt werden muss, hängt von Art und Häufigkeit der Rhythmusstörung ab. „Einzelne Extrasystolen sind meist harmlos und erfordern keine Therapie“, sagt Dr. Gunawardene. Kritischer wird es bei Vorhofflimmern: „Viele Patientinnen und Patienten benötigen eine Blutverdünnung, um Schlaganfällen vorzubeugen.“

 

Darüber hinaus stehen moderne Verfahren zur Verfügung. „In der Elektrophysiologie behandeln wir Herzrhythmusstörungen sehr häufig mit der sogenannten Katheterablation“, erklärt sie. „Dabei wird das Gewebe, das die Rhythmusstörung verursacht, gezielt verödet – mit Hitze, Kälte oder gepulster Feldablation.“ Auch die Implantation eines „Schirmchens“  ins Vorhofohr sei für bestimmte Patientinnen und Patienten eine Option.

Was Betroffene selbst tun können

 

Ein gesunder Lebensstil ist entscheidend. „Regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und bewusster Stressabbau können helfen, das Herz zu stabilisieren“, rät Dr. Gunawardene. Auch auf Alkohol solle möglichst verzichtet werden: „Gerade größere Mengen können Herzrhythmusstörungen auslösen, dies nennt man dann Holiday-Heart-Syndrom.“ 

 

Die Betroffenen verspüren oft plötzlich Herzstolpern, Herzrasen, Schwindel oder ein Druckgefühl in der Brust – manchmal auch erst Stunden nach dem Konsum. Die gute Nachricht: In vielen Fällen normalisiert sich der Herzrhythmus nach einiger Zeit von selbst. Dennoch sollte die Störung ärztlich abgeklärt werden, insbesondere wenn die Beschwerden länger anhalten oder sehr belastend sind.

 

Auch Entspannungstechniken könnten unterstützend wirken: „Atemübungen, Yoga oder Meditation können das Herz beruhigen und Rhythmusstörungen sowie deren Wahrnehmung günstig beeinflussen“, weiß Dr. Gunawardene. 

Fazit

 

Herzstolpern ist in den meisten Fällen harmlos – dennoch sollte man die Symptome ernst nehmen. Gelegentliches Herzstolpern ist meist kein Hinweis auf eine Herzerkrankung und führt nicht zu einem Herzinfarkt. Aber wenn Herzstolpern häufig auftritt, mit Beschwerden wie Herzrasen, Ohnmacht oder Brustschmerzen einhergeht oder Vorerkrankungen bestehen, ist eine ärztliche Abklärung dringend erforderlich.

FAQ: Häufige Fragen zu Herzstolpern

In den meisten Fällen nicht. Einzelne Extrasystolen – also zusätzliche Herzschläge – sind harmlos und kommen sogar bei gesunden Menschen vor. Treten die Beschwerden jedoch häufig auf, halten länger an oder sind sehr belastend oder mit Symptomen wie Schwindel, Brustschmerzen, Ohnmacht  oder Atemnot verbunden, sollte ärztlich abgeklärt werden, ob eine ernstere Rhythmusstörung dahintersteckt.

 

Nein, Herzstolpern selbst verursacht in der Regel keinen Herzinfarkt. Viele Betroffene verwechseln das Gefühl der unregelmäßigen Schläge jedoch mit einem drohenden Infarkt. Im Zweifel muss dies ärztlich beurteilt werden. Wichtig ist: Herzrhythmusstörungen können zwar harmlos sein, aber auch auf Erkrankungen hinweisen, die langfristig das Herz belasten.

 

Stress, Schlafmangel, übermäßiger Alkoholkonsum und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko für Herzrhythmusstörungen. Auch Übergewicht und Bluthochdruck sind wichtige Risikofaktoren. Alkohol kann sogar direkt Rhythmusstörungen auslösen – bekannt als Holiday-Heart-Syndrom.

 

Die sicherste Methode ist ein EKG. Da Rhythmusstörungen oft nicht permanent auftreten, helfen Langzeit-EKGs oder mobile Aufzeichnungsgeräte weiter. Auch Smartwatches können Hinweise liefern – ihre Messungen sollten aber unbedingt ärztlich überprüft werden.

 

Ein gesunder Lebensstil ist die beste Vorbeugung: regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und bewusster Stressabbau. Auch Entspannungstechniken wie Yoga oder Atemübungen können helfen. Auf Alkohol sollte möglichst verzichtet werden, da er Herzrhythmusstörungen begünstigen kann.

 

Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, um Ihre Symptome individuell abklären zu lassen.

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