Geplantes Rauchverbot: Für „rauchfreie Generation“ in Großbritannien

 

Die britische Regierung hat am Dienstag, 5. November, dem Parlament einen Entwurf für ein weitreichendes Rauchverbot vorgelegt. Wer in diesem Jahr 15 Jahre alt wird oder jünger ist, soll demnach niemals legal Zigaretten kaufen können. Was genau geplant ist und wie Prof. Ulrich Laufs, Rubrikleiter Prävention, das Gesetzesvorhaben einschätzt.

Von:

Martin Nölke

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

Expertenkommentar:

Prof. Ulrich Laufs

Universitätsklinikum Leipzig

 

08.11.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Andrey_Popov / Shutterstock.com

Der Gesetzentwurf der Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer sieht vor, das Mindestalter für den Kauf von Tabakprodukten und E-Zigaretten schrittweise anzuheben. Personen, die nach dem 1. Januar 2009 geboren sind, sollen so ihr Leben lang keine entsprechenden Produkte legal erwerben können. Derzeit liegt das gesetzliche Mindestalter für Tabakkäufe in Großbritannien bei 18 Jahren. Das Vorhaben greift Pläne der konservativen Vorgängerregierung auf, die aufgrund der Neuwahlen im Juli jedoch nicht weiterverfolgt wurden.

 

„Kinder, die heute in unserem Land aufwachsen, werden niemals legal Zigaretten kaufen können.“

Gesundheitsminister Wes Streeting zur geplanten Gesundheitsreform

 

Neben der schrittweisen Anhebung des Mindestalters sollen laut Entwurf Rauchverbotszonen ausgeweitet werden, beispielsweise auf Spielplätzen sowie vor Schulen und Krankenhäusern. In den Außenbereichen von Pubs und Restaurants sei aber kein Verbot geplant, versicherte Gesundheitsminister Wes Streeting. Die Gastronomie hatte heftig dagegen protestiert.


Weitere im Gesetzentwurf geplante Maßnahmen umfassen Beschränkungen für Werbung und Sponsoring von E-Zigaretten sowie die strengere Regulierung von Geschmacksrichtungen und Verpackungsdesigns von E-Zigaretten, um sie insbesondere für Minderjährige weniger attraktiv zu gestalten.


Im Oktober hatte die Labour-Regierung bereits ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten angekündigt, das im kommenden Jahr mit einem eigenen Gesetz durchgesetzt werden soll.

Expertenkommentar von Prof. Ulrich Laufs

 

In den letzten 2 Jahren ist es zu einer massiven Zunahme des Konsums von Tabak und E-Zigaretten in Deutschland gekommen.1 Hiervon sind Jugendliche besonders betroffen. In Neuseeland rauchen nur 8 % aller Einwohnerinnen und Einwohner täglich – im Vergleich zu 35,5 % in Deutschland. Rauchen in Neuseeland ist teuer: So kostet eine Schachtel Zigaretten über 20 Euro.

 

Die neuseeländische Regierung hatte im Jahr 2023 angekündigt, die im internationalen Vergleich bereits sehr niedrige Raucher-Quote durch drei drastische Maßnahmen noch weiter zu senken: Die Maßnahmen sollten erstens ein grundsätzliches Verkaufsverbot für Tabak an alle Menschen, die nach 2009 geboren wurden, beinhalten. Zweitens sollten die Tabakverkaufsstellen von 6.000 auf 600 um den Faktor 10 reduziert werden. Und drittens war vorgesehen, den Nikotingehalt ab dem Jahr 2025 von 15 auf 0,7 mg pro Zigarette und damit unter die Schwelle des Suchtpotentials abzusenken.2 Nach dem Regierungswechsel in Neuseeland wurde Anfang dieses Jahres dieses umfassende Anti-Tabak-Gesetz der Vorgängerregierung durch die neue konservative Regierung gekippt, unter anderem zur Finanzierung versprochener Steuersenkungen. Die Einnahmen durch die Tabaksteuer sind erheblich – in Deutschland betrugen sie über 14 Milliarden Euro im Jahr 2022.


Rauchen bleibt das Gesundheitsrisiko Nummer 1. Von zentraler Bedeutung sind Verhältnis-präventive Maßnahmen, wie sie in Neuseeland und Großbritannien diskutiert werden. Diese setzen allerdings die politische Entscheidung voraus, zugunsten der Gesundheit der Bevölkerung auf Parteien-Finanzierung durch Zigarettenhersteller und auf einen Teil der Steuereinnahmen zu verzichten.

Zur Person

Prof. Ulrich Laufs

Prof. Ulrich Laufs ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Zu seinen Schwerpunkten gehören u. a. kardiovaskuläre Prävention und Lipoprotein-Stoffwechselstörungen. Im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) vertritt er den Bereich der Universitätskliniken.


Referenzen

 

  1. DEBRA – Deutsche Befragung zum Rauchverhalten. www.debra-study.info
  2. DER SPIEGEL (online). Neuseeland verbietet Verkauf von Zigaretten – an künftige Generationen. URL: https://www.spiegel.de/ausland/neuseeland-verkauf-von-zigaretten-an-kuenftige-generationen-verboten-a-05a5c193-2be5-45de-8c17-0bd9d89e6188; 13.12.2022.

Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

G-BA erweitert Verordnungsmöglichkeit für Lipidsenker

Lipidsenker: Verschreibung ab sofort auch bei einem kardiovaskulären Risiko von mindestens 10 % innerhalb der nächsten zehn Jahre möglich.

Aortenklappenregister wird Teil des Implantateregisters

Am 1. Januar wird das Dt. Aortenklappenregister in das Implantateregister Deutschland (IRD) integriert. Prof. F. Beyersdorf und Prof. H. Möllmann im Interview.

Gesundes-Herz-Gesetz vor Aus: Die DGK-Präsidenten im Interview

Das GHG wird durch die Regierungskrise nicht mehr verabschiedet werden können. Wie geht es aus Sicht der DGK-Präsidenten weiter?

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen