Außerdem wissen wir noch gar nicht, wie es mit der ambulanten Versorgung weitergehen soll. Das hängt von der Krankenhausreform ab. Viele Fragen sind noch offen: Welche Krankenhäuser bleiben und welche nicht? Was passiert mit der Hybrid-DRG und mit früheren Level 1i-Krankenhäusern? Solange es kein klares Konzept gibt, wo wir uns gemeinsam wiederfinden, Hausärzte, Fachärzte und Klinikärzte, können wir nicht Ruhe geben.
HERZMEDIZIN: Karl Lauterbach hat gerade das neue Gesundes-Herz-Gesetz vorgestellt. Was halten Sie davon?
Smetak: Da stehe ich positiv gegenüber. Wir brauchen unbedingt mehr Beachtung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die nationale Herz-Allianz (NHA) geht auch in diese Richtung. Nicht zuletzt dank der Aktivitäten der DGK erhalten Herz-Kreislauf-Erkrankungen inzwischen viel mehr Aufmerksamkeit. Ich denke, da sind wir auf dem richtigen Weg.
HERZMEDIZIN: Welche weiteren heißen Eisen gibt es Ihrer Ansicht nach in der Gesundheitspolitik?
Smetak: Das Cannabis-Gesetz ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll für das Gesundheitswesen. Cannabis ist schädlich für unsere Patientinnen und Patienten, insbesondere für unsere Jugend. Das Argument, Alkohol ist auch frei zugänglich, zählt für mich nicht. Laut dieser Argumentationskette müsste auch die Freigabe von Kokain und Heroin erfolgen - nach der Devise „Drogen sind nicht so schlimm“ oder „es muss jeder selbst wissen“. Außerdem gibt es das dringende Problem der Steuerung, im Sinne von: Man muss den Patientinnen und Patienten die Wege im Gesundheitssystem aufzeigen und die Frage, wie können wir die Versorgung aufrechterhalten? Das sind bewegende Themen, die auch auf dem Ärztetag eine sehr wichtige Rolle spielen werden.
HERZMEDIZIN: Zuletzt möchten wir Ihnen zu der goldenen Ehrennadel der DGK gratulieren. Was waren die größten Veränderungen in den letzten 30 Jahren?
Smetak: Herzlichen Dank. Die wesentlichen Veränderungen waren, dass eine sinnvolle Weiterentwicklung der Kommunikation unter den verschiedenen Ebenen stattgefunden hat. Als ich angefangen habe, gab es eine universitär betonte Sichtweise und die Berufspolitik wurde eher als negativ behaftet angesehen. Das hat sich inzwischen gewandelt: Man hat erkannt, dass man politisch aktiv werden muss, wenn man die Herz-Kreislauf-Medizin verbessern will. Diese Entwicklung wurde durch den BNK angestoßen und hat der DGK gutgetan. Inzwischen bewegen sich BNK, ALKK und universitäre Strukturen auf einem sehr partnerschaftlichen Niveau. Am meisten beeindruckt hat mich aber Frank Sonntag, der auch die goldene Ehrennadel erhalten hat. Frank Sonntag hat erreicht, dass die ambulante Medizin ihren Niederschlag in der DGK gefunden hat. Daher gebührt ihm die größte Ehre und mir nur die Ernte jetzt nach den 30 Jahren.