Eisenmangel bei Herzinsuffizienz: Das sind die Symptome

Viele Menschen mit Herzinsuffizienz haben einen Eisenmangel, der die Symptome der Krankheit verstärken kann. Eine Behandlung ist wichtig – um das Herz zu schützen und um Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. Wir erklären, welche Ursachen ein Eisenmangel hat, wie er sich aufs Herz auswirkt und wie er behandelt werden kann.

Von Nicole Benke

 

18.12.2024

 

Bildnachweis (Bild oben): Adobe Stock / Chanelle M/peopleimages.com

Warum haben Menschen mit Herzinsuffizienz häufig einen Eisenmangel?

Wer eine chronische Krankheit wie eine Herzinsuffizienz hat, ist besonders gefährdet, einen Eisenmangel zu entwickeln. „Etwa 35 bis 50 Prozent der Betroffenen mit einer chronischen stabilen Herzinsuffizienz haben einen Eisenmangel. Bei Menschen mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz sind es sogar bis zu 70 Prozent“, sagt Prof. Dr. Dr. Stephan von Haehling, Leiter des Arbeitsbereiches Metabolische Kardiologie und Oberarzt in der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen. 

 

Die Ursachen für einen Eisenmangel bei Herzinsuffizienz sind vielfältig: 

 

  • Viele Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten nehmen zum Beispiel Blutverdünner ein. Das kann zu einem latenten Blutverlust und damit zu einem Eisenmangel führen.

  • Auch Speicherprobleme können hinter dem Eisenmangel stecken. Denn jede Herzinsuffizienz hat eine entzündliche Komponente. Dabei sind Botenstoffe aktiv, die das Eisen in den Eisenspeichern festhalten. Man spricht dann nicht von einem echten, sondern von einem funktionellen Eisenmangel. Es ist Eisen da, aber es steht dem Körper nicht zur Verfügung. 

  • Viele Menschen mit Herzinsuffizienz haben zudem eine verdickte Darmwand. Das kann die Absorption von Eisen, also die Aufnahme im Dünndarm, verschlechtern. 

 

Besonders auf ihren Eisenwert achten, sollten alle Menschen mit Herzinsuffizienz, die sich vegetarisch oder vegan ernähren. „Pflanzliche Lebensmittel enthalten weniger Eisen als tierische Lebensmittel. Noch dazu wird das Eisen aus pflanzlichen Produkten schlechter resorbiert. Das Risiko für einen Eisenmangel ist bei einer vegetarischen und veganen Ernährung daher nochmal höher“, so von Haehling. 

 

 

Herzinsuffizienz: Wie oft muss man seinen Eisenwert überprüfen?

Als Herzinsuffizienz-Patient oder -Patientin ist es sinnvoll, seinen Eisenwert im Blut etwa alle sechs Monate überprüfen zu lassen.  

Welcher Eisenwert im Blut bedeutet einen Eisenmangel?

Wichtig zur Bestimmung eines Eisenmangels sind vor allem zwei Marker: Der Ferritin-Wert und die Transferrin-Sättigung im Blutserum. 

 

Als Eisenmangel bei einer Herzinsuffizienz gilt:

 

  • Ferritin < 100 ng/ml oder 

  • Ferritin zwischen 100 und 299 ng/ml bei einer Transferrin-Sättigung < 20 %  

 

„Während bei gesunden Menschen der Ferritin-Grenzwert für einen Eisenmangel bei einem Wert von unter 30 liegt, ist er bei einer Herzinsuffizienz deutlich höher“, erklärt von Haehling. Das Problem: Auf den Standard-Laborberichten werden Herz- und andere Krankheiten nicht berücksichtigt. „Hier stehen immer die Referenzwerte für Gesunde. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin muss deshalb die Referenzwerte bei Herzinsuffizienz kennen, um den Bericht richtig deuten zu können.“ 

 

 

Symptome: Wie äußert sich ein Eisenmangel bei Herzinsuffizienz?

Ein Eisenmangel hat keine unabhängigen Symptome, an denen man ihn erkennen könnte. Er verstärkt aber die Symptome der Herzinsuffizienz, wie zum Beispiel:

 

  • Luftnot bei Belastung

  • Schwäche

  • Müdigkeit

 

„Unsere Muskeln brauchen Eisen für die Energiegewinnung. Auch eine schnelle Ermüdung der Beinmuskulatur kann daher auf einen Eisenmangel hindeuten“, sagt von Haehling. 

 

 

Welche Folgen hat ein Eisenmangel für das Herz?

Eisen ist wichtig für die Blutbildung, für den Sauerstofftransport im Körper sowie für viele weitere Stoffwechsel-Prozesse, wie die Bereitstellung von Energie für die Arbeit der Muskeln einschließlich des Herzmuskels. Durch die eingeschränkte Sauerstoffversorgung im Körper wird das Herz zusätzlich belastet, auch der Herzmuskel arbeitet schlechter. „Ein Eisenmangel hat daher immer auch negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf einer Herzinsuffizienz, und eine Therapie des Eisenmangels ist sowohl bei einer chronisch stabilen Herzinsuffizienz als auch nach einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz wichtig. Zwei große Studien haben bereits gezeigt, dass man mit der Therapie eines Eisenmangels die Krankenhausaufenthalte bei Herzinsuffizienz reduzieren kann. Auch die Alltagsbelastbarkeit verbessert sich“, sagt von Haehling.

 

 

zum Experten

Prof. Dr. Dr. Stephan von Haehling

Prof. Dr. Dr. Stephan von Haehling ist Leiter des Arbeitsbereiches Metabolische Kardiologie und Oberarzt in der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen. 

Bildquelle: privat

Eisenmangel: Was kann man dagegen tun?

Um einen Eisenmangel auszugleichen, gibt es derzeit zwei Möglichkeiten: 

 

  • Einnahme von Eisentabletten

  • intravenöse Eiseninfusionen

 

Das Problem bei Eisentabletten: Selbst bei einem gesunden Darm werden nur etwa zehn Prozent des enthaltenen Eisens überhaupt vom Körper aufgenommen. Einen Eisenmangel über Eisentabletten auszugleichen kann dann Monate dauern. „Bei Herzinsuffizienz sind Tabletten sogar noch weniger hilfreich“, sagt von Haehling. „Betroffene haben häufig Darmwandödeme, die die Eisenaufnahme blockieren. Dadurch wird fast gar kein Eisen aus den Tabletten mehr aufgenommen.“ An einer speziellen Eisentablette für Herzinsuffizienz, bei der Eisen besser aufgenommen werden und ein Eisenmangel tatsächlich behoben werden kann, forscht gerade ein Team der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

 

Momentan sind intravenöse Eiseninfusionen in einer Arztpraxis aber noch deutlich effektiver als Tabletten. „Schon mit einer Infusion kann ein Eisenmangel mitunter ausgeglichen werden. Das ist bei Herzinsuffizienz, wenn es Betroffenen ohnehin schon nicht gut geht und sie schlecht belastbar sind, die deutlich bessere Methode“, so von Haehling. Mit Eisen angereicherte Säfte bringen laut dem Herzexperten hingegen eigentlich nichts. „Das Geld dafür kann man sich getrost sparen.“

 

Diese Seite teilen