Die Stadien der Herzinsuffizienz: Warnzeichen erkennen und handeln

Eine Herzinsuffizienz schreitet oft schleichend voran und kann langfristig gefährlich werden. Die Krankheit wird in vier verschiedene Stadien mit unterschiedlich schweren Symptomen unterteilt. Was die sogenannten NYHA-Stadien bedeuten, welche Warnzeichen es für eine Herzinsuffizienz gibt und wie Betroffene bei Symptomen richtig reagieren.

Von Nicole Benke 

 

19.11.2024

 

Bildnachweis (Bild oben): Adobe Stock / polkadot

Was ist eine Herzinsuffizienz und was sind Symptome oder Warnzeichen?

Bei einer Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche oder Herzmuskelschwäche genannt, pumpt das Herz nicht mehr genügend Blut durch den Körper. Dadurch kann es sein, dass Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden und in der Folge ihre Funktion verlangsamen oder ganz einstellen. In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 450.000 Patientinnen und Patienten wegen einer Herzschwäche im Krankenhaus behandelt. „Eine Herzinsuffizienz ist keine Bagatelle, sondern tödlicher als viele Tumorerkrankungen. Es ist wichtig, Anzeichen ernst zu nehmen und früh zum Arzt zu gehen, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern“, sagt Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Pauschinger vom Klinikum Nürnberg.

 

Typische Warnzeichen beziehungsweise Symptome einer Herzinsuffizienz sind: 

 

  • Atemnot oder Kurzatmigkeit

  • Müdigkeit und Erschöpfung

  • Geschwollene Knöchel und Beine

  • Schwindelgefühle oder kurzzeitige Ohnmachtsanfälle

  • Schlafstörungen

  • Gewichtszunahme

Ursachen einer Herzinsuffizienz

Eine Herzinsuffizienz ist keine eigenständige Erkrankung, sondern immer die Folge anderer Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ursachen für eine Herzinsuffizienz  können zum Beispiel ein Herzinfarkt oder Verkalkungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) sein. Auch Bluthochdruck oder eine Herzmuskelentzündung können zur Herzinsuffizienz führen.

Herzinsuffizienz: die vier Stadien der Erkrankung

Eine Herzinsuffizienz wird von Ärztinnen und Ärzten grundsätzlich in vier Stadien unterteilt.  Diese sogenannten NYHA-Stadien oder NYHA-Klassen wurden von der medizinischen Fachgesellschaft New York Heart Association (NYHA) festgelegt. Sie geben Auskunft darüber, wie weit die Herzinsuffizienz fortgeschritten ist. Basis für die NYHA-Stadien sind die Stärke der Symptome und die Belastbarkeit des Körpers.

Keine Symptome

In diesem ersten Stadium der Herzinsuffizienz gibt es keine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Betroffene verspüren bei oder nach körperlichen Belastungen keine übermäßige Erschöpfung, Herzrasen oder Atemnot.

Leichte Symptome

Im NYHA-Stadium II ist die körperliche Leistungsfähigkeit leicht eingeschränkt und stärkere körperliche Belastungen wie Sport verursachen Erschöpfung, Herzrasen oder Atemnot. Im Ruhezustand haben Betroffene keine Beschwerden.

Mittlere Symptome

Die körperliche Belastbarkeit ist deutlich eingeschränkt, schon eine leichte körperliche Belastung führt zu Erschöpfung, Herzrasen oder Atemnot. Im Ruhezustand treten keine Symptome auf.

Schwere Symptome

Bei einer Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium IV können Betroffene körperliche Aktivitäten gar nicht mehr beschwerdefrei verrichten und sind bettlägerig. Auch im Ruhezustand zeigen sich die Symptome einer Herzinsuffizienz wie Kurzatmigkeit und Erschöpfung.

Die American Heart Association beziehungsweise das American College of Cardiology unterteilt die Herzinsuffizienz zudem in die Stadien A bis D: 

 

  • Stadium A: Menschen mit einem hohen Risiko für die Entwicklung einer Erkrankung, die zu einer Herzinsuffizienz führen kann.

  • Stadium B: Betroffene mit einer Herzerkrankung, die mit der Entwicklung einer Herzinsuffizienz in Verbindung gebracht werden, die jedoch noch keine Symptome einer Herzinsuffizienz zeigen.

 

  • Stadium C: Patientinnen und Patienten mit Symptomen einer Herzinsuffizienz.
  • Stadium D: Betroffene mit schweren Symptomen einer Herzinsuffizienz. Trotz medizinischer Behandlung ist eine spezielle Versorgung notwendig.

 

zum Experten

Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Pauschinger

Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Pauschinger ist Klinikdirektor der Med. Klinik 8 – Kardiologie – an der Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Nürnberg.

Bildquelle: Rudi Ott / Klinikum Nürnberg

Herzinsuffizienz: In welchem der Stadien muss ich zum Arzt?

Grundsätzlich gilt: Je früher eine Herzinsuffizienz erkannt und behandelt wird, desto besser. „Die Beschwerden können durch die richtige Behandlung komplett verschwinden. Wartet man jedoch zu lange mit der Behandlung einer Herzinsuffizienz, dann wird viel Herzmuskel geschädigt – und der erholt sich nicht mehr“, sagt Pauschinger. Bei NYHA-Klasse eins haben Betroffene zwar die Parameter einer Herzinsuffizienz, sind aber komplett asymptomatisch und gehen in der Regel nicht zum Arzt. „Luftnot und eine eingeschränkte Belastbarkeit sind meist die ersten deutlich spürbaren Warnzeichen für eine Herzinsuffizienz. Die meisten Patientinnen und Patienten suchen daher mit Symptomen der NYHA-Stadien zwei oder drei eine Arztpraxis auf“, so der Herzexperte. Er rät, Symptome einer Herzinsuffizienz nicht zu ignorieren oder als Begleiterscheinung des Älterwerdens abzutun. „Eine Herzinsuffizienz ist zwar kein akuter Notfall, aber schreitet schleichend voran und kann dann gefährlich werden. Ich rate daher dazu, Warnzeichen ernst zu nehmen und lieber einmal mehr ärztlich abklären zu lassen. Treten Symptome aus der NYHA-Klasse IV auf, sollte ein Notarzt gerufen werden.“

 

Stadien einer Herzinsuffizienz schwanken

Wichtig zu wissen: Betroffene verharren nicht dauerhaft in einem der vier Stadien der Herzinsuffizienz. Die Symptome und Beschwerden können sich immer wieder verändern und sind etwa von der Tagesform oder der Behandlung abhängig.

Wie wird eine Herzinsuffizienz in den verschiedenen Stadien behandelt?

Unabhängig davon, in welchem der vier Stadien der Herzinsuffizienz Betroffene sich befinden, wird zunächst immer die Ursache der Herzinsuffizienz medikamentös behandelt.  In Ausnahmefällen kann auch ein Herzschrittmacher oder eine Herztransplantation notwendig sein. „Ergänzend dazu ist wie bei allen kardiovaskulären Erkrankungen ein gesundheitsfördernder Lebensstil wichtig“, sagt Pauschinger. Entscheidend sind dabei vor allem regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung, ein Rauchstopp und ein Diabetes-Check. „Durch die Kombination von medikamentöser Therapie und gesundem Lebensstil können das Fortschreiten einer Herzinsuffizienz verhindert und die Symptome der einzelnen Stadien deutlich gebessert werden. Betroffene haben ihre Gesundheit also zum großen Teil selbst in der Hand – das ist eine Chance, die man nutzen sollte.“

Diese Seite teilen