Ist ein Sportlerherz gefährlich für die Herzgesundheit?

Ausdauersport ist ein entscheidender Faktor zur Vorbeugung von Herzkrankheiten. Besonders intensives Training kann jedoch das Herz verändern, zu einem sogenannten Sportlerherz. Dabei handelt es sich nicht um eine Krankheit. Trotzdem ist auch bei sportlichen Menschen Vorsicht geboten.

Von Sven Stein

 

17.08.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock / deimagine

Ausdauersport ist einer der wichtigsten Faktoren, um Herzkrankheiten vorzubeugen. Extremer Ausdauersport kann in seltenen Fällen das Herz vergrößern – dann spricht man von einem Sportlerherz, Sportherz oder Athletenherz. Das Gewicht des Herzmuskels steigt, es kann während des Sports mehr Blut pumpen und somit den Körper auch mit mehr Sauerstoff versorgen. In Ruhephasen hingegen schlägt es häufig besonders langsam: etwa 40- bis 50-mal pro Minute, während es bei normalen Herzen 60 bis 80 Schläge sind.

 

Wie entsteht ein Sportlerherz?

„Ein Sportlerherz entwickelt sich, wenn das Herz über eine längere Zeit einer hohen Belastung ausgesetzt ist“, erklärt Prof. Martin Halle, Ärztlicher Direktor an der Medizinischen Universitätsklinik Klinikum rechts der Isar an der Technischen Universität München. „Wenn das Herz ein oder zwei Stunden am Tag mit einer höheren Herzfrequenz mehr Blut pumpen muss, wirkt das wie ein Krafttraining für die linke Herzkammer. Auch der Vorhof muss mehr pumpen, so dass der Herzmuskel trainiert wird, ähnlich wie ein Kraftsportler seinen Oberarmmuskel trainiert.“

 

Wer kann ein Sportlerherz entwickeln?

„Wer dreimal in der Woche joggen geht, entwickelt kein Sportlerherz. Aber bei jemandem, der viel Sport macht – das heißt mehr als fünf Stunden pro Woche intensives Ausdauertraining – kann dies zu Anpassungen des Herzens führen“, sagt Prof. Halle. Das kann zum Beispiel bei Marathonläufern, Radrennfahrern oder Triathleten zutreffen. Bei Frauen tritt es deutlich seltener auf als bei Männern.

Prof. Martin Halle Univ.-Prof. Dr. Martin Halle ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Ärztlicher Direktor an der Medizinischen Universitätsklinik Klinikum rechts der Isar an der Technischen Universität München; Kardiovaskulärer Präventivmediziner DGPR

Wie unterscheidet sich ein Sportlerherz vom normalen Herzen?

„Alle Strukturen des Herzens werden vergrößert, sowohl die Herzkammern, die Vorhöfe, die Herzkranzgefäße und auch die Hauptschlagader“, erklärt Prof. Halle. „Der Nachteil ist, dass auch Strukturen wie das elektrische Erregungsleitsystem gedehnt werden, ähnlich wie beim Aufpumpen eines Fahrradschlauchs oder eines Luftballons.“ Die Folge kann sein, dass die gedehnten elektrischen Leitungen des Herzens gestört werden. „Daher besteht das Risiko, dass beim Sportlerherz vermehrt Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern auftreten.“ Daher sollten Menschen mit einem Sportlerherz sich regelmäßig von einer Ärztin oder einem Arzt untersuchen lassen, um mögliche Anomalien frühzeitig zu erkennen.

 

Muss ein Sportlerherz behandelt werden?

„Grundsätzlich muss ein Sportlerherz nicht behandelt werden“, sagt Prof. Halle. Es handelt sich nicht um eine Krankheit und das Sportlerherz bildet sich langsam wieder zurück, wenn das regelmäßige Training beendet wird. Es dürfe aber auch nicht als selbstverständlich angenommen werden, dass Sportler immer herzgesund sind. „Nur weil jemand viel Sport treibt, darf man nicht den Fehler machen, die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen außer acht zu lassen“, warnt der Kardiologe. So müssten insbesondere die Blutdruckwerte normal sein, sowohl in Ruhe als auch unter Belastung. „Sollte der Blutdruck unter Belastung erhöht sein, wird die Belastung des Herzens durch das regelmäßige Training nochmals stärker“, so Prof. Halle. „Steigt der Blutdruck unter Belastung nicht auf 180 oder 200, sondern auf 250 mmHg oder gar noch höher, ist das eine extreme Belastung fürs Herz.“ Auch der Cholesterinspiegel müsse geprüft werden, um gegebenenfalls langfristig einer Herz-Kreislauf-Erkrankung vorbeugen zu können. Denn sind die Cholesterinwerte erblich bedingt erhöht, kann selbst Leistungssport diese nicht in Normalbereiche senken.

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