Studien kompakt: Das TCT-2024-Special

 

Vom 27.10. bis zum 30.10. fand der diesjährige TCT-Kongress in Washington statt. In 6 Late Breaking Sessions wurden zahlreiche bisher unveröffentlichte Daten von insgesamt 26 klinischen Studien oder neuen Subgruppenanalysen präsentiert. Von ACCESS-TAVI über CONFIRM2 bis SIRONA: Hier ist eine Auswahl besonderer TCT-Highlights – jeweils mit Kommentaren von renommierten Expertinnen und Experten.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

06.11.2024

 

Bildquelle (Bild oben): RozenskiP / Shutterstock.com

ACCESS-TAVI: Kombinieren statt nähen nach TAVI


In der randomisierten Studie ACCESS-TAVI wurden zum ersten Mal zwei unterschiedliche Verschluss-Strategien nach TAVI bei 454 Patientinnen und Patienten miteinander verglichen. Die ausschließlich nahtbasierte Strategie war der Kombinationsstrategie unterlegen und u. a. mit häufigeren vaskulären Komplikationen und Blutungsereignissen sowie mit einer längeren Dauer bis zur Hämostase verbunden.1,2

 

„Wir konnten erstmalig in einer randomisierten Studie nachweisen, dass die Kombination aus ProGlide- und Angio-Seal-Verschluss-Systemen mehrere Vorteile mit sich bringt." 2

PD Dr. Tobias Rheude (Deutsches Herzzentrum München)

ALIGN-AR: Positive 2-Jahresdaten für JenaValve

 

Vieversprechende Langzeitdaten nach Implantation der Trilogy-Klappenprothese (JenaValve) ergab die Studie ALIGN-AR mit 180 Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Aortenklappeninsuffizienz und hohem OP-Risiko: Im Follow-up über 2 Jahre verbesserte sich die Lebensqualität bei stabiler Hämodynamik sowie niedriger Gesamt- und kardialer Mortalität.3,4

 

„Das Trilogy-System erweist sich im 2-Jahres-Follow-up als vielversprechende und sichere TAVI-Option für Patientinnen und Patienten mit symptomatischer Aortenklappeninsuffizienz und hohem Operationsrisiko.“ 4

PD Dr. Hendrik Wienemann (Herzzentrum der Universität zu Köln)

CLASP IID: M-TEER mit PASCAL vs. MitraClip

 

Nach EVEREST II war CLASP IID die zweite Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit der M-TEER bei primärer Mitralklappeninsuffizienz (MI). Insgesamt erhielten 300 Patientinnen und Patienten mit einer primären MI (3+/4+) eine M-TEER entweder mit PASCAL oder MitraClip und wurden über 2 Jahre nachverfolgt.5,6

 

„Beide Systeme lieferten anhaltend gute technische sowie klinische Resultate bei einem exzellenten Sicherheitsprofil.“6

Dr. Jonathan Curio (Herzzentrum der Universität zu Köln)

SIRONA: Sirolimus- vs. Paclitaxel-DCB


Keine wesentlichen Unterschiede für Sirolimus- vs. Paclitaxel-beschichtete Ballonkatheter (DCB) ergab die Head-to-Head-Studie SIRONA mit 482 Patientinnen und Patienten mit symptomatischer Verschlusserkrankung im femoropoplitealen Gefäßabschnitt: Nach 12 Monaten waren die primären Wirksamkeits- und Sicherheitsendpunkte beider DCB vergleichbar.7

 

„Dieser direkte Vergleich von Sirolimus-beschichteten Ballons mit Paclitaxel-beschichteten Ballons bei der Angioplastie der Arteria femoropoplitea zeigte vergleichbare Ergebnisse zwischen den beiden Studiengruppen.“7 Prof. Ulf Teichgräber (Universitätsklinikum Jena)7

CONFIRM2: Risikostratifizierung mit KI-QCT


Die Registerstudie CONFIRM2 mit 3.551 Patientinnen und Patienten untersuchte die prognostische Aussagekraft der KI-gestützten quantitativen CT-Angiographie (KI-QCT) gegenüber der Risikostratifizierung durch demografische Daten, Risikofaktoren und Scores. Die Quantifizierung und Qualifizierung von Plaques durch KI-QCT führte dabei zu einer präziseren Prognoseabschätzung als herkömmliche klinische Scores und andere etablierte Risikofaktoren.8


„Die Ergebnisse der CONFIRM-2-Studie bestätigen bisherige Daten und unterstreichen die Relevanz der koronaren Plaqueanalyse.“9

PD Dr. Philipp Breitbart (Universitäts-Herzzentrum Freiburg)

MATTERHORN-Subanalyse:  M-TEER bestätigt

 

Die Genese der funktionellen Mitralinsuffizienz (FMI) lässt sich in eine ventrikuläre (VFMI) und atriale (AFMI) Form einteilen, wobei bisher nur wenig Daten für die AFMI vorliegen, die durch die Dilatation des linken Vorhofs und konsekutive Erweiterung des Mitralklappenanulus gekennzeichnet ist. Die Subanalyse der MATTERHORN-Studie bestätigte die positiven Ergebnisse der M-TEER sowohl für VFMI als auch für AFMI.10


„Die M-TEER kann auch bei Patientinnen und Patienten mit einer AFMI (atriale funktionelle Mitralinsuffizienz) sicher und effektiv durchgeführt werden.“11

PD Dr. Frerker (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein)

INFINITY-SWEDEHEART: Bioadaptor bei komplexen Läsionen

Das neuartige Bioadaptor-Stentsystem soll sich der natürlichen Vasomotorik anpassen und das Stentversagen langfristig verhindern. Nach positiven Daten von INFINITY-SWEDEHEART auf dem ESC 2024 wurde der Bioadaptor-Stent jetzt in einer präspezifizierten Landmarkanalyse im Zeitraum von 6–12 Monaten bei unterschiedlichen Läsionen untersucht: Patientinnen und Patienten mit Läsionen in der LAD und in kleinen Gefäßen schienen besonders zu profitieren.12


„Die Technologie des Bioadaptors könnte insbesondere bei bestimmten Läsionen dem herkömmlichen DES in Hinblick auf die Erhaltung der natürlichen Vasomotorik gerade im Langzeitverlauf überlegen sein. Gespannt warten wir auf Daten über einen noch längeren Nachbeobachtungszeitraum.“13

PD Dr. Luise Gaede (Universitätsklinikum Erlangen)

Referenzen

 

  1. Rheude T et al. Comparison of strategies for vascular ACCESS closure after transcatheter aortic valve implantation: the ACCESS-TAVI randomized trial. Eur Heart J. 2024 Oct 29:ehae784. doi: 10.1093/eurheartj/ehae784. Epub ahead of print. PMID: 39474906.
  2. https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/herzerkrankungen/strukturelle-herzerkrankungen/tct-congress-2024-access-tavi-interview-tobias-rheude.html
  3. Vahl TP. Two-Year Outcomes of Transcatheter Aortic Valve Replacement With JenaValve Trilogy™ in High Surgical Risk Patients With Moderate-to-Severe or Severe Native Aortic Regurgitation. Late-Breaking Clinical Trials: Session II, in Collaboration with The Lancet. TCT 2024
  4. https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/herzerkrankungen/strukturelle-herzerkrankungen/tct-congress-2024-align-ar-2-jahre-tavi-aortenklappeninsuffizienz.html
  5. Zahr F. CLASP IID Randomized Trial and Registry: Two-Year Outcomes of Transcatheter Edge-to-Edge Repair for Degenerative Mitral Regurgitation. Presented at Transcatheter Cardiovascular Therapeutics 2024, Washington DC, USA 30th October 2024.
  6. https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/herzerkrankungen/strukturelle-herzerkrankungen/tct-congress-2024-clasp-iid.html
  7. Teichgräber U. Head-to-Head Comparison of Sirolimus- Versus Paclitaxel-Coated Balloon Angioplasty in the Femoropopliteal Artery. Late-Breaking Clinical Trials: Session II, in Collaboration with The Lancet
  8. Van Rosendael A. Artificial-Intelligence Enabled Quantitative CT Assessment of Atherosclerosis and Major Adverse Events: The Multi-Center International CONFIRM2 Registry. Late-Breaking Clinical Science: Session I, in Collaboration with the European Heart Journal.
  9. https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/kardiologie-interdisziplinaer/digitale-kardiologie/tct-congress-2024-confirm2.html
    Baldus S. Transcatheter Repair Versus Surgery in Atrial Mitral Regurgitation: Results From the MATTERHORN Trial. Late-Breaking Trials; TCT 2024
  10. https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/herzerkrankungen/strukturelle-herzerkrankungen/tct-congress-2024-matterhorn.html
  11. Erlinge D. 1-Year and Landmark 6–12 Month Clinical Outcomes Among Patients With Complex Lesion Subsets Treated with DynamX Bioadaptor
  12. Compared to a Contemporary Drug Eluting Stent. Late-Breaking Clinical Science: Session I, in Collaboration with the European Heart Journal, TCT2024
  13. https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/herzerkrankungen/vaskulaere-herzerkrankungen/tct-congress-2024-infinity-swedeheart-subanalyse.html

 

 

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