Der Herzinfarkt ist eine akute Komplikation der KHK. Wir fragen Prof. Philip Wenzel, Direktor der Medizinischen Klinik I - Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, Klinikum Darmstadt:
Werden Menschen mit den typischen Symptomen eines Herzinfarkts vorstellig – also: Druck auf der Brust, Angina Pectoris, ausstrahlenden Schmerzen in den Hals, Rücken oder Arm, verbunden mit einer vegetativen Begleitsymptomatik wie Kaltschweißigkeit oder Erbrechen –, führen wir sofort eine Blutentnahme durch. Ein Herzinfarkt lässt sich sehr zuverlässig durch den Anstieg typischer Biomarker erkennen – vor allem durch das kardiale Troponin. Troponine sind Enzyme, die in allen Muskeln vorkommen, auch im Herzmuskel. Sie regulieren die Muskelkontraktion, also das Zusammenziehen der Muskelfasern und sind nur dann im Blut nachweisbar, wenn Muskelzellen geschädigt wurden. Zum Beispiel, wenn Herzmuskelzellen zu wenig sauerstoffreiches Blut bekommen haben – wie beim Herzinfarkt. Typische Symptome in Kombination mit erhöhten Troponinwerten deuten wir fast schon als Beweis für einen Herzinfarkt. Sie müssen sich das vorstellen wie ein Corona-Schnelltest: Da steht innerhalb weniger Minuten "Troponin Positiv“ oder „Negativ“. Der richtige Nachweis mit der genauen Angabe, wie viel Troponin im Blut gemessen wurde, dauert dann 40 bis 45 Minuten. Allerdings kann es manchmal auch ein paar Stunden dauern, bis das Troponin im Blut nachweisbar ist.
Es gibt aber noch einen zweiten Wert, den wir regelhaft prüfen: die Creatin-Kinase (CK), ein weiteres Enzym, das in der Skelett- und in der Herzmuskulatur vorkommt. Dieser Wert ist zwar sehr unspezifisch, aber hochsensitiv, das heißt, er steigt beim Infarkt sehr früh an. Allerdings ist nicht genau erkennbar, ob dahinter eine harmlose Muskelverletzung oder ein Herzinfarkt steckt. Interessant ist der CK-Wert vor allem aus einem anderen Grund: Der Maximalwert korreliert hochgradig mit der Größe des Infarktareals. Also: je höher der Wert, desto größer der Schaden. Der Troponinwert ist hier weniger aussagekräftig, da er sehr stark von der Nierenfunktion und der Skalierung des jeweils verwendeten Assays abhängt, das heißt, dass er je nach Testverfahren unterschiedlich ausfallen kann.