Herzinsuffizienz bei Diabetes: gefährliches Wechselspiel

Menschen mit Diabetes haben ein hohes Risiko für eine Herzschwäche. Treten die Erkrankungen gemeinsam auf, bilden sie ein verhängnisvolles Duo: Ohne Behandlung haben Betroffene eine verkürzte Lebenserwartung. Welche Therapien gibt es und welche Rolle spielt dabei die Früherkennung?

Von Sandra Arens

15.10.2024

 

Bildnachweis (Bild oben): iStock/AzmanJaka

Warum führt Diabetes zu Herzinsuffizienz?

Diabetes mellitus – eine Diagnose, die immer mehr Menschen in Deutschland erhalten. Nach Schätzungen ist jede zehnte Person davon betroffen. Die Zuckerkrankheit zieht häufig etliche Folgeerkrankungen nach sich – eine der häufigsten ist die Herzinsuffizienz. Denn die erhöhten Blutzuckerwerte schädigen die Blutgefäße; sie verengen sich und verkalken. Das führt zu einer schlechteren Pumpleistung des Herzens – eine Herzschwäche entwickelt sich. Die Tücke daran: Die Herzinsuffizienz kann über sehr lange Zeit unentdeckt bleiben. Anfangs nehmen Betroffene erste Symptome noch nicht wahr.

 

 

Frühzeitiges Erkennen von Herzschwäche und Diabetes ist wichtig

„Wenn bei Menschen mit Diabetes eine unentdeckte Herzschwäche vorliegt, kann das schwerwiegende Folgen haben“, sagt Prof. Dr. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik RWTH Aachen. Ohne Behandlung seien häufigere Krankenhausaufenthalte wahrscheinlich – und die Lebenserwartung sei deutlich verkürzt. Deshalb spiele die Früherkennung einer Herzschwäche bei Menschen mit Diabetes eine große Rolle. „Nur so können wir rechtzeitig mit einer speziellen Behandlung beginnen und auf diese Weise die Lebensqualität erhalten sowie Todesfälle vermeiden“, sagt der Mediziner. Patientinnen und Patienten erhielten zur Blutzuckersenkung dann beispielsweise kein Diabetes-Medikament, das ungünstige Effekte auf das kardiovaskuläre Risiko hat.

 

Neue Leitlinie gibt Empfehlungen für bessere Früherkennung

Die Diagnose „Herzinsuffizienz“ als Begleiterkrankung bei Menschen mit Diabetes wird oft zu spät oder gar nicht gestellt. Um das zukünftig zu verhindern, wurden die Europäischen Leitlinien für das Management von kardiovaskulären Erkrankungen bei Patienten mit Diabetes  unter der Leitung von Prof. Dr. Nikolaus Marx im Jahr 2023 angepasst. Sie empfehlen nun, dass alle Personen mit einem diagnostizierten Diabetes routinemäßig nach Herzinsuffizienz-Symptomen gefragt werden müssen. Lägen solche Symptome vor, müsse im Anschluss eine ausführliche Diagnostik stattfinden, betont Prof. Dr. Nikolaus Marx. Das Gleiche gelte auch andersherum: „Ärztinnen und Ärzte sollten das Vorliegen eines Diabetes bei Menschen mit Herzinsuffizienz ebenfalls mit einer Blutabnahme untersuchen.“ Denn auch diese Patientinnen und Patienten trügen häufig einen unentdeckten Diabetes mit sich herum.

 

Herzinsuffizienz bei Diabetes: Welche Behandlungen gibt es?

Und was tun, wenn es tatsächlich so ist? Wenn Menschen sowohl an Herzschwäche als auch an Diabetes leiden? „Sie müssen keineswegs an ihren Diagnosen verzweifeln“, sagt Kardiologe Prof. Dr. Nikolaus Marx. „Wenn Betroffene die richtige Behandlung erhalten, können sie durchaus ein weitgehend uneingeschränktes Leben führen und ihre Prognose verbessern.“ Eine sinnvolle Behandlung sei beispielsweise häufig die Gabe von sogenannten SGLT2-Hemmern. Sie wurden ursprünglich als reines Diabetes-Medikament entwickelt. Es stellte sich aber heraus, dass das Medikament gleichzeitig auch vor Herzinsuffizienz schützt. 

 

Wichtig sei außerdem, so betont Prof. Marx, dass Betroffene interdisziplinär, also sowohl kardiologisch als auch diabetologisch behandelt würden. Das Einbeziehen einer Diabetes-Beraterin oder eines Diabetes-Beraters sei ebenfalls empfehlenswert, um ungünstige Ernährungsweisen aufzudecken und Ernährungsempfehlungen zu geben.

 

zum Experten

Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx

Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx ist Facharzt für Innere Medizin – Kardiologie, Internistische Intensivmedizin und Direktor der Medizinischen Klinik I Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum RWTH Aachen.

Bildquelle: Universitätsklinikum RWTH Aachen

Frühe Herzinsuffizienz- und Diabetes-Symptome selbst erkennen

Auch wenn Ärztinnen und Ärzte dank der neuen Leitlinien zukünftig sicherlich noch sensibler für den Zusammenhang zwischen Diabetes und Herzinsuffizienz sind, ist es laut Prof. Dr. Nikolaus Marx ebenso wichtig, selbst aufmerksam zu sein und erste Anzeichen eines Diabetes oder einer Herzschwäche zu kennen. Die Symptome im Überblick: 

 

Diabetes-Symptome im Anfangsstadium

 

  • Verstärkter Durst

  • Vermehrter Harndrang

  • Juckreiz/Trockene Haut

  • Heißhunger

  • Schwäche, Abgeschlagenheit

  • Müdigkeit

  • Konzentrationsstörungen

  • Sehstörungen

  • Höhere Infektanfälligkeit



Herzinsuffizienz-Symptome im Anfangsstadium

 

  • Sinkende Leistungsfähigkeit

  • Schnelle Erschöpfung

  • Atemnot, anfangs nur bei Anstrengung, später auch in Ruhe

  • Müdigkeit

  • Niedriger Blutdruck

  • Herzrasen

  • Gestörte Atmung während des Schlafens

     

Diabetes und Herzschwäche selbst vorbeugen mit diesen Tipps

Wie bei so vielen Erkrankungen gilt auch bei Herzinsuffizienz und Diabetes: Vorbeugen ist besser als behandeln. Doch was hilft? Folgende Maßnahmen lassen sich leicht umsetzen und in den Alltag integrieren:

 

Ausreichend bewegen

 

Ausreichend Bewegung in den Alltag zu bringen, hilft dabei, sowohl Diabetes als auch einer Herzinsuffizienz vorzubeugen. Eine übermäßige Anstrengung ist dafür gar nicht nötig. Schon ein täglicher Spaziergang  wirkt sich bereits positiv auf die Gesundheit aus. Dabei zählt tatsächlich jeder einzelne Schritt!

 

Übergewicht vermeiden 

 

Übergewicht ist einer der größten Risikofaktoren für Diabetes und Herzschwäche. Wer das Übergewicht reduziert, senkt die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung beider Krankheiten.  

 

Ernährung anpassen 

 

Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, senkt sein Risiko, Diabetes zu entwickeln. Empfohlen wird die mediterrane Ernährung. Schon gewusst? Speziell bei Frauen soll sie besonders effektiv sein. Studien haben belegt, dass sie durch diese Ernährungsweise  einen guten Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufbauen können. Und auch das Risiko eines Herztodes sinkt um fast ein Viertel.,

 

Der Griff zu pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse schützt ebenfalls vor Diabetes und Herzschwäche. Wer noch dazu öfter mal Vollkornprodukte statt Weizenbrötchen auf den Teller legt, Zucker und Salz reduziert, ausreichend Wasser trinkt und Nüsse sowie Hülsenfrüchte auf den Speiseplan schreibt, tut noch mehr Gutes für die eigene Gesundheit. 

 

 

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