„Für die blutdrucksenkende Therapie hat sich in neuen Leitlinien nicht viel geändert“, erklärte Lauder. Neue Medikamente wie Aldosteronsynthase-Hemmer oder RNAi-Therapeutika wie Zilebesiran („Spritze gegen Blutdruck“) seien vielversprechende Ansätze, aber noch in der Prüfung.
Die initiale antihypertensive Therapie sollte als duale Kombinationstherapie vorzugsweise in einer Tablette (Single Pill) erfolgen: RAS-Blocker (ACEi/ARB) + Kalziumkanalblocker/Thiazid/Thiazid-artiges Diuretikum. Diese sind wegen besseren Outcomes Beta-Blockern vorzuziehen.
„Dass die Kombinationstherapie gegenüber der Monotherapie überlegen ist, was die Blutdrucksenkung anbelangt, ist eigentlich nichts Neues“, betonte Lauder mit Verweis auf Studiendaten aus dem Jahr 2009 und stellte die Rationale für die initiale Kombinationstherapie heraus:
- Verbesserung der Adhärenz
- Stärkere Blutdrucksenkung
- Niedrigere Rate an Nebenwirkungen
Im Falle eines weiterhin unkontrollierten Blutdrucks nach 1–3 Monaten sehen ESH und ESC bei der Eskalation auf eine Dreifachtherapie (RAS-Blocker [ACEi/ARB] + Kalziumkanalblocker + Thiazid/Thiazid-artiges Diuretikum) unterschiedliche Behandlungsstrategien vor:
- ESC: „Add drug first“ – frühzeitige Hinzunahme eines dritten Wirkstoffs
- ESH: „Increase dose first“ – zunächst Dosissteigerung der bestehenden Zweifach-Kombination
„Es gibt für keinen der beiden Ansätze Daten“, so Lauder. Man könne sich im Grunde aussuchen, welche Option einem „sympathischer“ sei. Unter Berücksichtigung seiner Erfahrungen mit Herzinsuffizienz und Lipidmanagement spreche er sich dafür aus, gemäß ESC-Leitlinien eher frühzeitig ein drittes Medikament hinzuzunehmen. „Denn Dosissteigerung bringt oft mehr Nebenwirkungen, aber selten einen großen zusätzlichen Effekt, was die Blutdrucksenkung anbelangt.“
Trotz der bereits seit 2018 bestehenden Empfehlung von ESH und ESC, Kombinationspräparate (Single Pill, Fixkombination) den Monopräparaten vorzuziehen, ist der Anteil an abgegebenen Packungen gering, laut Auswertung des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) sogar rückläufig – von 15 % im Jahr 2016 auf 11 % im Jahr 2020.