In der Realität bleibt die Umsetzung oft lückenhaft. Digitale Lösungen werden kaum genutzt, Interoperabilität fehlt, und das Sektorenprinzip erschwert eine durchgängige Patientensteuerung. Unterschiedliche Logiken in ambulanter und stationärer Versorgung (Erlaubnisvorbehalt vs. Verbotsvorbehalt) sowie abweichende kardiologische und hausärztliche Leitlinien – siehe etwa die Nationale Versorgungsleitlinie KHK – verhindern eine durchgängige Patientensteuerung und führen zu „Sektorenbrüchen“.
Internationale Beispiele wie die „Global Heart Attack Treatment Initiative“ (GHATI) des ACC in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zeigen, dass auch schon gezielte Datenerhebungen, Qualitätsanalysen und Feedbackprozesse die Versorgung messbar verbessern können. Angesichts von jährlich über 1,1 Mio. Krankenhausfällen hierzulande und erheblichen volkswirtschaftlichen Belastungen (2019: 55 Mio. ausgefallene Arbeitsstunden durch Hospitalisierungen und Reha) sieht Levenson akuten Handlungsbedarf und fordert politische Weichenstellungen, wie sie beispielsweise das „Gesundes-Herz-Gesetz“ verfolgte.
Der EU Cardiovascular Health Plan mit dem Ziel, die kardiovaskuläre Mortalität bis 2030 um ein Drittel zu reduzieren, setzt ein positives Signal. Eine optimale Versorgung von Herzpatientinnen und -patienten wird nur gelingen, wenn alle Beteiligten auf ein „Gemeinsam“ setzen – interdisziplinär und im Schulterschluss mit der Politik, so Levenson.
Abschließend betonen der Tagungspräsident und der DGK-Pressesprecher Prof. Michael Böhm die Bedeutung von Impfungen an der Schnittstelle von hausärztlicher und kardiologischer Versorgung. Es ist eine der kostengünstigsten Präventionsmaßnahmen und verursacht pro gerettetem Leben nur einen geringen Bruchteil der Kosten im Vergleich etwa zu Betablockern und Statinen. Die Evidenz ist „erdrückend“ und „Sind Sie schon geimpft?“ müsse in der Kardiologie zur Standardfrage bei Risikogruppen werden. Weitere Informationen bieten die Kampagne „Herz ist Impf“ und der ESC-Konsensus zum Thema Impfen.