KHK bei Frauen: Warum eine KHK ohne Symptome so gefährlich ist

Die koronare Herzkrankheit (KHK) gehört zu den häufigsten Herzerkrankungen weltweit – doch insbesondere bei Frauen bleibt sie oft unerkannt. Sie können andere Symptome als Männer haben. Besonders problematisch: Eine KHK kann auch ganz ohne Symptome verlaufen. Doch warum bleibt die KHK in manchen Fällen unbemerkt? Und welche Risiken birgt das? 

Von Amina Linke

 

05.03.2025

 

Bildnachweis (Bild oben): ©Adobe Stock/peopleimages.com

Wie entsteht eine stenosierende koronare Herzkrankheit?

Die stenosierende koronare Herzkrankheit (KHK) entsteht durch die Verengung oder den Verschluss der Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Diese Verengungen werden meist durch Arteriosklerose, umgangssprachlich auch als Arterienverkalkung bezeichnet, verursacht, bei der es zu Ablagerungen von Fetten, Kalk und Bindegewebe in den Gefäßwänden kommt. Während viele Betroffene typische Symptome wie Brustschmerzen oder ein Engegefühl in der Brust verspüren, kann die KHK auch ohne erkennbare Anzeichen verlaufen und bleibt somit oft unentdeckt. Besonders Frauen zeigen oft unspezifische Symptome oder eine nicht-stenosierende KHK, was die Diagnose erschwert.

 

 

Zum Experten

Prof. Dr. Grigorios Korosoglou

Prof. Dr. Grigorios Korosoglou ist Chefarzt der Abteilung für Kardiologie und Angiologie der GRN-Kliniken Weinheim und Eberbach. 

Bildquelle: GRN-Klinik

KHK und Symptome bei Frauen

Was ist eine nicht-stenosierenden KHK und warum tritt sie bei Frauen häufiger auf?

Prof. Dr. Korosoglou: „Es gibt eine Form der KHK, bei der die großen Herzkranzgefäße nicht verengt oder blockiert sind. Stattdessen kommt es zu Durchblutungsstörungen durch Verkrampfungen der Arterien (früher als ‚Prinzmetalangina‘ bekannt) oder zu Funktionsstörungen in den kleinsten Gefäßen des Herzens (Mikrogefäße). Diese Probleme treten häufiger bei Frauen auf, da sie mit einer gestörten Gefäßfunktion und Entzündungsprozessen in Verbindung stehen.“

 

      

Warum bleibt die KHK oft symptomlos und welche Folgen kann das haben?

In einigen Fällen sind die Verengungen der Herzkranzgefäße nicht so ausgeprägt, dass sie unter normalen Alltagsbedingungen spürbare Beschwerden verursachen. Der Körper kann zudem durch die Bildung von Umgehungskreisläufen (Kollateralen) den Blutfluss teilweise kompensieren. Zudem können unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder leichte Atemnot leicht anderen Ursachen zugeschrieben oder übersehen werden. Besonders bei älteren Menschen, Diabetikern und Frauen tritt die KHK häufiger ohne die typischen Symptome auf. Prof. Dr. Korosoglou: „Frauen leiden bei einer KHK häufiger unter Symptomen wie Übelkeit, Erschöpfung, schleichender Kurzatmigkeit oder Schmerzen im Oberbauch statt unter den klassischen Brustschmerzen.“

 

Auf Grund dessen könne die Diagnose erschwert sein und verspätet gestellt werden, so Prof. Dr. Korosoglou weiter. „Das kann sehr ungünstige Folgen haben, die im schlimmsten Fall zum Tod führen können.“

 

 

Welche Risiken birgt eine asymptomatische KHK?

Das Fehlen von Symptomen bedeutet nicht, dass keine Gefahr besteht. Eine unerkannte KHK kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, darunter:

 

  • Herzinfarkt: Ein plötzlicher Verschluss einer Koronararterie kann zum Absterben von Herzmuskelgewebe führen.

     

  • Herzrhythmusstörungen: Durch die beeinträchtigte Durchblutung können elektrische Leitungsstörungen im Herzen auftreten.

     

  • Herzinsuffizienz: Eine chronische Unterversorgung des Herzmuskels kann dessen Pumpfunktion beeinträchtigen.

 

Prof. Dr. Korosoglou: „Gerade Frauen ohne typische Symptome sollten frühzeitig zum Kardiologen gehen. Eine Abklärung mit EKG, Herzultraschall, einer Stressechokardiographie oder einer kardialen Computertomographie kann notwendig sein. Falls eine relevante KHK vorliegt, sollten Medikamente wie Statine und Thrombozytenaggregationshemmer frühzeitig eingesetzt werden.“

 

 

Risikofaktoren für die Entwicklung einer KHK

Mehrere Faktoren erhöhen das Risiko für die Entstehung einer KHK:

 

 

 

Prof. Dr. Korosoglou: „Eine gesunde Lebensweise kann helfen. Eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Obst und wenig tierischen Fetten ist empfehlenswert. Außerdem sollte man sich mindestens dreimal pro Woche sportlich betätigen. Ein gelegentliches Glas Wein ist in Ordnung, aber der Alkoholkonsum sollte in Maßen erfolgen.“

 

 

KHK und Wechseljahre

Was sollten Frauen beachten und welche Rolle kann eine HET spielen?

Prof. Dr. Korosoglou: „Bis zu den Wechseljahren schützen die weiblichen Hormone das Herz-Kreislauf-System. Sie wirken entzündungshemmend, halten die Gefäße elastisch und reduzieren Ablagerungen. Deshalb tritt KHK bei Frauen im Schnitt zehn Jahre später als bei Männern auf. Nach der Menopause fällt dieser Schutz weg, wodurch das Herzinfarktrisiko steigt – besonders bei Frauen mit einer frühen Menopause (vor 40 Jahren). Ob eine Hormonersatztherapie (HET) sinnvoll ist, hängt vom Alter, der Symptomatik und dem individuellen Risikoprofil ab. Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht. Frauen sollten dies mit Fachärzten aus der Kardiologie und Gynäkologie besprechen.“

 

Weitere informative Artikel dazu finden Sie auf unserer Übersichtsseite koronare Herzkrankheit.

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