Warum chronisch-entzündliche Darmkrankheiten das Herzrisiko erhöhen

Menschen, die an der Darmkrankheit Colitis ulcerosa erkrankt sind, leiden unter einem chronisch-entzündeten Dickdarm. Studien zeigen: Auch ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht, bleibt jedoch oft unentdeckt. Was Betroffene wissen sollten und wie sie ihr Risiko für Herzerkrankungen senken können. 

Von Jana Kolbe

 

07.11.2023

 

Bildquelle (Bild oben): iStock/AlexLMX

Die Darmkrankheit Colitis ulcerosa zählt zu den Autoimmunerkrankungen. In Deutschland sind laut Schätzungen mindestens 150.000 Menschen von der Erkrankung betroffen. Die Patienten und Patientinnen leiden unter einem chronisch entzündeten Dickdarm, wodurch es schubweise immer wieder zu Bauchschmerzen und blutigen Durchfällen kommt. Mehrere Studien konnten zeigen, dass Betroffene auch ein deutlich höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Die Ursachen dafür sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch gehen Forscher und Forscherinnen davon aus, dass die dauerhaft erhöhte Entzündungslast auch Auswirkungen auf die Herzgesundheit hat. Gerade bei der Entstehung von Atherosklerose, also der Verengung der Arterien, spielen chronische Entzündungen eine Rolle. Gleichzeitig konnte in Studien auch gezeigt werden, dass das Risiko für ein Blutgerinnsel während eines Entzündungsschubes um das dreifache erhöht ist. Dadurch erleiden Patienten und Patientinnen mit Colitis ulcerosa häufiger einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.

 

Eine aktuelle Studie zeigt nun außerdem: Patienten und Patientinnen mit einer chronisch-entzündlichen Darmkrankheit haben auch ein höheres Risiko für Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt. Die genauen Zusammenhänge sind laut den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen noch unbekannt und müssen weiter erforscht werden.

 

Risiko einer Herzerkrankung wird bei Colitis ulcerosa möglicherweise unterschätzt

Gleichzeitig kann ein weiterer Nebeneffekt der Colitis ulcerosa fatale Folgen für die Herzgesundheit haben: Weil die Betroffenen infolge der Darmkrankheit weniger essen und Gewicht verlieren, kann dies zu einem niedrigen Cholesterinspiegel führen. Daher haben viele Patienten und Patientinnen mit Colitis ulcerosa im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung einen niedrigeren Gesamtcholesterinwert. Das erscheint auf den ersten Blick positiv, denn ein erhöhter Cholesterinspiegel ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber: Wegen der niedrigen Werte würden laut einer aktuellen Studie die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten und Patientinnen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen möglicherweise unterschätzt, weil typische Hinweise wie der hohe Cholesterinspiegel fehlen.

 

Deshalb sei es für die Betroffenen besonders wichtig, die Symptome verschiedener Herzkrankheiten wie den Herzinfarkt zu kennen. Dazu gehören unter anderem ein starkes Enge- oder Druckgefühl in der Brust, stechende, brennende oder drückende Schmerzen hinter dem Brustbein und Atemnot. Wenn Symptome auftreten, sollten Betroffene sofort den Notruf 112 wählen. Im Anamnesegespräch mit der Ärztin oder dem Arzt sollte außerdem unbedingt erwähnt werden, wenn man an der chronisch-entzündlichen Darmkrankheit leidet.

 

Wie lässt sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Colitis ulcerosa mindern?

Damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt, ist es für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wichtig, die Krankheit mithilfe von Medikamenten und Anpassung des Lebensstils gut einzustellen. Werden die Entzündungswerte gesenkt, wird auch das Risiko gemindert, eine Atherosklerose zu entwickeln.

 

Eine Studie der Universität Stanford (US-Bundesstaat Kalifornien) zeigt, dass die Einnahme von Statinen – also Medikamenten, die den Cholesterinspiegel senken – bei den Betroffenen sowohl einen präventiven Effekt auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch auf die Symptome der Darmkrankheit haben, obwohl Patienten und Patientinnen mit Colitis ulcerosa oft bereits einen niedrigen Cholesterinspiegel haben.

 

Laut der Studie kann die Einnahme von Statinen auch die Wahrscheinlichkeit einer Dickdarmoperation um bis zu 50 Prozent senken und die Genaktivität bei Colitis ulcerosa regulieren, was zu einer Verringerung der Symptome führt. Außerdem raten Mediziner und Medizinerinnen allen Menschen, die durch eine Vorerkrankung ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, ihren Lebensstil anzupassen. Zu den sogenannten modifizierbaren Risikofaktoren gehören Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Rauchen und die Einstellung von Blutzucker, Blutdruck und Cholesterin.

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