Neues Gesetz soll Vorsorge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessern

Kinder und Erwachsene sollen künftig deutlich mehr auf Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht werde. Die Vorsorge von Herzkrankheiten soll schon bei Kinderärztinnen und -ärzten beginnen, auch Apotheken sollen in die Früherkennung von Risikofaktoren eingebunden werden. Dafür hat Bundesgesundheitsminister Lauterbach ein neues Gesetz angekündigt. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie sieht damit ihr Bemühen um bessere Prävention bestätigt. 

Von Sven Stein

 

07.11.2023

 

Bildquelle (Bild oben): iStock/andrei_r 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland – jetzt passiert endlich etwas bei der Vorsorge und Früherkennung dieser Volkskrankheiten. Erwachsene und Kinder sollen sich künftig ohne großen Aufwand in Arztpraxen und Apotheken auf verschiedene Risikofaktoren für Herzkrankheiten untersuchen lassen können. Das steht in einem Impulspapier des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), über das zuerst das Ärzteblatt  und die Deutsche Apotheker Zeitung berichtet hatten.

 

Rauchentwöhnung und Risikofaktoren bei Herz-Kreislauf-Vorsorge im Fokus

In dem Impulspapier des BMG ist zusammengefasst, mit welchen Maßnahmen die Vorsorge und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessert werden kann. Dazu gehören unter anderem:

 

  • Alle Kinder sollen im Alter von fünf Jahren im Rahmen der U9-Untersuchung auf erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin) untersucht werden. Hohe Cholesterinwerte können auf eine familiäre Hypercholesterinämie hindeuten, einen Risikofaktor für Herzkrankheiten schon in jungen Jahren.
  • Auch Erwachsene sollen je nach Alter vorsorglich auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht werden. Die bereits verfügbaren Check-ups für bestimmte Altersstufen sollen dazu erweitert werden. Außerdem ist geplant, dass die Krankenkassen zu diesen Untersuchungen einladen.
  • In Apotheken sollen Menschen ihren Blutdruck, die Blutzucker- und die Blutfettwerte bestimmen lassen können. Außerdem soll es Unterstützung beim Berechnen des Body-Mass-Index und Beratung bei der Rauchentwöhnung geben.
  • Um mehr Menschen dazu zu bewegen, das Rauchen aufzugeben, sollen die Krankenkassen alle Menschen finanziell belohnen, die an einem Entwöhnungsprogramm teilnehmen. Außerdem soll es mehr Hilfe beim Rauchstopp durch Medikamente geben.

 

Kinder werden bereits in Pilotprojekten auf hohes Cholesterin untersucht

Für Prof. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), ist der Plan des BMG ein Erfolg. „Unsere Aspekte in Bezug auf die Umsetzung einer nationalen Herz-Kreislauf-Strategie wurden vom BMG teilweise aufgenommen“, sagte der Universitätsklinikdirektor für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig im Interview mit Herzmedizin.de. Im Rahmen der Nationalen Herz-Allianz (NHA) setzt sich die DGK gemeinsam mit allen anderen großen kardiovaskulären Fachgesellschaften für eine bessere Vorsorge und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein. „Konkret sehen wir, dass die von uns im Rahmen der NHA vorgeschlagenen Maßnahmen, wie die Einführung eines Lipid-Screenings bei der U9-Untersuchung und nach Alter gestufte Screenings für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sich in den Überlegungen des BMGs für eine Gesetzesinitiative zur Verbesserung von Früherkennung und Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wiederfinden“, stellt Prof. Thiele fest. Mit Lipid-Screenings lassen sich die Blutfette kontrollieren.

 

In Pilotprojekten werden Kinder schon jetzt systematisch auf eine familiäre Hypercholesterinämie untersucht. Den Anfang machten 300 Kinderarztpraxen in Bayern, die an dem Projekt VRONI (steht für „Vorsorge zur Früherkennung von familiärer Hypercholesterinämie“) teilnehmen. Jetzt wird der Testlauf auf Initiative der NHA als „VRONI im Norden“ nach Niedersachsen ausgeweitet. „Ziel und Wunsch ist es natürlich, dieses Screening-Programm auf familiäre Hypercholesterinämie deutschlandweit auszuweiten und am besten natürlich in der Regelversorgung bei U9-Untersuchungen für Kinder zu etablieren“, erklärt Prof. Thiele. Damit dies umgesetzt wird, ist nun das BMG mit seiner Gesetzinitiative gefordert.

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