Stummer Herzinfarkt: Was ist das, wie läuft er ab und wie erkennt man ihn?

Ein Herzinfarkt wird oft mit starken Brustschmerzen und Atemnot verbunden, doch nicht jeder Infarkt verläuft so auffällig. Der sogenannte „stumme Herzinfarkt“ tritt meist ohne die typischen Symptome auf und bleibt oft unentdeckt. Dies macht ihn besonders gefährlich, da er unbehandelt zu schweren Komplikationen führen kann. Doch was ist ein stummer Herzinfarkt genau? Wie läuft er ab und welche Anzeichen können auf ihn hindeuten?

Von Amina Linke

 

29.10.2024


Bildquelle (Bild oben): Shutterstock/Krakenimages.com

Was ist ein stummer Herzinfarkt?

Ein stummer Herzinfarkt zeichnet sich dadurch aus, dass die klassischen Symptome wie heftiger Brustschmerz oder Atemnot fehlen. Trotzdem wird das Herz durch eine Verstopfung der Herzkranzgefäße nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was zu Schäden am Herzmuskel führt. „Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Personen mit Bluthochdruck oder mit Diabetes, da bei ihnen die autonomen Nerven, die für die Schmerzübertragung zuständig sind, bereits geschädigt sein können“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologe in Bonn sowie Herausgeber für den Bereich Patienten & Interessierte auf Herzmedizin.de. „In solchen Fällen kann das Schmerzempfinden deutlich reduziert sein und Symptome nicht oder zu spät wahrgenommen werden.“ Bei Frauen – häufiger als bei Männern –, würden auch manchmal atypische Symptome des Infarktes, wie Rücken- oder Schulterschmerzen, vorkommen.

 

Wie läuft ein stummer Herzinfarkt ab?

Der Ablauf eines stummen Herzinfarkts ist dem eines „normalen“ Herzinfarkts ähnlich. Ein oder mehrere Herzkranzgefäße sind durch Plaques verengt oder verschlossen. Dadurch kommt es zu einem Sauerstoffmangel im Herzmuskel und das Gewebe beginnt abzusterben. Da die Schmerzsymptome fehlen, wird der Infarkt oft erst im Nachhinein, beispielsweise bei einer Routineuntersuchung oder einem EKG, entdeckt.

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Prof. Dr. Thomas Klingenheben

Prof. Dr. Thomas Klingenheben, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologe in Bonn sowie Herausgeber für den Bereich Patienten & Interessierte auf Herzmedizin.de. Bildquelle: Lars Bergengruen, Bonn

 

 

Wie erkennt man einen stummen Herzinfarkt?

„Trotz des Fehlens typischer Schmerzen gibt es einige subtile Anzeichen, die auf einen stummen Herzinfarkt hindeuten können“, so Prof. med. Klingenheben. Dazu gehören:

 

  • Ungewöhnliche Müdigkeit oder Schwäche
  • Atemnot ohne körperliche Anstrengung
  • Übelkeit, Schwindel oder leichtes Unwohlsein
  • Schwitzen ohne offensichtlichen Grund
  • Druckgefühl im Oberbauch, Nacken oder Rücken

 

Diese Symptome sind oft unspezifisch und können leicht übersehen oder anderen Ursachen zugeschrieben werden. Besonders bei Menschen, die zur Risikogruppe gehören, sollten solche Anzeichen ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden, so Prof. med. Klingenheben.

 

 

Stummer Herzinfarkt: Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Wenn Sie eines der oben genannten Symptome bemerken oder zur Risikogruppe gehören, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen.

 

Wichtig ist aber auch hier die Prävention. Prof. med. Klingenheben: „Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, wozu auch ein EKG und Bluttests gehören, und vor allem durch Optimierung der kardiovaskulären Risikofaktoren können Herzinfarkte verhindert werden, um langfristig schwere Komplikationen zu vermeiden.“ 

 

 

Wie wird ein stummer Herzinfarkt behandelt?

„Die Behandlung der koronaren Herzkrankheit und aller Risikofaktoren erfolgt wie beim symptomatischen Infarkt gemäß den geltenden Leitlinien“, so Prof. med Klingenheben. Die Behandlung des Stummen Infarktes könne hinsichtlich der Katheterintervention allerdings dann etwas komplexer sein, wenn der Infarkt und der zugrundeliegende Koronargefäßverschluß lange (Monate) zurückliege. „Denn dann ist der Verschluss chronisch; und manchmal nur langwierig sowie mit speziellem Kathetermaterial wieder zu eröffnen“, so Prof. med. Klingenheben. „In so einem Fall sollte zuvor geprüft werden, inwiefern noch vitales Herzmuskelgewebe im Areal des Infarktgefäßes vorliege, damit eine späte Wiedereröffnung überhaupt sinnvoll ist.“

 

 

Welche Komplikationen können aus einem stummen Herzinfarkt resultieren?

Ein stummer Herzinfarkt bleibt oft lange unbemerkt, was die Gefahr von Komplikationen erheblich erhöht. Zu den möglichen Folgen gehören:

 

  • Herzinsuffizienz: Durch den Infarkt wird das Herz dauerhaft geschädigt, was seine Pumpleistung beeinträchtigen kann. Dies führt zu einer chronischen Herzschwäche, die die Lebensqualität erheblich mindert.
  • Herzrhythmusstörungen: Geschädigtes Herzgewebe kann zu unregelmäßigen Herzschlägen führen, was das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöht.
  • Wiederholte Herzinfarkte: Wer einen unentdeckten Herzinfarkt erlitten hat, hat ein erhöhtes Risiko für weitere Infarkte, da die zugrunde liegenden Gefäßprobleme bestehen bleiben.

 

 

Welche Rolle spielen Lebensstiländerungen in der Prävention stummer Herzinfarkte?

„Eine der effektivsten Maßnahmen zur Vorbeugung eines stummen Herzinfarkts ist eine gesunde Lebensweise“, sagt Prof. med. Klingenheben. Wichtige Faktoren, die das Risiko deutlich senken können, sind:

 

  • Gesunde ErnährungEine ausgewogene, fettarme Ernährung kann helfen, Ablagerungen in den Gefäßen zu verhindern.
  • Regelmäßige BewegungKörperliche Aktivität stärkt das Herz und verbessert die Durchblutung.
  • Raucherentwöhnung: Rauchen schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich.
  • Stressreduktion: Chronischer Stress kann das Herz belasten und sollte durch Entspannungsmethoden wie Yoga oder Meditation reduziert werden.

 

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