Young DGK – Kardiologie von morgen: Interventionen und Pharmakotherapie

 

DGK Herztage 2025 | Welche Themen prägen die Kardiologie aktuell und zukünftig mit? In der Young-DGK-Session „Kardiologie von morgen“ unter Vorsitz von Dr. Hannah Billig (Bonn) und Dr. Johanna Tennigkeit (Brandenburg) gaben die Referierenden einen Überblick. Neue Entwicklungen bei Interventionen und Pharmakotherapie helfen, die Gesundheitsversorgung durch differenziertere Ansätze in Richtung personalisierte Medizin zu verbessern. Das sind die wichtigsten Takeaways dazu.

Von:

Martin Nölke

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

09.10.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Sina Ettmer Photography / Shutterstock.com

Interventionelle Kardiologie – neue Konzepte und ihr Weg in den klinischen Alltag

 

PD Dr. Philipp Breitbart (Frankfurt a. M.) zeigte, wie neue Bildgebungsverfahren und Technologien das Spektrum der Interventionen erweitern sowie Planung und Sicherheit verbessern. Er betonte, dass Interdisziplinarität und strukturierte Ausbildung entscheidend sind, um Innovationen in den klinischen Alltag zu übertragen.

Takeaways

 

  • Eine Myokardischämie kann unterschiedliche Ursachen haben: Neben atherosklerotischen Koronarstenosen können auch Koronarspasmen oder eine mikrovaskuläre Dysfunktion infrage kommen. Besonders bei Frauen spielt die mikrovaskuläre Angina eine wichtige Rolle – dies sollte in Diagnostik und Therapie berücksichtigt werden.
  • Kardio-CT (CCTA) ist gemäß Leitlinien die First-Line-Diagnostik bei mittlerer Vortestwahrscheinlichkeit (5–50 %) für eine KHK. Bei klaren Hinweisen auf eine relevante KHK, z. B. Wandbewegungsstörungen oder ein pathologisches Belastungs-EKG, kann auch primär invasiv vorgegangen werden. Ein Online-Rechner kann bei der Ermittlung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer obstruktiven KHK helfen.
  • CT-Guiding koronarer Interventionen wie PCI und TAVI: Die Kardio-CT unterstützt die Diagnostik, Behandlungsplanung und perspektivisch sogar ein Live-Guiding – ein aktuelles DGK-Positionspapier gibt einen Überblick. Bei TAVI liefert die CT wichtige Informationen zu Anulusgröße, Kalkgehalt/-verteilung, Aortenklappen-Öffnungsfläche, Abstand der Koronararterien und Projektionsebene.
  • Photon-Counting CT verbessert die Diagnostik deutlich: Die neue CT-Technologie zeigt weniger Kalk-Artefakte und erlaubt eine exaktere Darstellung von kalzifizierten und vor allem auch nicht-kalzifizierten Plaques, Stenosen und Stent-Strukturen. Dies hilft, die Patienten-individuelle Sekundärprävention zu optimieren und dadurch unerwünschte kardiale Ereignisse zu reduzieren, unnötige Katheteruntersuchungen zu vermeiden und Interventionen besser zu planen.
  • Intravaskuläre Bildgebung (IVUS und OCT) sind für komplexe Läsionen empfohlen. Beide Verfahren bieten eine wesentlich höhere Auflösung als die Angiografie und können bei der PCI als Entscheidungshilfe (Revaskularisation vs. funktionelle Messung vs. konservativ) zur Planung (Morphologie, Länge, Diameter) und zur unmittelbaren Kontrolle nach einer Intervention genutzt werden.
  • Interventionelle Ausbildung: Neben der Bildgebung (MRT/CT) sind Zusatzqualifikationen in Intensiv- und Notfallmedizin für die Tätigkeit im Herzkatheterlabor besonders wichtig. Ein aktuelles DGK-Positionspapier liefert Informationen zur Weiterbildung.

Neue Medikamente gegen alte Erkrankungen – Mavacamten, GLP-1 & Co.

 

Der Vortrag von Dr. Berkan Kurt (Aachen) gab einen umfassenden Überblick über aktuelle und zukünftige Entwicklungen in der Therapie von hypertropher Kardiomyopathie, Adipositas und Diabetes mellitus. Dabei wurde auch die wachsende Bedeutung von antiinflammatorischen Ansätzen in der kardiovaskulären Prävention hervorgehoben.

Takeaways

 

  • Myosin-Inhibitoren erweitern das Therapiespektrum bei hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie (HOCM). Mavacamten ist mit einer Klasse-IIa-Empfehlung in die aktuellen ESC-Leitlinien (2023) aufgenommen worden und kann zu signifikanten Verbesserungen bei LVOT-Gradienten und Symptomen führen. Aktuelle Studien untersuchen breitere Anwendungsbereiche der Therapie mit Myosin-Inhibitoren.
  • GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) wie Semaglutid können bei Diabetes mellitus sowie bei Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankung kardiovaskuläre Outcomes verbessern. Sie können nicht nur HbA1c und Gewicht senken, sondern wie in Metaanalysen bestätigt, auch kardiovaskuläre und renale Endpunkte und Mortalität senken. Auf Grundlage der Ergebnisse der SELECT-Studie, erhielt Semaglutid in den ESC-Leitlinien 2024 eine Klasse-IIa-B-Empfehlung für übergewichtige (BMI > 27 kg/m²) oder adipöse Personen mit chronischem Koronarsyndrom – auch ohne Diabetes. Bei Vorliegen eines Typ-2-Diabetes besteht bereits eine Klasse-I-A-Empfehlung für Patientinnen und Patienten mit begleitender atherosklerotischen kardiovaskulären Erkrankungen (ESC-Leitlinien 2023 zu CVD und Diabetes).
  • Die Inkretin-Therapie wird weiterentwickelt. Duale Agonisten (GIP/GLP-1-RA), auch „Twinkretine“ genannt, wie Tirzepatid erreichen in Studien Gewichtsreduktionen von über 20%. In der jüngst vorgestellten SURPASS-CVOT-Studie war Tirzepatid bei Typ-2-Diabetes hinsichtlich kardiovaskulärer Outcomes gegenüber GLP-1-RA Dulaglutid nicht unterlegen.
  • Inflammation rückt als modifizierbarer Risikofaktor zunehmend in den Fokus. Das proinflammatorische Interleukin IL-6 gilt als Treiber von atherosklerotischen Herz-Kreislauferkrankungen (ASCVD), während hoch-sensitives C-reaktives Protein (hsCRP) als kardiovaskulärer Biomarker dient. Die vorteilhaften Effekte der Inkretinmimetika sind möglicherweise u. a. durch pleiotrope anti-inflammatorische und anti-atherosklerotische Effekte bedingt.
  • In den ESC-Leitlinien 2024 wurde die antiinflammatorische Substanz Colchicin mit Klasse-IIa-A-Empfehlung bei KHK aufgenommen.  Neuere, spezifische antiinflammatorische Ansätze, inklusive monoklonaler Antikörper die den IL-6 Liganden inhibieren, sind in der Entwicklung.
  • Fazit: Es gibt viele innovative Ansätze in der kardiometabolischen Therapie, die auch teils bereits Eingang in die kardiologischen Leitlinien gefunden haben.

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