Erst Herzrhythmusstörungen, dann Herzinsuffizienz?

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in Deutschland und können sich in verschiedenen Formen äußern. Zwei der häufigsten und oft zusammen auftretenden Herzbeschwerden sind Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz. Doch wie hängen diese beiden Erkrankungen zusammen, und wie kann eine Herzrhythmusstörung das Risiko für eine Herzinsuffizienz erhöhen?

Von Amina Linke

 

10.01.2025

 

Bildnachweis (Bild oben): iStock / yodiyim

Was sind Herzrhythmusstörungen?

Herzrhythmusstörungen beschreiben eine Störung des normalen Herzschlags. Das Herz schlägt dabei entweder zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig. Ein unregelmäßiger Herzschlag kann sowohl vorübergehend (episodenhaft) als auch dauerhaft auftreten. Die Ursachen für Herzrhythmusstörungen sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren über Bluthochdruck bis hin zu Übergewicht und Stress. Häufig werden Herzrhythmusstörungen durch Störungen im Reizleitungssystem des Herzens verursacht, das für die regelmäßigen Herzschläge verantwortlich ist.

 

Häufige Symptome von Herzrhythmusstörungen sind: 

 

  • Herzrasen (hoher Puls)

  • Schwindelgefühl

  • Müdigkeit

  • Ein Gefühl des Stolperns oder Flatterns im Brustkorb

     

     

Wie können Herzrhythmusstörungen zur Herzinsuffizienz führen?

Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz stehen in einem komplexen Zusammenhang. Herzinsuffizienz bezeichnet eine Herzschwäche, bei der das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. In vielen Fällen entwickelt sich eine Herzinsuffizienz schleichend über Monate oder Jahre und kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter auch anhaltende Herzrhythmusstörungen.

 

„Herzschwäche und Rhythmusstörungen begünstigen sich gegenseitig, so dass häufig sehr schwer herauszubekommen ist, was ‚Henne‘ und was ‚Ei‘ ist,“ erklärt Prof. Dr. Deneke, Chefarzt der Rhythmologie am Klinikum Nürnberg und Herausgeber von Herzmedizin.de. Besonders gut sei dieser Zusammenhang für Extraschläge (ventrikuläre Extrasystolen) und Vorhofflimmern dokumentierbar. 

 

 

Zum Experten

 

Prof. Dr. Deneke, Chefarzt der Rhythmologie am Klinikum Nürnberg und Herausgeber von Herzmedizin.de.


Quelle: Fotostudio Claudia Löwinger

 

 

Auf einen Blick:

 

  • Dauerhafte Belastung des Herzens: Wenn das Herz anhaltend unregelmäßig, zu langsam oder zu schnell schlägt, wie es bei vielen Arten von Herzrhythmusstörungen der Fall ist, muss das Herz härter arbeiten. Dies führt auf Dauer zu einer Überlastung des Herzmuskels, da dieser nicht genug Zeit hat, sich zwischen den einzelnen Schlägen zu erholen. Ein anhaltend hoher Puls kann zudem dazu führen, dass das Herz schneller „erschöpft“ ist und seine Pumpleistung nachlässt.

 

  • Veränderte Blutversorgung der Organe: Ein unregelmäßiger Herzschlag kann dazu führen, dass der Körper nicht gleichmäßig mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Dies wirkt sich negativ auf die Funktionsfähigkeit wichtiger Organe und Gewebe aus, da diese durch die ungleichmäßige Blutversorgung geschädigt werden können. Diese Belastung führt oft zu einer Abnahme der Herzleistung und kann langfristig eine Herzinsuffizienz zur Folge haben.

 

„Die häufigste Herzrhythmusstörung bei Menschen mit einer Herzinsuffizienz ist das Vorhofflimmern, was bei bis zu 30 Prozent der Patientinnen und Patienten mit einer Herzschwäche auftritt,“ erläutert Prof. Dr. Deneke. „Die Kombination führt zu einer intensiveren Ausprägung von Symptomen der Herzschwäche. Gerade in dieser Situation ist eine suffiziente Stabilisierung des Herzrhythmus entscheidend. Hier ist die Katheterablation die effektivste Methode und scheint nach aktuellen Studien durchaus auch eine Auswirkung auf die Prognose der Betroffenen zu haben.“

 

 

Herzrhythmusstörungen erkennen: Wann sollte man zum Arzt?

Typische Warnsignale bei Herzrhythmusstörungen sind zum Beispiel:

 

  • Plötzliche, unerklärliche Müdigkeit

  • Wiederkehrendes Schwindelgefühl

  • Ein hoher Puls oder das Gefühl, dass das Herz „aus dem Takt“ geraten ist

 

Wenn diese Symptome auftreten und besonders wenn sie regelmäßig wiederkehren, sollte unbedingt medizinischer Rat eingeholt werden, so Prof. Dr. Deneke. „Eine absolut ‚rote Fahne’ sind indes wiederkehrende Ohnmachtsanfälle, die einer sofortigen weiterführenden Diagnostik bedürfen, um eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung auszuschließen.“ 

 

Welche diagnostischen Verfahren sind dabei besonders hilfreich? „Während die Herzultraschall-Untersuchung die Methode zur Identifikation einer Einschränkung der Pumpfunktion des Herzens ist, ist das EKG das entscheidende Hilfsmittel in der Diagnose von Herzrhythmusstörungen,“ erklärt Prof. Dr. Deneke. Allerdings treten viele Rhythmusstörungen nur episodenhaft auf. „Langzeit-EKG-Untersuchungen oder implantierte Ereignis-Rekorder können bei seltenen Episoden weiterhelfen. Auch moderne Smartwatches mit der Fähigkeit zum EKG-Schreiben können sinnvoll sein, jedoch nur unter ärztlicher Betreuung.“

 

 

Prävention und Behandlung: Was hilft bei Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz?

Die Vorbeugung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen sind wichtig, um das Risiko einer Herzinsuffizienz zu verringern. Hier einige Maßnahmen, die Betroffene ergreifen können:

 

  • Lebensstil anpassen: Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko für Herzrhythmusstörungen reduzieren. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Nikotin und Alkohol.

  • Stressmanagement: Chronischer Stress und psychische Belastungen können das Herz belasten und Herzrhythmusstörungen begünstigen. Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation helfen, das Risiko zu senken.

  • Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen sind Medikamente notwendig, um den Herzrhythmus zu stabilisieren. Betablocker und Antiarrhythmika gehören zu den häufig eingesetzten Präparaten.

  • Eingriffe bei schwerwiegenden Fällen: Wenn Medikamente allein nicht ausreichen, kann ein sogenannter Herzschrittmacher oder ein implantierbarer Defibrillator eingesetzt werden, um den Herzrhythmus zu regulieren und das Risiko einer Herzinsuffizienz zu senken.

  • Regelmäßige Kontrollen: Wer bereits an einer Herzrhythmusstörung leidet, sollte regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen, um das Risiko einer Herzinsuffizienz frühzeitig zu erkennen.



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